01. September 2017

„Aufs Gemeinsame vereint“

Landtagspräsidentin Muhterem Aras sprach auf einer Gedenkveranstaltung in der „Stiftung Topographie des Terrors“ in Berlin über „Zusammenhalt in Vielfalt“. In ihrer Rede verband sie ihre persönliche Erfahrung als Deutsche mit Migrationsgeschichte, die über die Ausschreitungen gegen Flüchtlinge Anfang der 1990er Jahre zur politischen Arbeit kam, mit dem Appell, sich auf gemeinsame Werte zu besinnen: „Wir haben uns vielleicht zu lange darauf verlassen, dass unsere Werte nicht infrage gestellt werden“, sagte sie auf der Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen: Aus der Geschichte lernen“. Nun gelte es, den Rahmen, das Leitbild wieder neu zu entdecken und zu festigen: das Grundgesetz, das von seinen Müttern und Vätern weitsichtig auf Vielfalt, Respekt und Toleranz angelegt worden sei.
Dieses Grundgesetz sei nicht vom Himmel gefallen, formulierte Aras. „Es ist aus den Erfahrungen des Nationalsozialismus entstanden.“ In ihrem Debattenbeitrag forderte die Landtagspräsidentin deshalb, Zivilcourage und Menschlichkeit zu zeigen und, vor allem, der Sehnsucht nach dem Einfachen, dem Überschaubaren und leicht Verstehbaren nicht nachzugeben: „Wir müssen lernen, mit der neuen Komplexität zu leben und gemeinsam das Beste daraus zu machen“, so Aras. Die deutsche Gesellschaft müsse sich wieder verstärkt mit Fragen des Gemeinwohls und des sozialen Ausgleichs beschäftigen und das „Wir“ in den Vordergrund rücken. Für Aras heißt das auch: „Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Alltagsrassismus und dem Anwachsen rechtsextremen Gedankenguts kraftvoll entgegentreten.“ Geschichtsarbeit wie sie die Veranstaltung für die „Euthanasie“-Opfer, veranstaltet von Verbänden des „Kontaktgesprächs Psychiatrie“ leisteten, seien extrem wichtig. Solche Erinnerungskultur definiere das „Wir-Gefühl“ in der Gesellschaft immer wieder neu und vereine letztlich kulturelle, religiöse und weltanschauliche Unterschiede auf etwas Gemeinsames.