50 Jahre Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes
Stuttgart. Bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes am Montag, 9. Oktober 2000, im Neuen Schloss in Stutt-gart hielt der Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg Frieder Birzele (SPD) folgendes Grußwort: >>Die Welt verbessern, das wollen viele. Nur wenigen gelingt es! Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes und ihre Mitglieder gehören zu diesen Wenigen. Freilich: Wer dafür sorgt, dass nichts passiert oder dass es nicht so schlimme Folge hat, wenn et-was passiert, dem wird kaum öffentliche Aufmerksamkeit zuteil. Selbst Béla Barény musste außerhalb der Fachwelt lange auf einen vergleichsweise be-scheidenen Ruhm warten. Dass der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes heute neben zwei Re-präsentanten der Exekutive auch ein Vertreter der Legislative die Reverenz erweist, ist deshalb nicht nur eine höfliche, sondern eine höchst angemessene Geste.
Ich habe es jedenfalls gerne übernommen,
- Ihnen die Grüße des Landtags von Baden-Württemberg zu übermitteln,
- Ihnen zu Ihrem Jubiläum zu gratulieren,
- und Ihnen vor allem Dank zu sagen für Ihre segensreiche Tätigkeit in den letzten fünf Jahrzehnten.
Jubiläen sind Anlaß, bleibende Erfahrungen und zentrale Entwicklungslinien herauszuar-beiten. Denn in keiner Phase der Menschheitsgeschichte ist die technische Entwicklung so stür-misch verlaufen wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts - und die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes hatte stets die Hand am Puls der Zeit.
Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes trägt seit 50 Jahren ent-scheidend dazu bei,
- dass wissenschaftliche Forschung auch wirklich Wissen schafft;
- dass das immer spezifischer werdende Fachwissen aktuell und für den Praktiker tat-sächlich verwertbar zur Verfügung steht;
- dass Aufgaben wie Qualitätssicherung und Effizienzsteigerung im Brandschutz - anders als zum Beispiel in manchen Bereichen des Gesundheitswesens - nicht mit spitzen Fin-gern, sondern entschlossen anpackt werden.
Angesichts dieser - wie es neudeutsch heißt - Performance kann man sicher sein, dass die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes auch in der noch schnellere In-novationen verheißenden Zukunft als Transfer- und Kom-petenzzentrum, als Dienstleister und Sachverständiger erfolgreich wirken wird. Dass die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes ihr 50jähriges Jubiläum an ihrem Gründungsort Stuttgart ausrichtet, hat - so gesehen - einen zusätzlichen Symbol-gehalt: 1950 lag Stuttgart, wie alle Großstädte, noch in Trümmern; der Wiederaufbau lief gerade an - das war eine große Chance, aber auch eine Herausforderung für den Brandschutz. Heute arbeitet man in Stuttgart am Projekt Stuttgart 21; und andere Städte planen Ähnli-ches - derartige Großvorhaben sind wieder eine besondere sicherheitstechnische Heraus-forderung. Das gilt natürlich besonders für Stuttgart 21 mit der Tieferlegung des Hauptbahnhofs - zum einen wegen der Topografie des Talkessels, zum anderen we-gen der langen Tunnel-strecken und der Neckar-Unterquerungen. Da ich als Vertreter der Legislative spreche, würdige ich zudem gerne eine verfassungspo-litische Facette: Bei der Gründung der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes am 22. und 23. Mai 1950 war unser Grundgesetz exakt ein Jahr alt. Die Gründung der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes ist damals - nach den Jahren der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten - ein Beitrag gewesen, die freiheitliche Ordnung mit Leben zu erfüllen. In den fünf Dekaden ihres Bestehens hat sich die Vereinigung zur Förderung des Deut-schen Brandschutzes auch zu einem geschätzten Ratgeber und Ansprechpartner der Poli-tik in allen Fragen der nicht polizeilichen Gefahrenabwehr entwickelt. Und ich konstatiere deshalb vorbehaltlos: Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes gehört zur raren Spezies der vorbildlichen Lobbyisten. Wie bei jedem Jubiläumsgratulanten, verbinden sich auch mit meinen Grüßen zahlreiche gute Wünsche. Drei davon möchte ich nennen: Ich wünsche den Mitgliedern der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes erstens, dass sie weiterhin - wie die Pioniere vor fünfzig Jahren - ihren Beruf als Berufung empfinden. Zweitens wünsche ich Ihnen, dass moderne Brandschutzvorschriften und das behördliche Verlangen, sie konsequent einzuhalten, nicht leichtfertig als Inve-stitionshindernisse abge-tan werden. Deregulierung; Entbürokratisierung; schlanke, schnelle Verfahren; "kundenfreundliche" Ermessensausübung dürfen nicht zu einer Vernachlässigung des Brandschutzes führen. Denn wer hier ein Auge zudrückt, dem droht ein böses Erwachen. Und drittens wünsche ich Ihnen, dass der Brandschutz in den Parlamenten von Bund, Län-dern und Kommunen nicht bloß dann eine Rolle spielt, wenn ein Katastrophe passiert ist und man sich fragen muss, warum Sicherheitsstandards - wie im Düsseldorfer Flughafen - in Jahrzehnten nicht angepasst wurden. Natürlich, jedes große Gebäude ist anders; und es kann immer etwas passieren, was man selbst bei den aufwendigsten Planungen nicht bedenken konnte. Aber Sorglosigkeit, Missachtung von Vorschriften und Gewinnsucht sind die Hauptfeinde des Brandschutzes - also müssen Kontrollen, Vorbeugung und Brandschutzerziehung sein; und dazu braucht es eben Personal und Geld. Dreißig Prozent aller Brände entstehen da, wo wir Menschen uns am geborgensten fühlen, nämlich zu Hause. Deswegen möchte ich - als Appell an uns alle - mit einem chinesischen Sprichwort schlie-ßen, das auch von einem Brandschützer stammen könnte. Es lautet:
"Wer die Welt verbessern will, gehe dreimal mit offenen Augen durch sein Haus".