Sozialausschuss befasst sich mit psychischer Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Stuttgart. Der Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Integration hat in seiner Sitzung am Mittwoch, 25. Oktober 2023, über psychische Erkrankungen und Suizidversuche von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg, gerade auch infolge der Belastungen durch die Coronapandemie, gesprochen. Das hat der Ausschussvorsitzende Florian Wahl (SPD) mitgeteilt.

Wie der Ausschussvorsitzende berichtete, erfragten die Antragstellenden der SPD-Fraktion vor allem die aktuelle Lage bei Therapieplätzen und den teils langen Wartezeiten bei Kinder- und Jugendpsychiatrien im Land. „Wir können davon ausgehen, dass die Coronapandemie zu einem deutlichen Zuwachs von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren führte“, so Wahl. Die Antragstellenden hätten im Ausschuss auf den immer noch schwierigen Zugang zu Hilfsangeboten aufmerksam gemacht. Es gebe trotz der ausgeweiteten Förderung nach wie vor zu wenig Therapieplätze und lange Wartezeiten für betroffene Kinder und Jugendliche. Besonders tabuisiert sei weiterhin das Thema Suizid. Die Suizidprävention im Land müsse dringend gestärkt werden. Ein konkreter Ansatz in Baden-Württemberg, die Arbeitskreise Leben e.V., sei bislang nicht flächendeckend ausgeweitet. 

In der Beantwortung des Antrags habe das Sozialministerium unter Berufung auf Studien des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zugestimmt, dass die Belastung von Kindern und Jugendlichen seit Beginn der Pandemie erheblich gestiegen sei. Hinsichtlich der psychischen Auffälligkeiten sei laut UKE-Studie die Zahl der Kinder und Jugendlichen von 18 Prozent vor der Pandemie auf 27 Prozent im Herbst 2021 gestiegen. Neben den Auswirkungen der Pandemie fühlten sich die befragten Kinder und Jugendlichen auch durch weitere äußere Faktoren wie die Energiekrise, den Ukrainekrieg und den Klimawandel belastet. Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen seien in allen Befragungsrunden überdurchschnittlich stärker betroffen. Erhebungen der DAK für Baden-Württemberg zeigten einen erheblichen Anstieg depressiver Erkrankungen, Jugendliche von 15 bis 17 Jahren seien mit einem 1,7-fachen Anstieg bei Jungen und einer verdoppelten Erkrankungszahl bei Mädchen besonders betroffen.

Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) habe laut Wahl im Ausschuss zugestimmt, dass in Baden-Württemberg aktuell nicht ausreichend Jugendpsychiaterinnen und -psychiater niedergelassen seien. Die Pandemie haben bei jungen Menschen vielfach eine natürliche Resilienzentwicklung verhindert. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration stelle derzeit die bisherige Bedarfsplanung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie auf den Prüfstand. In einem ersten Schritt sollen zunächst 136 zusätzliche Betten und Plätze, die das Land zunächst auf zwei Jahre befristet ausgewiesen hatte, dauerhaft zur Verfügung stehen. In einem zweiten Schritt solle ein neues Gesamtkonzept für die Bedarfsberechnung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie erarbeitet werden, fasste Wahl die Ausführungen von Ministeriumsseite zusammen.