Baden-Württemberg muss international offensiver bleiben
Stuttgart. Der Ausschuss für Europa und Internationales hat sich in seiner Sitzung am Mittwoch, 19. Februar 2025, mit dem Koordinator für deutsch-polnische zwischengesellschaftliche und grenznahe Zusammenarbeit, Dietmar Nietan, ausgetauscht. Über die Deutsche Universität in Kairo hat Prof. Dr. Dieter Fritsch informiert. Das hat der Vorsitzende Willi Stächele (CDU) mitgeteilt. „Baden-Württemberg muss international offensiver bleiben“, so Stächeles Einschätzung.
„Polen ist ein Schlüsselland der EU-Sicherheitsarchitektur“, betonte der Ausschussvorsitzende. Deutschland und Polen verbinde eine enge Nachbarschaft. Aufgabe Dietmar Nietans sei es, zur weiteren Annährung beider Gesellschaften beizutragen und gemeinsam deutsch-polnische Projekte voranzubringen, erläuterte der Vorsitzende. Dietmar Nietan freute sich darüber, dass Polen für den Europaausschuss eine Bedeutung habe. Am 15.10.2023 habe Polen seine autoritäre Regierung nach acht Jahren abgewählt. Dies sei durch eine exorbitante Steigerung der Wahlbeteiligung erreicht worden. Die neue polnische Regierung, so Nietan, lege Wert auf die Belebung des Weimarer Dreiecks, also der Beziehungen zu Deutschland und Frankreich. Nach den Wahlen seien auch die Regierungskonsultationen zwischen Deutschland und Polen wiederbelebt, ein gemeinsamer Aktionsplan sei erstellt worden. Dabei seien gemeinsame Positionen zu allen wichtigen Themen gefunden worden.
Nietan berichtete, dass in den vergangenen Monaten wichtige Projekte der Zivilgesellschaft vorangebracht wurden. So solle ein Deutsch-Polnisches Haus als Erinnerungsort für die polnischen Opfer der deutschen Verbrechen in Polen geschaffen werden. Dieser Ort der Erinnerung solle auch ein Ort der Begegnung werden. Überdies solle der polnischen Sprache in Deutschland mehr Präsenz geboten werden durch außerschulischen herkunftssprachlichen Polnisch Unterricht.
Nietan wolle sich weiter dafür einsetzen, dass Deutschland und Polen gemeinsam durch eine gute Zusammenarbeit ihrer Verantwortung in der EU gerecht werden. Umfassende Ansätze hätte Polen in seiner Agenda zur Ratspräsidentschaft erarbeitet, die unter dem Motto „Security, Europe!“ Sicherheitsthemen in den Blick nehme. So müsste die Zusammenarbeit in der Sicherheits- und Energiepolitik weiter ausgebaut werden. Im Juni 2025 werde es in der neuen polnischen Botschaft in Berlin ein deutsch-polnisches Forum geben. Polens Platz sei in der Mitte Europas, betonte Dietmar Nietan und Polens Wunsch sei es, dass Europa strategisch unabhängig ist. Nietans Ausführungen seien im Ausschuss positiv aufgenommen worden. Fragen hätte es insbesondere zu den Themen europäische Verteidigungsstrategie, wirtschaftliche Entwicklungen, Bildung und Jugendaustausche gegeben. Für Baden-Württemberg sei der Ausbau der Schüler- bzw. Jugendaustausche, evtl. mit neuen Formaten, wichtig, so Stächele. Der Vorsitzende dankte Nietan für sein großes Engagement.
Informationen zur Deutschen Universität Kairo, insbesondere Entwicklungen und Bezug zu Baden-Württemberg, trug Prof. Dr. Dieter Fritsch, Vice Chairman of Board of Trustees for Academic Affairs der German University in Cairo (GUC) und ehemaliger Rektor der Universität Stuttgart, vor. Anfang 2001 sei die Entscheidung gefallen, die GUC unter der Schirmherrschaft der beiden deutschen staatlichen Universitäten Stuttgart und Ulm zu gründen. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst habe dies voll unterstützt. Im Oktober 2003 sei die GUC eröffnet worden mit 900 Studierenden. Fünf Jahre später zählte sie bereits zu den führenden Privatunis in Ägypten. Derzeit seien rund 13.000 Studierende eingeschrieben, mehr als 33.000 hätten bislang graduiert. Die GUC sei das größte und erfolgreichste transnationale Bildungsprojekt des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. 2014 wurde die GIU Berlin gegründet, es folgte in Ägypten die GUI Neue Hauptstadt.
„GUC, GIU Berlin und GIU Neue Hauptstadt sind eine unglaubliche Erfolgsgeschichte des deutschen Bildungsexports“, betonte Dr. Fritsch. 2.300 Absolventen seien bislang auf dem deutschen Arbeitsmarkt untergekommen. Ohne Unterstützung aus Baden-Württemberg wären GUC, GIU Berlin und GIU Neue Hauptstand nicht möglich geworden, so Dr. Fritsch. In der Wahrnehmung sei dieser „Nachwuchsexport“ in Deutschland jedoch noch nicht so präsent. Für die Zukunft wünsche sich die GUC eine breite Aufnahme in die deutsche Forschungslandschaft, deutsche Forschungsgelder und eine Verbesserung der Kooperation mit deutschen Universitäten. Aktuell befände sich die Deutsche Internationale Schule in Kairo (DISK) in der Fertigstellung. Sie biete Platz für 1.750 Schüler, die dort ein Deutsches Abitur ablegen können. „Wir werden diese Entwicklungen gerne im Auge behalten“, versprach Vorsitzender Willi Stächele.