Bachs Musik aus heutiger Perspektive
Bachs Musik in unsere Zeit übersetzen: darum geht es bei „VISION.BACH – Mit Bach das Leben begreifen“, dem Kantatenprojekt der Internationalen Bachakademie Stuttgart. In ihrem Vortrag zur Ratswahlkantate „Preise, Jerusalem, den Herrn“ (Bachwerkeverzeichnis 119) spricht Landtagspräsidentin Muhterem Aras am Samstag, 16. September 2023, in der Stiftskirche Herrenberg darüber, wie Bachs Musik in Verbindung mit den Kantatentexten aus heutiger Sicht, auch politisch, betrachtet werden kann. „Ratswahlkantaten waren geistliche Stücke, komponiert zu einem politischen Anlass – der Einführung eines neu gewählten Stadtrats; aufgeführt wurden sie in einem Gottesdienst. So stehen Ratskantaten sinnbildlich für die Verknüpfung von Politik und Kirche in der damaligen Zeit“, erklärt Aras. „Wo unsere politische Verfasstheit herkommt, das ist eine faszinierende Entwicklung. Amtsträgerinnen und Amtsträger üben heute ein freies Mandat aus – ein Mandat, das nicht durch die Glaubensgemeinschaft legitimiert ist, sondern einzig und allein durch allgemeine, unmittelbare, freie, gleiche und geheime Wahlen.“
In seinem ersten Amtsjahr als Kantor in Leipzig stürzte sich Johann Sebastian Bach 1723 auf die Komposition und Aufführung neuer Kantaten: Über sechzig Stücke dieser Art bekamen die Leipziger Gottesdienstbesucher bis zum Dreifaltigkeitssonntag des Folgejahres zu hören. Genau 300 Jahre danach werden mit der GaechingerCantorey unter Leitung von Hans-Christoph Rademann alle diese Kantaten in 23 Konzerten in Stuttgart und Umgebung erklingen. Zu jedem Konzert wird eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens eingeladen, die zur jeweiligen Thematik der#Kantate spricht. Das Projekt VISION.BACH läuft noch bis zum 31. Mai 2024.