Präsidentin Aras: Umgang mit Tätern ist wesentlicher Teil der Aufarbeitung
Die diesjährige Gedenkstättenreise von Landtagspräsidentin Muhterem Aras startet am Montag, 27. Juli 2020, in Ludwigsburg mit dem Besuch der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen. Sie trifft dort Thomas Will (Erster Staatsanwalt, Hausleitung Zentrale Stelle), Dr. Peter Gohle (Bundesarchiv, Leiter der Außenstelle Ludwigsburg), Prof. Dr. Gerald Maier (Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg), Konrad Seigfried (Bürgermeister der Stadt Ludwigsburg), Prof. Dr. Wolfgang Pyta (Forschungsstelle der Universität Stuttgart) und Ingrid Hönlinger (Förderverein Zentrale Stelle) zu einem Austausch. „Dieser Ort hat Strahlkraft – auch international“, betont die Landtagspräsidentin.
Auftrag der Zentralen Stelle, die in Deutschland einzigartig ist, ist es seit 1958 zu Taten zu ermitteln, die in der NS-Zeit in Zusammenhang mit den Kriegsereignissen gegenüber der Zivilbevölkerung begangen wurden. Es wird weltweit Material gesichtet, gesammelt und Unterlagen ausgewertet. Ziel ist es, heute noch lebende Beschuldigte ausfindig zu machen, die sich an den Morden der Nationalsozialisten beteiligt haben.
„Der Umgang mit Tätern und deren Verfolgung ist ein wesentlicher Teil der Aufarbeitung und Konfrontation mit der deutschen Geschichte“, sagt Muhterem Aras. Sie berühre vor allem die Frage: „Wie gehen wir mit unserer Geschichte in Zukunft um, wenn nicht nur Zeitzeugen, sondern auch Täter verstoben sind?“ Thomas Will berichtet, dass die Zentrale Stelle zunächst gar nicht gern in Ludwigsburg gesehen wurde, gar als Schandfleck bezeichnet wurde. 170.000 Beschuldigte werden in den Akten der Zentralen Stelle geführt, das dokumentiert eindrucksvoll, wie wichtig die Arbeit des Hauses ist. Heute hängt das „Damoklesschwert der Schließung“ über dem Haus, denn sowohl Täter als auch Opfer sterben. Doch die Ermittlungen sind nach wie vor wichtig für die historische Bildungsarbeit.