30. September 2018

Große Landesausstellung "Vertrauensfragen" im Landtag eröffnet

Feierstunde im baden-württembergischen Landtag der außergewöhnlichen Art: Das Haus der Geschichte eröffnet am Sonntag, 30. September 2018, die Große Landesausstellung „Vertrauensfragen. Der Anfang der Demokratie im Südwesten 1918-1924“ eröffnet. „Die Ausstellung spannt den Bogen ins Heute, sie schafft den Bezug zu aktuellen Vertrauensfragen“, lobte Landtagspräsidentin Muhterem Aras vor etwa 500 Gästen. Sie appellierte an das Auditorium, seinen Teil dazu beizutragen, die manchmal langwierige Kompromissfindung als Lösungskompetenz in der Demokratie nicht zu verachten und der Sehnsucht nach einfachen Antworten zu widerstehen. Statements von Landtagsabgeordneten aller Fraktionen zum Thema Vertrauen wurden in der Feierstunde eingespielt. Die im Landtag geführten Interviews sollen künftig nicht nur im Haus der Geschichte Bestandteil der Ausstellung sein, sondern auch in der interaktiven Ausstellung im Bürgerzentrum des Landtags auf einem Display gezeigt werden. Ein Streicherinnenquartett des Stuttgarter Eberhard-Ludwig-Gymnasiums musizierte zur Veranstaltung Stücke von Paul Hindemith (1895 -1963) - einer des bekanntesten Vertreter der "Neuen Musik", dessne  Beiname "Der Bürgerschreck" war.   

Professor Dr. Thomas Schnabel, der Leiter des Hauses der Geschichte, dankte der Hausherrin des Parlaments: „Der Landtag ist nicht nur ein außergewöhnlicher Ort für eine Ausstellungseröffnung eines Museums. In diesem Fall ist er der ideale Ort.“ Die Schau wolle an die großen Leistungen der ersten Demokratie erinnern und den Fokus nicht allein auf das Scheitern 1933 legen. „Geschichte kann keine direkten Handlungsanleitungen für aktuelle Politik liefern“, sagte Schnabel, aber sie könne Erfahrungen aufzeigen, die für heutige Entscheidungen von Wichtigkeit sein könnten. „Wir können – leider mehr als vor einem Jahrzehnt für möglich gehalten – aus Weimar lernen. Wir sollten es allerdings auch tun“, lautete Schnabels Appell. Paula Lutum-Lenger, designierte Leiterin des Hauses der Geschichte, definierte als „Leitfrage“ der Großen Landesausstellung: „Was schafft Vertrauen?“ Der Umsturz 1918 sei vor allem Folge einer tiefgreifenden Vertrauenskrise gewesen. Lutum-Lenger betonte, auch Museen verstünden sich zunehmend als Orte, wo aktuelle politische Diskussionen geführt würden. Also sei Große Landesausstellung ebenfalls ein Akteur, der den Besucherinnen und Besuchern die „Vertrauensfrage“ stelle.