Zahl der automatisiert bearbeiteten Steuererklärungen ist stark gestiegen 

Stuttgart. Der Finanzausschuss des Landtags hat sich in seiner Sitzung am Donnerstag, 9. Juli 2020, mit der erleichterten Bearbeitung von Steuererklärungen befasst. „Der Anteil sogenannter Automatikfälle, also der automatisierten Bearbeitung der Steuererklärungen, stieg von 2014 bis 2019 stark an“, sagte der Vorsitzende des Gremiums, der SPD-Abgeordnete Rainer Stickelberger. Im Jahr 2014 wurden von rund 2,64 Millionen Steuerfällen 98.340 Fälle (3,72 Prozent) automatisiert erledigt. Im Jahr 2019 betrug der Anteil bei insgesamt 2,85 Millionen Steuerfällen 13,22 Prozent, was 377.403 automatisiert bearbeiteten Fällen entspricht.  

Nach Angaben Stickelbergers ist der starke Anstieg seit 2014 auf verbesserte IT-Verfahren zurückzuführen. „Diese ermöglichen den Finanzämtern beispielsweise, zum Steuerfall gehörende Daten mit Dauerwirkung maschinell abzuspeichern“, führte der Vorsitzende aus. Dadurch könnten dann in der Steuererklärung angegebene Daten maschinell mit den gespeicherten Daten abgeglichen werden, beispielsweise die jährliche Abschreibung eines vermieteten Gebäudes. Da der Datenbestand mit Dauerwirkung jedoch weitestgehend aufgebaut sei, seien hier zukünftig keine so hohen Zuwachsraten mehr zu erwarten. 

Eine positive Auswirkung auf den Anteil der automatisiert bearbeiteten Fälle hat allerdings die elektronische Abgabe der Steuererklärung. „In Baden-Württemberg wurden für das Jahr 2018 rund 70 Prozent der Steuererklärungen elektronisch eingereicht“, sagte Stickelberger. Bei Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Steuererklärung ohne Steuerberater erstellt haben, lag der Anteil jedoch nur bei 58 Prozent. Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) habe erklärt, Ziel sei, Steuererklärungen in Papierform so weit wie möglich zu reduzieren und die Quote der Automatikfälle Schritt für Schritt zu erhöhen. Dafür werde in den Finanzämtern im Südwesten der Bürgerservice ausgebaut, neue Kommunikationsmittel eingeführt und interne Arbeitsabläufe verbessert. Dazu zählten etwa ein neues Rückruf- und Terminvereinbarungssystem, Videokonferenzsysteme und ein Steuerchatbot.   

Ob die Corona-Krise zu einem zeitweise erhöhten Aufkommen von Steuererklärungen führt, blieb in der Ausschusssitzung offen. Denn einerseits seien auch die Steuerberater von der Krise betroffen und könnten weniger Steuererklärungen bearbeiten als sonst. Andererseits könne es sein, dass Personen, die ihre Steuererklärung ohne Unterstützung eines Steuerberaters erstellen, die Corona-Zeit zur Erstellung ihrer Erklärung genutzt haben. 

Auffällig sei, dass bis Ende März dieses Jahres mehr Steuererklärungen eingereicht wurden als in den gleichen Zeiträumen der Vorjahre. Dieses Jahr seien bereits 1,08 Millionen Erklärungen eingereicht worden, das entspreche einem Anteil von 26,44 Prozent bei 4,1 Millionen steuerpflichtigen Personen. In den Vorjahren habe sich der Anteil zwischen 24,5 und 25,6 Prozent bewegt. Ob dies mit der Corona-Krise zusammenhänge oder nur eine normale Schwankung sei, könne nicht gesagt werden, so Stickelberger.