Attraktivität der Allgemeinmedizin weiter steigern

Stuttgart. Der Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren hat sich in seiner Sitzung am Donnerstag, 18. April 2013, aufgrund eines CDU-Antrags mit der Ärzteausbildung in Baden-Württemberg befasst. Dies teilte die Vorsitzende des Gremiums, die Grünen-Abgeordnete Bärbl Mielich, mit. „Die Ärzteversorgung steht in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen“, stellte Mielich fest. „Mit der Einrichtung eines Kompetenzzentrums und der Aufnahme einer verbindlichen Famulatur in einer Einrichtung der hausärztlichen Versorgung in der Ärztlichen Approbationsordnung sind erste Schritte gemacht, den Stellenwert der Allgemeinmedizin im Studiengang zu steigern. Insgesamt muss die Allgemeinmedizin jedoch deutlich stärker im Studium verankert werden.“

Eine Vielzahl praktizierender Ärztinnen und Ärzte sei über 60 Jahre alt und werde in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Viele unter ihnen hätten große Schwierigkeiten, Nachfolger für ihre Praxen zu finden. Insbesondere im Bereich der Allgemeinmedizin drohe ein rapider Rückgang in der Zahl der praktizierenden niedergelassenen Ärzte, wie Bärbl Mielich ausführte.

Die Allgemeinmedizin sei im Land an den medizinischen Fakultäten weit entwickelt und im Unterricht breit verankert. „Dennoch muss die Attraktivität der Allgemeinmedizin weiter gesteigert werden“, sagte Mielich. Mit Unterstützung des Wissenschaftsministeriums sei das „Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin“ eingerichtet worden, mit dem Ziel der Zukunftssicherung der hausärztlichen Versorgung. „Bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal“, wie Mielich hervorhob. Dabei handele es sich um einen Zusammenschluss der fünf Medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg zur Förderung von Forschung, Lehre, Weiter- und Fortbildung in der Allgemeinmedizin. Als netzwerkartige Struktur würden Projekte im Bereich Aus-, Weiter- und Fortbildung sowie Studien zum hausärztlichen Berufsfeld und den Rahmenbedingungen der hausärztlichen Arbeit angestoßen. „Das Ziel muss sein, an allen Fakultäten eine Vollprofessur für Allgemeinmedizin einzurichten“, so Mielichs Forderung.

Um mehr Ärztinnen und Ärzte für eine Weiterbildung in der Allgemeinmedizin und späteren Niederlassung als Hausärzte zu gewinnen, müsse ab 1. Oktober 2013 für einen Monat eine Famulatur in einer Einrichtung der hausärztlichen Versorgung absolviert werden. „Dafür wurde die Ärztliche Approbationsordnung geändert“, erläuterte Mielich. Des Weiteren setze die Landesregierung auf das Landärzteprogramm des Sozialministeriums, um dem Ärztemangel im ländlichen Raum entgegenzuwirken. „Programme, die wir ausdrücklich begrüßen“, betonte Bärbl Mielich.

Nach wie vor sei der Ansturm auf das Medizinstudien ungebrochen. „Wir haben in Baden-Württemberg ein Bewerber-Studienplatz-Verhältnis von 5:1, weshalb der Studiengang ins zentrale Vergabeverfahren einbezogen ist“, stellte die Ausschussvorsitzende fest. Nach den gesetzlichen Vorgaben würden zirka 15 Prozent der verfügbaren Studienplätze vorab an besondere Bewerbergruppen, darunter außergewöhnliche Härtefälle und ausländische Studienbewerber, vergeben. 20 Prozent der verbleibenden Studienplätze würden über die Stiftung für Hochschulzulassung an die Abiturbesten nach der Durchschnittsnote der Hochschulzugangsberechtigung und 20 Prozent nach der Wartezeit vergeben. Die Vergabe der übrigen 60 Prozent der Plätze würde durch die Hochschulen nach dem Ergebnis eines hochschuleigenen Auswahlverfahrens (AdH) erfolgen. „Die baden-württembergischen Universitäten berücksichtigen hier das Ergebnis des Tests für medizinische Studiengänge, relevante praktische Erfahrungen wie eine einschlägige Berufserfahrung oder einen Freiwilligendienst“, erläuterte Bärbl Mielich. Diese Auswahlverfahren hätten sich bewährt.