"Lustvoll-politischer Abend" im historischen Plenarsaal in der Stuttgarter Heusteigstrasse

Landtagspräsident Straub: "Werkstatt der Politik" Stuttgart. Zusammen mit weiteren Abgeordneten hat Landtagspräsident Peter Straub am Donnerstagabend, 25. April 2002, im ehemaligen Plenarsaal des Landtags in der Heusteigstraße 45 in Stuttgart an einer anlässlich des 50-jährigen Landesjubiläums inszenierten Theateraufführung teilgenommen. In seinem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung bezeichnete Straub den Raum, in dem auf den Tag genau vor 50 Jahren das neue Bundesland offiziell gebildet worden war, als "Werkstatt der Politik". Straub erinnerte daran, dass in diesem Raum exakt vor 50 Jahren um 12.19 Uhr Reinhold Maier in einer Kampfabstimmung gegen Gebhard Müller zum Ministerpräsidenten gewählt worden war. Dann habe Maier nicht nur die Öffentlichkeit, sondern vor allem die CDU überrascht, in dem er sofort eine vollständige Kabinettsliste aus SPD, FDP/DVP und BHE präsentiert und genau um 12.30 Uhr „handstreichartig“ erklärt habe, dass der Zusammenschluss der drei südwestdeutschen Länder Württemberg-Baden, Baden und Württemberg- Hohenzollern zu einem Bundesland erfolgt sei. Die Wogen seien damals hochgeschlagen. Nach den Worten Straubs war der Versammlungsraum in der Heusteigstraße eine "Werkstatt der Politik". Zwischen Frühjahr 1952 und Sommer 1961 hätten die Verfassunggebende Landesversammlung und der Landtag von Baden-Württemberg hier insgesamt 292 mal getagt. Das große zu bewältigende legislative Pensum habe in krassem Widerspruch zu Qualität und Funktionalität des Domizils gestanden. Man könne eher von einer Notunterkunft als von einem Provisorium sprechen. „Heute nun“, so Straub, „erlebt dieser Raum etwas, das wohl auch für ihn eine Art Premiere darstellt, nämlich einen lustvoll-politischen Abend mit künstlerischen Szenen, Filmen und Installationen mit Bezug zum Land und dessen Entwicklung.“ Für die Inszenierung und Präsentation der Aufführung – sie steht unter dem Titel „Die Doppeltür – ein Blumenfest“ zeichnet der Studiengang „Verbreiterungsfach Bildende Kunst/ Intermediales Gestalten“ an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart verantwortlich. Weitere Vorstellungen finden am Freitag, 26. April, und Samstag, 27. April, jeweils um 20 Uhr statt. Am 5. Mai folgt in Karlsruhe eine Aufführung mit geändertem Programm im Neuen Ständehaus, Ständehausstraße 2 (Tagungsort der ehemaligen Badischen Landtage bis 1933), Beginn ebenfalls 20 Uhr. Erbaut wurde das Gebäude in der Heusteigstraße 45 von dem Geheimen Hofrat Eduard Pfeiffer. Aus sozialer Gesinnung hatte er dieses später nach ihm benannte Haus dem Arbeiterbildungsverein gestiftet. Es enthielt außer 240 Wohnräumen unter anderem eines Festsaal für kulturelle Veranstaltungen, darunter auch Theaterdarbietungen. Rund 14 Jahre lang, zwischen dem 18. Juli 1947 und dem 19. Mai 1961, diente das Eduard-Pfeiffer-Haus den Landtagen von Württemberg-Baden und Baden-Württemberg als Tagungs- und Wirkungsstätte. 1986 wurde der Festsaal aufwendig renoviert und in seinem ursprünglichen Stil wiederhergestellt. Mieterin der Räumlichkeiten ist die Staatliche Akademie der Bildenden Künste.