21. Februar 2025

50. Geburtstag der Landesbischöfin Prof. Dr. Springhart

(von links nach rechts: Landesbischöfin Prof. Dr. Heike Springhart und Landtagspräsidentin Muhterem Aras)

Landesbischöfin Prof. Dr. Heike Springhart und Landtagspräsidentin Muhterem Aras

Geboren 1975 im internationalen Jahr der Frau. Aufgewachsen in der kleinsten Gemeinde Baden-Württembergs. Geprägt durch ein liebevolles und engagiertes Elternhaus. Politisiert in den 80er Jahren. Akademisch-theologisch gebildet seit Mitte der 90er Jahre. In den 2000ern promoviert und im Anschluss beruflich tätig geworden in der Seelsorge, der Bildung, den Wissenschaften, der Nächstenliebe:

Die Frau hinter diesem beeindruckenden Lebenslauf feiern wir heute!

Sehr geehrte Landesbischöfin, liebe Frau Professorin Springhart, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Festgemeinde, die Sie so zahlreich der Einladung gefolgt sind.

 

[Begrüßung]

 

„Mit 16 sagtest du still, ich will, 

Willst groß sein, willst siegen,

willst froh sein, nie lügen.

Mit 16, sagtest du still, ich will,

will alles - oder nichts!“ 

 

Frei nach Hildegard Knef. Ein Vorbild vielleicht für dich als junge Frau? Du magst auf jeden Fall Adele, die mit 30 Ihre größten Songs schrieb. Mit 40 dann wird der Schwabe weise, aber hat das für dich eine Bedeutung? Und nun 50 Jahre, und kein wenig leise.

Liebe Heike, wir haben uns auf den ersten Blick gemocht. Was auf den ersten Blick nicht selbstverständlich erscheint. Uns trennt fast ein Jahrzehnt. Ich bin seit fast 50 Jahren in Stuttgart und Umgebung beheimatet, du, liebe Heike, bist viel rumgekommen in der Welt. Du bist Badenerin, ich bin Schwäbin.

Doch viel mehr haben wir gemeinsam: Trotz Großstadtlebens sind wir beide dörflich geprägt. Wir hatten ermutigende Eltern, und ein wenig Rebellentum wurde uns glaube ich schon in die Wiege gelegt. Wir lieben beide die deutsche Sprache. Und wir beide lieben Musik. 

In bestimmten Bereichen unseres Lebens waren ‚die Ersten‘: In der evangelischen Landeskirche Badens bist du die erste Frau als Landesbischöfin - ich bin die erste Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg. Und wir beide ‚predigen‘ Demokratie. Sprechen Klartext. Lassen uns nicht verbiegen. Wir laufen vor Herausforderungen nicht davon. 

Ich habe dich mit deiner Antrittsrede kennengelernt, und war sofort von dir beeindruckt: von deiner Sprachgewalt, von deinem Humor. Was für eine mutige Wahl, dachte ich! Diese Frau wird die Kirche auf den Kopf stellen!

‚Die‘ Kirche gibt es in der Evangelischen Kirche nicht. Deine Stimme ist eine von vielen. Und doch eine ganz besondere. Eine besonders klare. Du stehst für eine mitfühlende, warmherzige Kirche, die sich einmischt. Die Position bezieht, wie aktuell gegen rechtsextremistische Verharmlosung, für eine vielfältige Gesellschaft.

Du hast dich früh mit deiner politischen Umwelt auseinandergesetzt, war es die Verseuchung der Umwelt durch das Atomunglück von Tschernobyl, die Bewusstwerdung für ökonomische Ungleichheiten oder die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte.

Mit deiner Dissertation bist du der Frage nachgegangen, welchen Beitrag Religion und Kirche für die Demokratisierung und Reeducation im Westen Deutschlands nach 1945 geleistet haben. Ein großes, ein komplexes Thema! Man kann es sich auch einfacher machen, um zu promovieren…

1945. 40 Jahre vor deiner Geburt. Deutschland lag in Trümmern. Und inmitten all dieser Trümmer, Träume und Traumata entstand ein demokratisches Deutschland. Nicht immer auf dem direkten Weg, nicht immer ohne Widerspruch. Drei Jahre nach der Befreiung vom Faschismus durch die Alliierten schenkten uns die Mütter und Väter des Grundgesetzes unsere Verfassung, deren Werte uns beide leiten.

„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ heißt es in der Präambel. Die Formulierung war umstritten im Parlamentarischen Rat, gab es doch weder in der Paulskirchenverfassung noch in der Weimarer Verfassung einen Gottesbezug. Aber letztlich entschieden sich die Mütter und Väter des Grundgesetzes dafür – auch, um bereits mit den ersten Worten eine Abkehr vom NS-Staat zu kennzeichnen. Eine Abkehr vom menschenverachtenden Größenwahn hin zur Demut vor einer höheren Macht. Eine Abkehr von staatlicher Willkür hin zur Universalität der Menschenrechte. Eine Abkehr von mörderischer Ideologie hin zu einer Politik, die auf sittlich-ethischen Werten gründet. Werte, auf die auch das Christentum gründet. 

Wir leben heute in einem der freiesten, friedlichsten, sichersten und gerechtesten Länder der Welt. Ein Privileg, das es zu schätzen und zu schützen gilt! Erst recht in Zeiten, in denen Freiheit und Demokratie bedroht sind wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Der gesellschaftliche Zusammenhalt bröckelt in den letzten Jahren, wegen vieler Krisen und Umbrüche. Neben verantwortungsvoller Politik kann da auch Kirche Halt und Zuversicht geben. Sie kann Menschen mit all ihren unterschiedlichen Bedürfnissen und Perspektiven zusammenführen. Und das machst du, liebe Heike, tagtäglich und ganz wunderbar!

Dafür danken wir dir, und auch dafür feiern wir dich heute. Weil Beruf, Berufung und Charakter bei dir so eng zusammenliegen. 

Wir werden heute noch viel von dir erfahren, sicherlich auch viel Persönliches. Eins vorweg: Du hast lange in Leipzig gelebt und hast eine enge Verbindung zum Thomanerchor. Ein ehemaliger Sänger ist Sebastian Krumbiegel, den ich zum Schluss zitieren möchte, weil es ganz wunderbar auf dich zu passen scheint, weil es Hoffnung gibt. Hoffnung und Zuversicht, wie du sie mit deiner ganzen Person verkörperst: Aus dem Lied der Prinzen ‚Die Demokratie ist weiblich‘: 

„Die Demokratie ist so verletzlich.

Ich weiß nicht, aber ich glaube,

dass die Klugheit auf der Matte steht,

genauso wie die Solidarität,

und die Schönheit, die Freiheit,

die Verliebtheit in diese wunderbare Welt.

Ich will ein Leben lang für diese Dinge gradestehen.

Mit all den Leuten, die auf unsrer Seite sind.

Ich will ein Leben lang auf dieser Barrikade stehen.“

 

Oder, um noch einmal mit Hildegard Knef zu sprechen: „Man muss an das glauben, was man tut – und ab und zu etwas aufmüpfig sein.“

Alles Gute zum Fünfzigsten, liebe Heike!