48. Schülerwettbewerb des Landtags zur Förderung der politischen Bildung:

Drei Förderpreisträgerinnen mit großem Engagement und Interesse Themen: Sinn und Zweck von Gedenkstätten/Not und Elend in Afrika Stuttgart. Für herausragende Leistungen beim 48. Schülerwettbewerb des Landtags haben drei Schülerinnen aus Schwäbisch Gmünd, Weinsberg und Sandhausen einen Förderpreis erhalten. Wie Landtagsvizepräsidentin Christa Vossschulte am Donnerstag, 27. April 2006, im Landtag bei der Preisverleihung erläuterte, haben sich am jüngsten Schülerwettbewerb insgesamt 3 063 Jugendliche aus 135 Schulen mit 2 129 Arbeiten beteiligt. Zu insgesamt acht Themen hätten Schülerinnen und Schüler je nach Interesse und Begabung Plakate entworfen, Umfragen durchgeführt oder etwa Gedichte oder Kurzgeschichten verfasst. Im Einzelnen sagte Vossschulte: >>Das Parlament ist im Übergang von der 13. in die 14. Legislaturperiode und, was das Landtagsgebäude betrifft, zurzeit noch im Umbau begriffen. Dies ist der Grund, warum ich Sie zur Preisverleihung des Schülerwettbewerbs des Landtags zur Förderung der politischen Bildung anders als avisiert hier im Conrad-Haussmann-Saal begrüße. Mein Gruß geht an die Vorsitzende des Beirats, Frau Kollegin Brunnemer, sowie an die übrigen Mitglieder des Beirats, der den Schülerwettbewerb betreut. Des Weiteren begrüße ich die Abgeordneten der Wahlkreise, aus denen die Preisträgerinnen kommen, die Eltern der Preisträgerinnen, die Schulleiter und betreuenden Lehrer sowie die Vertreterinnen und Vertreter der Presse. Wenn Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, mich im ersten Teil meiner Begrüßung lediglich von „Preisträgerinnen“ reden hörten und Sie dabei die männliche Anredeform vermissten, so hat das seine Richtigkeit, wie Sie beim Blick auf die Namen der zu ehrenden Personen unschwer erkennen können. Mein besonderer Willkommensgruß geht an die Preisträgerinnen Frau Nathalie Staiger von der Agnes-von-Hohenstaufen-Schule Schwäbisch Gmünd, Frau Daniela Beyer vom Friedrich-Ebert-Gymnasium in Sandhausen und Frau Madlen Hornung vom Justinus-Kerner-Gymnasium Weinsberg. Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben ein wenig recherchiert und zusammengezählt: Insgesamt genau 3 063 Schülerinnen und Schüler aus 135 Schulen des Landes Baden-Württemberg haben zusammen exakt 2 129 Arbeiten eingereicht. Dies ist im langjährigen Vergleich betrachtet – der Schülerwettbewerb des Landtags feiert ja im nächsten Jahr seinen 50. Geburtstag - wieder ein sehr gutes Ergebnis. Im Jahre 1987 - zum 30. Schülerwettbewerb des Landtags - ist der so genannte Förderpreis ins Leben gerufen worden. Er besteht - neben einem stattlichen Geldpreis – aus dem Angebot, das politische Interesse und die persönliche Entwicklung auch in Zukunft weiter zu fördern. Seitdem diese Auszeichnung ins Leben gerufen wurde, sind über 60 Jugendliche und junge Erwachsene für ihr weit über das normale Maß hinausgehendes politisches Interesse vom Landtag Baden-Württemberg geehrt worden. Und lassen Sie mich zwei weitere Zahlen anfügen, die uns zu unseren Preisträgerinnen hinführen: Das Thema „Afrika hungert – Was geht uns das an?“ hat bereits im Jahre 1985 über 350 Schülerinnen und Schüler zur Feder greifen lassen. Zwanzig Jahre später lautete das Thema ähnlich: „AIDS, Hunger, Krieg – Afrika stirbt. Was geht uns das an?“ Und über 400 Jugendliche aus unseren Schulen reichten heuer ihre Wettbewerbsbeiträge ein. Der Kontinent Afrika hat es auch unserer ersten Preisträgerin, Frau Nathalie Staiger von der Agnes-von-Hohenstaufen-Schule Schwäbisch Gmünd, angetan. Was hat sie letztlich zu dieser Arbeit gebracht? Nun, zwei Dinge scheinen mir hierfür ausschlaggebend. Frau Nathalie Staiger reist gerne - und sie liest gerne. Der Kontinent Afrika steht dabei ganz oben auf ihrer Liste möglicher Reiseziele. Es ist ihr wichtig, stets mit der einheimischen Bevölkerung in direkten Kontakt zu kommen und fernab des Massentourismus die neue, fremde Kultur zu entdecken. Aus ihrem Freundeskreis – so habe ich erfahren – haben zwei Freunde längere Zeit in einem afrikanischen Land gelebt. Die Erlebnisgeschichten von Land und Leuten eröffneten Diskussionen, wie Menschen in großer Not geholfen werden könnte. Hinzu kamen zahlreiche Bücher über Afrika, die die junge Frau fesselten. Sie entschloss sich, ihre Gedanken in die literarische Form einer Kurzgeschichte zu „verpacken“, da sie selbst der Literatur – und auch der Wirkung von Literatur - große Bedeutung beimisst. In ihrer Kurzgeschichte „Du und ich“ stellt sie einen Mann dar, der im inneren Monolog mit sich kämpft, wie er als Mensch, der in Wohlstand und Sicherheit lebt, helfen könnte, die Not in Afrika ein wenig zu lindern. Was zählt mehr? Ein Menschenleben in Afrika - oder das der Partnerin gegebene Versprechen? Ich will nicht zuviel verraten – nur eines: Die Kurzgeschichte besticht durch ihre originelle Idee, ist sehr flüssig geschrieben. Sie macht mit ihrem unerwarteten Ausgang betroffen und regt zur Auseinandersetzung mit dem Thema an. Jeder Leser erkennt sich in dem einen oder anderen Gedanken wieder. Vielleicht rüttelt diese Geschichte so manchen auf und regt zum Handeln an. Das wäre zu wünschen. Nun zur zweiten Arbeit: Frau Daniela Beyer vom Friedrich-Ebert-Gymnasium Sandhausen ist siebzehn Jahre alt und macht schon seit einigen Jahren fleißig beim Schülerwettbewerb mit. Und jedes Mal war sie erfolgreich! Im letzten Jahr war sie bereits Erstpreisträgerin, im jetzigen Wettbewerb überzeugte sie die Förderpreis-Jury mit ihrer herausragenden Arbeit zur Frage „Wie wichtig sind Mahnmale?“. In dieser Arbeit wird sichtbar, dass sich Daniela Beyer schon lange mit der Frage beschäftigt, wie das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und an die Opfer der Kriege aussehen könnte. Sie las viel historische Literatur, vor allem zum Nationalsozialismus. Ihr Engagement ging jedoch über die Lektüre hinaus. Sie besuchte Orte des Gedenkens und Erinnerns und reflektierte, was Jugendliche dort erfahren können. Sie verfolgte die Diskussion um das Holocaust-Mahnmal in Berlin und hat in ihrer Arbeit die unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Die Facharbeit besticht durch die sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema, ist ausgewogen. Und – ganz wichtig für den Förderpreis – sie vertritt einen eigenen wohl begründeten Standpunkt. Ich hoffe, dass sich viele Jugendliche durch diese Arbeit animiert fühlen, Gedenkstätten und Mahnmale zu besuchen. Ich bin gespannt, was uns Frau Beyer zu ihrer Arbeit berichten wird. Und nun, meine Damen und Herren, einige Informationen zu unserer dritten Preisträgerin Madlen Hornung. Sie ist Abiturientin und seit Jahren in der Jugendarbeit vielseitig engagiert. Als im Jahr 2005 vom CVJM Weltdienst die Möglichkeit angeboten wurde, ein Kindercamp in Äthiopien mitzugestalten, war Madlen Hornung Feuer und Flamme. Da sie bereits in Südafrika bei einem längeren Aufenthalt erste Afrika-Erfahrungen sammeln konnte, beschloss sie nun einen anderen Teil des Kontinents nicht als Touristin, sondern in einer anderen Rolle näher kennen zu lernen. Wieder zu Hause angekommen, wurde sie auf das Schülerwettbewerbsthema „AIDS, Hunger, Krieg – Afrika stirbt. Was geht uns das an?“ aufmerksam und sah dort ihre Chance, von ihren persönlichen Erlebnissen zu berichten. Das, was sie zu berichten hat, ist außergewöhnlich. Die gesamte Arbeit zeugt von hoher Anteilnahme für Afrika. Ich bin sehr beeindruckt und gespannt, welche weiteren Einblicke sie uns noch eröffnen wird. Sie sehen, meine Damen und Herren, es erwartet Sie wieder einiges. Die Preisträgerinnen werden sich und ihre Arbeiten in wenigen Augenblicken selbst vorstellen. Lassen Sie mich an dieser Stelle sagen: Der Landtag von Baden-Württemberg freut sich über junge Leute mit einem solchen Engagement! Für heute wünsche ich Ihnen, verehrte Preisträgerinnen, einen erlebnisreichen Tag mit interessanten Treffen und informativen Gesprächen hier in Stuttgart. Einen eindrucksvollen Abschluss bildet der heutige Abend mit der Oper „Norma“ von Vincenzo Bellini im Großen Haus des Württembergischen Staatstheaters. Im weiteren Verlauf der Preisverleihung dankte Elke Brunnemer, Vorsitzende des Beirats Schülerwettbewerb und Landtagsabgeordnete aus Sinsheim, den anwesenden Schulleitern und betreuenden Lehrerinnen und Lehrern stellvertretend für alle Kollegen im Lande für die engagierte Unterstützung des Wettbewerbs. Aus der beinahe 50-jährigen Erfahrung wisse man, wie wichtig es sei, junge Menschen immer aufs Neue mit attraktiven Angeboten und Themen für politische oder gesellschaftliche Themen zu begeistern. Hierzu leisteten die Pädagogen im Land einen ebenso wertvollen Beitrag wie die Landeszentrale für politische Bildung, die mit der Organisation des Wettbewerbs betraut sei. Abschließend gab Vorsitzende Brunnemer einen Ausblick auf drei der insgesamt acht neuen Themen des 49. Wettbewerbs: • Gestalte ein Plakat, das Wasser als Lebensspender darstellt oder auf Verschmutzung und Verschwendung von Wasser aufmerksam macht. • Warum jobben Schülerinnen und Schüler? (Umfrage) • Tritt der Kommerz im Sport immer mehr in den Vordergrund? (Erörterung, Facharbeit, Reportage)