Trauer um Heiner Geißler
Mit Bestürzung reagiert Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) auf den Tod des CDU-Politikers Heiner Geißler. Noch im Juni dieses Jahres nahm Aras mit Geißler an den Bruchsaler Schlossgesprächen teil. Gemeinsam sprachen sie sich für Toleranz und eine offene Gesellschaft aus. „Diese Rede hätte auch ich halten können“, attestierte der 87-Jährige der baden-württembergischen Landtagspräsidentin nach ihrem Plädoyer für die Werte des Grundgesetzes. „Ich habe seine offene Art, seinen Humor und seinen Umgang gerade mit Menschen geschätzt, die etwas aus der Reihe fallen“, so die Landtagspräsidentin. „Und ich habe seinen Umgang mit politischen Gegnern ausgesprochen fair empfunden.“ Landtagsvizepräsident Wilfried Klenk über den überraschend verstorbenen CDU-Kollegen: „Ich trauere mit meiner Partei um einen verdienten und hochgeschätzten Vollblutpolitiker, dessen Meinung und Rat bis zuletzt in unserer Partei gefragt war. Heiner Geißler war einerseits ein streitbarer, ja, auch polarisierender Politiker. Und auf der anderen Seite ein Schlichter und Vermittler in schwierigen und verfahrenen Situationen.“
Geißler war ein Landeskind. 1930 in Oberndorf am Neckar geboren, wuchs er in Tuttlingen und Spaichingen auf und verbrachte seine Gymnasialzeit im Jesuiteninternat St. Blasien. Zusammen mit Franz Sauter, Erwin Teufel und Josef Rebhan gründete Geißler 1956 den Kreisverband Rottweil der Jungen Union, war 1961 bis 1965 JU-Landesvorsitzender – und kam anschließend nicht etwa in seinem Heimatland in ein Ministeramt, sondern im Nachbarland Rheinland-Pfalz, wo er bis zuletzt lebte. 1980 bis 2002 war Geißler Mitglied des Deutschen Bundestages, Baden-Württemberg eng verbunden und nahm im höheren Alter noch eine herausragende Rolle als Mediator im Konflikt über Stuttgart 21 ein. Mehrere Pressestatements Geißlers fanden im Stuttgarter Landtag statt. In seiner Abschiedsrede 2011 stellte der frühere Landtagspräsident Peter Straub anerkennend fest: „Wir erlebten die ‚Schlichtung‘ mit Heiner Geißler. Ein absolutes Novum, das auch den neuen Landtag in die Pflicht nimmt. Er muss erwägen, wie unsere parlamentarische Demokratie durch zusätzliche Schnittstellen hin zu den Bürgerinnen und Bürgern modernisiert werden kann.“