Berührender Austausch über Aktivitäten der SEZ in Dohuk im Irak
Stuttgart. Philipp Keil, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ), hat den Ausschuss für Europa und Internationales in seiner Sitzung am Mittwoch, 25. Juni 2025, über die Aktivitäten der SEZ in Dohuk im Irak informiert. Das hat die stellvertretende Vorsitzende Catherine Kern (Grüne) mitgeteilt. „Baden-Württemberg wird hier seiner humanitären Verantwortung gerecht“, betonte Kern.
Wie Phillipp Keil ausführte, bestehe die Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und Dohuk (Nordirak) seit 2015, 2019 und 2023 sei sie erneuert und bekräftigt worden. Die Hauptvereinbarung besage, die Partnerschaft zu stärken und eine dauerhafte finanzielle Förderung der Projekte in der Region zu sichern. In den Jahren 2015 bis 2020 konnten 1.100 besonders Schutzbedürftige (jesidische) Frauen und Kinder in Baden-Württemberg aufgenommen werden.
Insgesamt seien bislang drei Millionen Euro in knapp 50 Projekte investiert worden. Schwerpunkt der Förderung sei der Auf- und Ausbau psychosozialer Versorgungsangebote, die Verbesserung der Lebensbedingungen von Binnenvertriebenen und Rückgekehrten, einkommensschaffende Maßnahmen für jesidische Frauen und Familien sowie Maßnahmen in Baden-Württemberg. Die Partnerschaft leiste einen konkreten Beitrag zur nachhaltigen Fluchtursachenbekämpfung durch strukturelle Stabilisierung, Zugang zu Perspektiven und soziale Resilienz vor Ort. Beispielhaft nannte Keil die Projekte Energie für Mam Rashan und das Waisenhaus / Schule von OurBridge e. V. Aktuell sind die Auswirkungen des Krieges in Syrien weiterhin unklar, so Philipp Keil. Überdies bestehe die Angst vor einem großen Krieg, der den ganzen Nahen Osten betrifft.
Zuvor hat Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan im Europaausschuss über den Auf- und Ausbau psychosozialer Versorgungsangebote sowie über seine Traumaarbeit berichtet. Ziel seines Trainingsprogramms sei, dass die Studierenden im Irak dazu befähigt werden, den Menschen vor Ort zu helfen. Traumaarbeit sei nicht nur individuelle Arbeit, sondern letztlich auch Friedensarbeit, betonte er. Die psychische Gesundheitsversorgung im Irak sei stark unterentwickelt. Es gebe nur 0,5 Psychiater, 1,1 Pflegekräfte und 0,2 Psychologen pro 100.000 Menschen. Millionen Menschen seien vertrieben worden, es habe massive humanitäre Katastrophen gegeben. Folgende Empfehlungen sprach er aus: Wiederaufbau grundlegender Infrastruktur, den Ausbau lokaler Gesundheitseinrichtungen, die Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung, spezialisierte Traumabehandlung vor Ort sowie eine Koordination mit Rückkehr- und Wiederaufbauprogramm.
Staatssekretär Florian Haßler hat den Ausschuss über die Tätigkeiten der Landesregierung informiert und vom noch ausstehenden Familiennachzug rund 20 jesidischer Ehemänner berichtet. Im Ausschuss sei der Einsatz der Landesregierung sowie der SEZ und Dr. Kizilhan fraktionsübergreifend begrüßt worden, so die stellvertretende Vorsitzende. Auch der vom Staatssekretär anvisierte Familiennachzug der Männer unterstütze das Gremium. Nicht aus dem Blick verlieren dürfe man überdies ein Sonderkontingent für vergewaltigte Frauen mit Kindern, die im Irak keine Zukunft haben. Die stellvertretende Ausschussvorsitzende dankte allen für ihre wunderbare Arbeit.
Der Europaausschuss hat sich auch mit dem Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission für 2025 befasst. „Baden-Württemberg hat großes Interesse daran, dass die Kommission gut arbeitet“, so Catherine Kern. Die übergeordneten Ziele der neuen Legislatur seien die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit, die Vereinfachung und Beschleunigung der Rechtssetzung sowie die Stärkung der europäischen Sicherheit. Am 16. Juli 2025 solle der mehrjährige Finanzrahmen veröffentlicht werden, informierte Kern.