Landtag und IRGW würdigen Engagement gegen Vorurteile
Zum dritten Mal haben die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) und der Landtag von Baden-Württemberg herausragendes Engagement in Wissenschaft und Publizistik gegen Minderheitenfeindlichkeit und Vorurteile mit einer Auszeichnung gewürdigt. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. In diesem Jahr werden die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann und der Geschichtsforscher Martin Ritter mit der Joseph-Ben-Issachar-Süßkind-Oppenheimer-Medaille ausgezeichnet. Landtagspräsidentin Muhterem Aras erklärte, die Arbeit der beiden Preisträger „ermutigt uns alle, für eine Kultur der Solidarität, der Zuwanderung und des Zusammenhaltens zu streiten“. Die Preisverleihung und ein Empfang anlässlich des Jüdischen Neujahrsfestes fand am Montagabend, 7. Oktober 2019, im Neuen Schloss in Stuttgart statt.
Die Journalistin Diekmann wurde für ihr entschlossenes Eintreten gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung geehrt. Nachdem sie über Twitter eine Nachricht mit den Worten „Nazis raus“ veröffentlicht hatte, schlug ihr eine Welle des Hasses entgegen und sie sah sich mit Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen konfrontiert. Prof. Ulrich Eith vom Studienhaus Wiesneck sagte in seiner Laudatio, dass gerade in der heutigen Zeit Haltung, Zivilcourage, ein gutes Maß an Unerschrockenheit gegenüber persönlichen Beleidigungen und teils auch massiven Drohungen gefragt seien. „Nicole Diekmann hat all dies unter Beweis gestellt und wird völlig zurecht mit der Oppenheimer-Medaille geehrt“, so Prof. Eith.
Der zweite Preisträger, Martin Ritter, konnte aufgrund einer Erkrankung bei der Verleihung nicht anwesend sein. „Erinnern und Gedenken können nur gelingen, wenn sie auf einer soliden Wissensgrundlage stehen, aus der Respekt erwächst“, begründete Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger von der Universität Tübingen die Auszeichnung Ritters. Er habe sich um „solche Verdienste wie kein Zweiter verdient gemacht“. Ritter erforscht seit einem Vierteljahrhundert die Geschichte jüdischen Lebens in seiner Heimatgemeinde Obersulm. Außerdem verfasste er mehrere Publikationen über seine Forschungsergebnisse und führte mehr als 30 Jahre Schülergruppen und weitere Besucherinnen und Besucher durch das Museum in der ehemaligen Synagoge von Affaltrach. Der SPD-Abgeordnete Reinhold Gall nahm die Auszeichnung stellvertretend für Ritter entgegen und wird sie ihm im Rahmen einer eigenen Veranstaltung überreichen.
Die Oppenheimer-Medaille wird alle zwei Jahre verliehen. 2015 wurde der Preis ins Leben gerufen.