Auftakt der Vortragsreihe zum Landesjubiläum im Landtag mit Erhard Eppler
Präsident Straub: Landtag soll über den eigentlichen Parlamentsbetrieb hinaus Ort der Meinungsbildung und des Gedankenaustausches sein Stuttgart. Mit einem Referat von Bundesminister a.D. Dr. Erhard Eppler zum Thema "Vielfalt als Stärke, Baden-Württemberg gestern - heute - morgen" hat die gemeinsam von Parlament und Landesregierung anlässlich des Landesjubiläums veranstaltete Vortragsreihe im Landtag am Dienstag, 14. Mai 2002, begonnen. Begrüßt wurden die Gäste von Landtagspräsident Peter Straub (CDU) mit folgenden Worten: >>Von Bewährtem zu speziellen Anlässen eine Sonderedition aufzulegen, ist nicht nur ein Marketing-Gag - man kann damit zeigen, was einem wichtig ist. Das gilt auch für uns, den Landtag von Baden-Württemberg. Und wir wollen natürlich gerade am 50-jährigen Landesjubiläum unterstreichen, dass das Haus des Landtags über den eigentlichen Parlamentsbetrieb hinaus ein Ort der Meinungsbildung und des Gedankenaustausches sein soll. Deshalb ist es nahe liegend gewesen, dass wir als Teil des Jubiläumsprogramms etwas in konzentrierter Form wiederholen, das in der vergangenen wie in der vorvergangenen Wahlperiode eine sehr gute Resonanz hatte - nämlich einen Vortragszyklus zu veranstalten und ein Generalthema von unterschiedlichen Positionen zu beleuchten. Das jetzige Generalthema lautet natürlich Baden-Württemberg. Und es freut uns sehr, dass die Landesregierung - quasi zur weiteren Aufwertung dieser Jubiläumsausgabe - als Co-Veranstalter mit ins Boot gestiegen ist. Gemeinsam haben wir ein Programm zusammengestellt, das sich sehen lassen kann: Renate Köcher, Professor Hans Maier, Jürgen Schrempp und heute als Beginn Erhard Eppler - das Rednerquartett, das wir zu gewinnen vermochten, ist unseres Landesjubiläums würdig. Und der Zuspruch, den der heutige Auftaktabend hat, bestätigt diese Einschätzung. Ich begrüße Sie alle, meine Damen und Herren, ganz herzlich und danke Ihnen für Ihr Interesse. Besonders willkommen heißen möchte ich natürlich Sie, verehrter Herr Dr. Eppler, hier an einer Ihrer früheren Wirkungsstätten. Aus Bonn in die Landespolitik gewechselt, haben Sie dem Landtag von 1976 bis 1982 als Vorsitzender der SPD-Fraktion angehört. Ihre Glaubwürdigkeit, Ihre inhaltliche Präzision, Ihre rhetorischen Fähigkeiten und Ihre Bereitschaft, an morgen zu denken, auch wenn das bedeutet, heute auf Beifall zu verzichten - all das hat bleibende Maßstäbe gesetzt und lässt das Gefühl entstehen, Sie hätten hier viel länger gewirkt als nur sechs Jahre. Ausdrücklich begrüßen möchte ich ebenso Herrn Ministerpräsident Teufel - auch in seiner Eigenschaft als Mitveranstalter; die Herren Fraktionsvorsitzenden Oettinger, Drexler und Pfister sowie Herrn Vizepräsident Birzele und alle aktiven Kolleginnen und Kollegen des Landtags; Frau Dr. Diemer-Nicolaus als weiblichen Doyen der ehemaligen Abgeordneten; unseren früheren - und gottseidank wiedergenesenen - Kollegen Weyrosta als profilierten Weggefährten Erhard Epplers; sowie Herrn Bundestagspräsident a. D. Dr. Jenninger, Herrn Generalbundesanwalt a. D. Professor Dr. Rebmann, Herrn Landeszentralbankpräsident a. D. Professor Dr. Kloten und Herrn Intendant i. R. Fünfgeld. Als Hausherr bin ich heute Abend nur scheinbar in einer komfortablen Lage. Natürlich: Ich brauche den Redner, also Sie, verehrter Herr Dr. Eppler, nicht in klassischer Weise vorzustellen, indem ich die Stationen Ihrer politischen Vita aufzähle. Denn das hieße zum einen Sole nach Schwäbisch Hall zu pumpen - und das würde zum anderen auch kein wirklich zutreffendes Bild ergeben. Ihre Bedeutung und Ihr Einfluss resultierten und resultieren eben nicht in erster Linie aus den Funktionen und Ämtern, die Sie innehatten, sondern aus Ihrer intellektuellen Brillanz, aus der Festigkeit Ihrer Überzeugungen und aus Ihrer persönlichen Integrität. Die Folge davon ist jedoch, dass man allzu leicht etwas Unpassendes tut - nämlich Sie mit verbalen Etiketten zu bekleben oder in Metaphern zu pressen. Das Wortspiel vom "Nach- und Querdenker, der ein Vordenker ist" dürfte dabei mit am abgedroschensten sein. Ich meine deshalb: Am besten charakterisiert man Sie, verehrter Herr Dr. Eppler, nach wie vor mit ihren eigenen Aussagen. Und deshalb möchte ich einfach durch vier Zitate von Ihnen verdeutlichen, warum Sie in besonderer Weise dazu berufen sind, über die Vielfalt als Stärke Baden-Württembergs zu sprechen. Das erste Zitat lautet: "Politik ist mehr als gutes Management." Das zweite Zitat lautet: "Mit postmoderner Beliebigkeit kann man viel machen, aber nicht auf Dauer Politik". Das dritte Zitat lautet: "Ich bin ein sehr überzeugter Schwabe. Mein Großvater väterlicherseits ist als Bauernbub auf der Schwäbischen Alb aufgewachsen, und meine Mutter stammt aus einem typischen schwäbischen Pfarrersgeschlecht. Das hat mich geprägt." Und das vierte und letzte Zitat lautet: "Ich mag dieses Land. Ich habe Zeit meines Lebens hier gewohnt: in Schwäbisch Hall, in Tübingen, in Schwenningen und in Heilbronn. Von daher fühle ich mich in Baden-Württemberg fast überall zuhause." Meine Damen und Herren, uns erwartet also mit Sicherheit Ernstes, Nachdenkliches und Provozierendes, aber auch Ironisches und Heiteres. Mit anderen Worten: Mancher Gedanke wird zur Nachfrage oder gar zur Widerrede reizen. Und auch dazu soll heute Abend - wie bei unseren Vortragsveranstaltungen üblich - Gelegenheit bestehen. Als Moderator der anschließenden Diskussion haben wir - bewährtermaßen - wieder einen Profi engagiert. Dieses Mal: Jörg Brüggemann aus der Chef-Redaktion des SWR-Fernsehens. Auch Sie, Herr Brüggemann, heiße ich herzlich willkommen. Damit aber endgültig genug des Prologs. Nach einer abrundenden Einführung von Ihnen, Herr Ministerpräsident, freuen wir uns auf Sie und Ihren Vortrag, verehrter Herr Dr. Eppler.