10. Dezember 2019

Dank an den Volksbund für Erinnerungsarbeit

Zum 100. Jubiläum des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. veranstaltete der Landtag von Baden-Württemberg einen Abend der Würdigung. Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) sagte in ihrem Grußwort: "Ich danke dem Volksbund für 100 Jahre unermüdliche Recherche- und Dokumentationsarbeit. Ich danke den 300.000 aktiven Förderern sowie den über eine Millionen Spenderinnen und Spendern. Zusammen ermöglichen sie es Menschen, ihre Geschichten zu erforschen und davon zu berichten." Sie griff den Dokumentarfilm "Der Krieg in mir" von Sebastian Heinzel auf, der als Kriegsenkel seinen Vater auf Spurensuche nach Weißrussland begleitet. Die Präsidentin regte an, in der Gedenkarbeit den Blick auch auf die psychischen Langzeitfolgen von Krieg für die Enkelgeneration zu richten. „Die Wissenschaft gibt uns eindeutige Hinweise: Traumata werden vererbt, auch die Enkel-Generation ist mittelbar geprägt durch die Kriegs- und Folgeerlebnisse ihrer Eltern und Großeltern“, sagte sie in ihrem Grußwort.

Der Volksbund habe den Landtag bewusst als Ort der Veranstaltung ausgewählt, um die Botschaft der Versöhnung durch Erinnern ins Land zu tragen, so Europaminister Guido Wolf (CDU), der gleichzeitig Vorsitzender des Landesverbandes mit seinen 14 000 Mitgliedern ist. Die Feierstunde stelle ein Moment des Innehaltens dar und des Erinnerns. Selbst das Ergebnis eines furchtbaren Krieges, komme dem Volksbund das Verdienst zu, sich für Orte des Trauerns eingesetzt zu haben und damit einem zutiefst menschlichen Bedürfnis von Angehörigen nachgekommen zu sein.       

In seinem Festvortrag spürte Emeritus Professsor Gerd Krumeich der Frage nach dem Trauma der Niederlage von 1918 nach. In Deutschland sei das gemeinsame Totengedenken unmöglich gewesen durch eine innenpolitische Zerrissenheit zwischen links und rechts. Anders als in Frankreich habe sich die zerrissene Gesellschaft nicht versöhnen können über den Gräbern, was für die Bearbeitung der Traumas verheerende Wirkung gehabt habe. Die Nationalsozialisten hätten diese Leerstelle ausgefüllt und das "verkniffene Schweigen" über den Krieg aufgebrochen durch eine neue Sinngebung des Krieges. 

Die Versöhnung über den Gräbern habe sich der Volksbund bis heute zur Aufgabe gemacht, wofür ihm aller Dank gebühre, so Prof. Krumeich. Schülerinnen und Schüler des Stromberg-Gymnasiums Vaihingen-Enz steuerten zur Feierstunde eine Performance zum Thema Frieden bei, die nach einer Exkursion in elsässische Lager entstanden war. Im Unterricht sei der Lernstoff Krieg sehr abstrakt. "Im Gespräch mit Zeitzeugen haben wir das erste Mal nacherleben können, wie schlimm der Krieg wirklich war", so ein Oberstufenschüler.    

Die Festveranstaltung wurde musikalisch umrahmt durch das Blechbläserquintett des Reservistenmusikzuges 28 Ulm unter der Leitung von Gerhard Fetzer.