15. Dezember 2025

20 Jahre Dokumentationszentrum Gedenkstätte Grafeneck

Beim Festakt im Schloss Grafeneck in Gomadingen am Samstag, 13. Dezember 2025, erinnert Landtagspräsidentin Muhterem Aras in ihrem Grußwort an die 10.654 Menschen, die hier 1940 als erste Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde ermordet wurden:

"Die Gedenkstätte Grafeneck steht für Erinnern, für Lernen und für die Verteidigung der Würde jedes Menschen. Indem Sie die Opfer zurück in die Erinnerung holen, geben Sie ihnen ihre Würde zurück. Und Sie helfen künftigen Generationen zu verstehen, wie brüchig Freiheit sein kann. Was Sie tun, ist Dienst an der Demokratie. Dafür möchte ich Ihnen allen von Herzen danken", betont Aras.

Heute könnten wir uns auf demokratische Strukturen verlassen: auf rechtsstaatliche Verfahren, unabhängige Gerichte, unabhängige Medien, Bürgerrechte, Parlamentarismus. "Doch diese Strukturen sind nicht unzerstörbar. Sie können erodieren – langsam, beinahe unmerklich – wenn wir sie nicht pflegen", mahnt Aras. Deshalb habe die Arbeit einer Gedenkstätte wie Grafeneck eine doppelte Wirkung: Sie schütze die Erinnerung an die Opfer. Und sie stärke die Widerstandsfähigkeit unserer Demokratie.Grafeneck als Gedenkstätte von nationaler Bedeutung müsse erhalten und zeitgemäß ausgebaut werden. In Anwesenheit der Abgeordneten Hailfinger (CDU), Fischer und Dr. Kern (beide FDP/DVP) sagt Aras, sie sei dankbar, dass das Land Grafeneck institutionell fördere und zusammen mit dem Bund weitere Mittel in Aussicht gestellt habe. "In den vergangenen 20 Jahren hat die Gedenkstätte Grafeneck gezeigt, wie Erinnerungsarbeit lebendig bleiben kann: durch pädagogische Projekte, durch digitale Angebote, durch Kooperationen mit Schulen, Kommunen und Forschungseinrichtungen, durch Begegnungsprogramme mit Menschen mit Behinderung, die heute selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind", so die Präsidentin.

Grafeneck steht für den Beginn der systematisch-industriellen Ermordung von Menschen mit Behinderung oder psychiatrischer Erkrankung. Ein Ort, an dem die NS-Ideologie Menschen als „lebensunwert“ stigmatisierte — und an dem die Erinnerung heute umso lauter mahnt, den Wert menschlichen Lebens nicht an Kosten messen.