Ausschuss für Landesentwicklung und Wohnen berät über Digitalisierung in der Baubranche

Stuttgart. Der Ausschuss für Landesentwicklung und Wohnen hat sich in seiner Sitzung am Mittwoch, 25. Juni 2025, unter anderem mit der Digitalisierung in der Baubranche befasst. „Angesichts der großen Herausforderungen in der Baubranche spielen künstliche Intelligenz und digitale Genehmigungsprozesse eine immer wichtigere Rolle beim Bauen“, sagte die Vorsitzende des Gremiums, die CDU-Abgeordnete Christiane Staab.

Auf Antrag der Fraktion Grüne beriet der Ausschuss über die Wirkung von Künstlicher Intelligenz in der Baubranche. Die Antragsteller hätten ausgeführt, dass die Bauwirtschaft vor Herausforderungen stehe. Dazu zählten Fachkräftemangel, Kostendruck, steigende Baukosten und die Notwendigkeit, effizienter und nachhaltiger zu bauen. In der Sitzung hätten Abgeordnete unterschiedlicher Fraktionen betont, dass die Künstliche Intelligenz das Potenzial habe, bei diesen Herausforderungen zu unterstützen und die Digitalisierung im Baugewerbe voranzutreiben. Der Einsatz von KI könne dabei helfen, Planungsprozesse zu optimieren, die Baustellenlogistik zu verbessern und innovative Lösungen für eine ressourcenschonende und kostengünstige Bauweise zu entwickeln.

Die Landesregierung habe in ihrer Antwort laut Christiane Staab erklärt, sie weise KI in der Bauwirtschaft eine hohe Bedeutung zu. Ministerin Nicole Razavi (CDU) habe in der Sitzung ergänzt, dass KI gerade beim Bauen und Planen unglaubliche Chancen biete. So könne KI durch eine verbesserte Koordination zwischen am Bau beteiligten Unternehmen sowohl die Effektivität als auch die Effizienz von Tätigkeiten steigern. Es existierten bereits vielfältige Anwendungsfälle von KI im Lebenszyklus von Immobilien. Diese reichten von der digitalen Baufortschrittsüberwachung über die Optimierung von Bauabläufen und Robotik für Baustellen bis zur Optimierung des Energieverbrauchs von Gebäuden und der vorausschauenden Instandhaltung. Das Wirtschaftsministerium habe in den letzten fünf Jahren gezielt die Kommerzialisierung und Anwendung von KI in allen Branchen der baden-württembergischen Wirtschaft unterstützt. Schwerpunkte der Maßnahmen lägen in den Handlungsfeldern wirtschaftsnahe Forschung, Förderung von Innovationen in Unternehmen sowie Vernetzung und Stärkung des KI-Ökosystems. Dazu zählten zum Beispiel die Digitalisierungsprämie Plus, die 16 „regionalen KI-Labs“ oder die Initiative „Horizont Handwerk“. 

Ebenfalls auf Antrag der Grünen-Fraktion befasste sich der Ausschuss mit der Einführung und den Chancen des Virtuellen Bauamts Baden-Württemberg (ViBa BW). Die Plattform werde seit November 2022 von Pilotkommunen erprobt. Seit Sommer 2024 liefen die ersten Tests unter Realbedingungen im Beta-Testbetrieb. Nach Auskunft des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen arbeiteten bereits 167 von insgesamt 209 unteren Baurechtsbehörden produktiv mit dem Virtuellen Bauamt. Insgesamt hätten sich 202 Behörden für die Einführung von ViBa BW entschieden. Ministerin Razavi habe dargelegt, dass Zweidrittel der bundesweit digital eingereichten Bauanträge in Baden-Württemberg erfolgten. Der Südwesten sei hier Vorreiter und zeige, wie digital in der Bauwirtschaft gearbeitet werden könne. 

Die Landesregierung habe weiter ausgeführt, dass sie vom ViBa BW spürbare Verfahrenserleichterungen erwarte, insbesondere für Neubauten und Sanierungsvorhaben im Bestand. Die standardisierten Onlineanträge und der digitale „Vorgangsraum“ des ViBa BW bündelten sämtliche Unterlagen in einem gemeinsamen Arbeitsbereich. Damit entfielen Medienbrüche, Doppeleingaben sowie zeitaufwändige Wege zwischen Projektbeteiligten und Verwaltung. Zudem würden die im Verfahren zu beteiligenden Träger öffentlicher Belange und Fachbehörden frühzeitig in jeden Vorgang eingebunden. Dies beschleunige sowohl die formelle als auch die fachliche Prüfung von Vorgängen und helfe, Planungsfehler frühzeitig zu erkennen. Insgesamt verkürze sich dadurch die Genehmigungsdauer und es würden Kosten gespart.

Ein zentraler Digitalisierungsschwerpunkt des ViBa BW im Jahr 2025 sei die Vorgangsplattform der Prüfingenieure. Unter der Federführung des MLW hätten die Prüfingenieure Baden-Württemberg ihr Fachverfahren ELBA an die Anforderungen des Onlinezugangsgesetzes (OZG) angepasst und für die direkte Integration an das ViBa BW vorbereitet. Sobald ELBA produktiv mit dem ViBa BW verknüpft sei, stehe allen Beteiligten eine standardisierte digitale Vorgangsbeauftragung bzw. Auftragsentgegennahme und Bearbeitung zur Verfügung. Hierbei könnten alle im ViBa BW aus der Antragstellung gespeicherten Anträge und Begleitdokumente wie statische Nachweise, historische Gutachten und fotodokumentierte Bestandsaufnahmen direkt an einen Prüfingenieur übermittelt werden. Dies schaffe Planungssicherheit und spare Zeit. Durch die medienbruchfreien Abläufe griffen alle Fachverfahren auf eine zentrale Datendrehscheibe zu: Gutachten aus ELBA flössen automatisch in die digitale Akte des ViBa BW ein. Doppelte Dateneingaben oder Mehrfacherfassungen würden dadurch vermieden, fasste die Ausschussvorsitzende die Ausführungen zusammen. 

Weitere Themen in der Sitzung waren auf Antrag der SPD-Fraktion „Den Hamburg-Standard für Baden-Württemberg implementieren“ und „Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen und § 250 Baugesetzbuch (BauGB) sowie auf Antrag der FDP/DVP-Fraktion „Expertenrat für Klimaschutz im Gebäudebereich – teures Bürokratiemonster der Ministerin?“ und „Risiken und Zielkonflikte bei der Umsetzung des 1,8 Prozent-Ziels in Artikel 20 KlimaG BW“.