Verkehrsminister setzt sich für Panorama- und Gäubahn ein
Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) setzt sich weiter für eine umsteigefreie Verbindung der Gäubahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof ein. Das gelte auch nach Inbetriebnahme des neuen Tiefbahnhofs im Zuge des Milliardenprojekts Stuttgart 21. «Die Frage ist, ob jede umsteigefreie Variante immer über den Flughafen gehen muss», sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch in Stuttgart bei der Vorstellung einer Untersuchung des Verkehrswissenschaftlichen Instituts (VWI) zur Panoramabahn im Auftrag seiner Behörde. Oder ob es nicht eine zweite Verbindung bräuchte, um das System zu sichern.
Die Gäubahn ist eine internationale Eisenbahnstrecke zwischen Stuttgart und Zürich. Bislang führt sie über die Panoramastrecke durch die Stuttgarter Innenstadt umsteigefrei zum Hauptbahnhof. «Ich mache kein Geheimnis daraus, dass wir eine gute Anbindung an den Hauptbahnhof mit Ergänzungsstation brauchen», sagte Herrmann. Daher hatte das Verkehrsministerium eine oberirdische Ergänzungsstation als Verknüpfung zum neuen Hauptbahnhof zur Diskussion gestellt. Es gelte, die Panoramabahn mit einer leistungsfähigen Anbindung zu erhalten - womöglich zusätzlich zur Führung der Gäubahn über den Flughafen.
Der Minister verwies auf die nächste Sitzung des Lenkungskreises Stuttgart 21 am kommenden Montag (13. Juli). Thema sei unter anderem der Bau des Pfaffesteigtunnels und seine Finanzierung. Es sei im Lenkungskreis zuletzt beschlossen worden, am Tunnel festzuhalten, sagte Hermann, jedoch unter bestimmten Voraussetzungen.
Die umsteigefreie Anbindung der Gäubahn an den Hauptbahnhof soll im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 und nach Plänen der Bahn künftig nur noch über den Flughafen und den neuen Fildertunnel sichergestellt werden. Durch die Anbindung über den Flughafen wird der innerstädtische Streckenabschnitt der Gäubahn in Stuttgart, die sogenannte Panoramabahn, funktionslos.
Ab 2025 etwa wird die Gäubahn keine durchgängige Verbindung in die Landeshauptstadt haben. Stattdessen sollen Reisende für etliche Jahre im Stuttgarter Stadtteil Vaihingen in die S-Bahn in Richtung Hauptbahnhof umsteigen. Dagegen regt sich Protest aus den Anrainerkommunen und auch aus Naturschutzverbänden.
«Die Panoramabahn bietet auch langfristige Vorteile und Möglichkeiten als Ergänzung zum neuen Eisenbahnknoten Stuttgart», sagte Hermann zur Studie. Um die vollen Möglichkeiten der Panoramabahn zu erreichen, soll diese kurzfristig zunächst bis zum möglichen Bau der neuen Haltestelle Nordhalt erhalten werden. Mit dem Nordhalt sei eine andere Lösung jedoch nicht aufgegeben, betonte Hermann.
Bei der Panoramabahn-Studie wurde beispielsweise untersucht, wie zusätzliche Fahrgäste entlang der Strecke für den Nahverkehr gewonnen werden können. Und in welcher Form Ziele innerhalb der Region Stuttgart aber auch darüber hinaus über die Panoramabahn neu miteinander verbunden werden können. Laut Studie könnten bis zu 20 000 Fahrgäste gewonnen werden, sagte VWI-Geschäftsführer Stefan Tritschler. Dazu müsste die Panoramabahn jedoch saniert werden.
Die Oberbürgermeister von Gäubahn-Kommunen akzeptieren keine Kappung der Gäubahn vom Stuttgarter Hauptbahnhof ohne eine Alternative. Bei den kommenden Terminen zur Gäubahn - am 14. Juli auf der Sitzung des Interessensverbandes Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn (GNBB) in Stuttgart, auf der Gäubahn-Konferenz am 19. Juli in Böblingen und vor der Sitzung des Lenkungskreises am 18. Juli - werde diese Position vehement verteidigt, sagte Böblingens grüner Oberbürgermeister Stefan Belz. Die Landtagsfraktion der Grünen sprang den Kommunen bei. Sie fordert wie diese eine weiterhin direkte Anbindung der Züge aus Singen, Tuttlingen und Rottweil nach Stuttgart, so dass Fahrgäste umsteigefreie nach Stuttgart kommen. Die FDP-Fraktion forderte, die Planung und Umsetzung der Gäubahn endlich voranzubringen.
Der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs vom Kopf- zum Durchgangsbahnhof ist schon lange das umstrittenste Bauprojekt Deutschlands. Der Bahnhof soll samt Schienennetz unter die Erde verlegt sowie an den Flughafen angebunden werden.
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