Landtag mal anders: Musik statt Politik
Im 10. Jahr beteiligt sich der Landtag von Baden-Württemberg an der „stuttgartnacht“: Kabarett und Sprachkunst, Parodie und Rock-Pop – für eine halbe Nacht tauscht das Landesparlament am Eckensee seine Identität als Ort politischer Debatten und Entscheidungen ein gegen eine der gefragtesten Stationen der Stadt. Der Landtag war 2008 einer der ersten Behördenbauten in der Landeshauptstadt, der sich in dieser Form den Bürgern öffnete und damit den Flaneuren der „stuttgartnacht“ nicht ganz alltägliche Einblicke gewährte. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, das sanierte Gebäude in Augenschein zu nehmen und einen Schnappschuss im zentralen Sitzungssaal des Parlaments zu machen.
Dort waren wie die Jahre zuvor die Poetry-Slammer der Rosenau wieder die Publikumsmagneten Nummer eins. Die in Leipzig lebende Leonie Warnke brachte ihre Herkunft Gelsenkirchen in Stellung gegen die Münchner Bourgeoisie, der Berliner Slammer Ken Yamamoto reflektierte sein Leben als Tagebucheintrag und Jonathan Löffelbein bot einen „Gangsterrap aus der Perspektive von Jesus“, den er vor vollem Haus ohne Blattvorlage vortrug.
In der Lobby vor dem Plenarsaal wechselten sich Musik und Wort ab: YouTube-Sängerin Jenny Marsala lobte vor dem nächtlich spiegelnden Panoramafenster die „besondere Location“; die Steely Dan Allstars Stuttgart Band bot ihre großen Hits; der Kabarettist Reiner Kröhnert, mixte am passenden Ort Politik und Parodie. Im Bürgerzentrum wechselten sich die Filme des Regienachwuchses, die beim diesjährigen Internationalen Trickfilmfestival gezeigt wurden, und die beiden Wort- und Stimm-Improvisateure Toba (Rap) und Pheel (Beatbox) ab. Nach Mitternacht hatte die Entertainmentband „Shebeen“ mit mitreißendem Soul-Pop ihren Part. Um 2 Uhr nachts gingen schließlich die Lichter aus – bis zum nächsten Mal 2019.