Berthold Huber setzt Veranstaltungsreihe im Landtag fort:
Vortrag zum Thema „Teilhabe und Mitbestimmung - Gewerkschaften im 21. Jahrhundert“ Grußwort von Landtagsvizepräsident Frieder Birzele Stuttgart. Mit einem Referat von Berthold Huber, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, wurde die Vortragsreihe des Landtags über „Neue Herausforderungen für Staat und Gesellschaft“ am Dienstagabend, 4. Mai 2004, fortgesetzt. Huber sprach zum Thema „Teilhabe und Mitbestimmung - Gewerkschaften im 21. Jahrhundert“. Zuvor hatte Landtagsvizepräsident Frieder Birzele (SPD) den Referenten sowie die zahlreichen Gäste mit folgenden Worten begrüßt: >> Herzlich willkommen zum Vortragsabend „Teilhabe und Mitbestimmung – Gewerkschaften im 21. Jahrhundert“. Bitte vermuten Sie nichts dahinter, dass Sie bei diesem Thema von mir und nicht vom Landtagspräsidenten begrüßt werden. Herr Landtagspräsident Straub ist verhindert wegen einer unabweisbaren Verpflichtung in seinem neuen Amt als Präsident des Ausschusses der Regionen Europas. Heute findet der dritte Vortrag in unserer Reihe „Neue Herausforderungen für Staat und Gesellschaft“ statt. Zuvor hörten wir im Juni letzten Jahres Herrn Prof. Dr. Wolfgang Franz zum Thema „Herausforderungen an den Wirtschaftsstandort Deutschland“ und im Oktober Herrn Prof. Dr. Meinhard Miegel zum Thema „Soziale Sicherheit bei leeren Kassen“. Zum ersten Mal tritt nun jemand auf, der die Zukunft nicht bloß wissenschaftlich beschreibt - sondern jemand, • der bereits an entscheidender Stelle Zukunft produziert hat • und der vor allem jene Zukunft, über die er spricht, weiter maßgeblich mitgestalten wird – auf der erreichten Stufe seiner Karriereleiter oder von der nächsthöheren aus. In Respekt und Verbundenheit sage ich deshalb: Willkommen Berthold Huber, Zweiter Vorsitzender der IG Metall! Hier in Stuttgart bedarf es für Sie, verehrter Herr Huber, keiner ausführlichen Vorstellung. Sie waren von 1998 bis 2003 Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg. Auch in diesen fünf Jahren unter Ihrer Ägide ist der Tarifbezirk Nordwürttemberg seinem traditionellen Ruf als „Pilot“ für wegweisende Tarifverträge zwischen zwei starken Partnern gerecht geworden. Das habe ich gemeint mit dem Hinweis, dass Sie jemand sind, der bereits unmittelbar Zukunft produziert hat. Echte Flexibilisierungen und Differenzierungen waren mit Ihnen zu machen, ja, Sie haben sie selbst auch initiiert – Freibriefe ließen Sie sich jedoch weder abluchsen noch abpressen. Sie, verehrter Herr Huber, sind gebürtiger Ulmer und „waschechter“ Schwabe. Ihnen ist also ein Idiom eigen, das schon bei etlichen profilierten IG-Metall-Vorsitzenden zum Markenzeichen gehörte. Dass die Lobby des Landtags heute Abend bestens gefüllt ist, freut mich daher mehrfach: • für das Thema „Teilhabe und Mitbestimmung – Gewerkschaften im 21. Jahrhundert“ • für Sie persönlich • und als Beweis dafür, dass wir unsere Vortragsreihe richtig konzipiert haben. Sie alle, meine Damen und Herren, sind natürlich gleichermaßen gern gesehene Gäste. Trotzdem möchte ich einige namentlich begrüßen. Als Ersten: Herrn Umwelt- und Verkehrsminister Ulrich Müller, sozusagen als Vertreter der Landesregierung. Sehr freue ich mich über die Anwesenheit zahlreicher Kolleginnen und Kollegen des Landtags, für die stellvertretend die Fraktionsvorsitzenden Günther Oettinger, Wolfgang Drexler und Winfried Kretschmann erwähnt seien. Stellvertretend für die ehemaligen Landtagsabgeordneten, die – wie gewohnt – eine ansehnliche „Fraktion“ bilden, begrüße ich meinen Amtsvorgänger, Dr. Alfred Geisel. Mein besonderer Willkommensgruß gilt den Vertretern der Wirtschaft, darunter • Herr Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH; • und Herr Horst Bauer, Vorstandsvorsitzender der HeidelbergCement AG. Ebenso herzlich begrüße ich die Vertreter der Gewerkschaften – stellvertretend: • Herrn Ralf Stockheim, Landesvorsitzender der IG Bergbau-Chemie-Energie; • Herrn Jörg Hoffmann, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, also Ihren Nachfolger, verehrter Herr Huber; • weiter: Herrn Karl Geibel, Landesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes; • und Herrn Martin Grießer als Repräsentanten der Christlichen Gewerkschaft Metall. In unserer Mitte sind bemerkenswert viele Institutionen, Behörden und Hochschulen vertreten, für die ich die Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Frau Eva Strobel, willkommen heiße. Nicht minder herzlich begrüßen möchte ich last but not least die Mitglieder des Konsularischen Korps. Meine Damen und Herren, einige wenige Bemerkungen zu den Gewerkschaften: • Bis in die achtziger Jahre galten sie allgemein als Reformakteure. • Seit Beginn der neunziger Jahre werden sie von vielen mit wachsender Begeisterung zu Blockierern abgestempelt und zu Sündenböcken gemacht für unsere hartnäckigen Sorgen am Arbeitsmarkt. Manche Kritiker schwärmen von Großbritannien, wo ehedem eine sendungsbewusste „Eiserne Lady“ ihre Mission zuvorderst darin sah, die Gewerkschaften kaltzustellen. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass hierzulande jemand träumt, eine deutsche Margret Thatcher zu werden. In Großbritannien gingen freilich in den vergangenen zehn Jahren zweimal so viele Arbeitstage durch Streiks verloren wie bei uns. Und die britischen Lohnstückkosten stiegen außerdem drastisch – trotz der geschwächten Gewerkschaften. Oder nehmen wir die - als „Gewerkschaftsdiaspora“ von manchen hoch gelobten - USA: Vor zwei Jahren legten dort Hafenarbeiter wochenlang die Westküste lahm. Wir sollten also aufpassen, dass die Diskussion bei uns nicht in die verkehrte Richtung geht. Fakt ist anderseits: In Westdeutschland sind seit kurzem weniger als die Hälfte der Unternehmen an Branchentarife gebunden – und in Ostdeutschland kaum ein Viertel. Es braucht demnach eine Strategie, die beides vitalisiert: • die Verankerung in den Betrieben • und die Kraft, ökonomischen und gesellschaftspolitischen Einfluss auszuüben. Einkommenssicherung, Beschäftigungssicherung, Altersvorsorge, Qualifizierung – je konkreter man die Handlungsfelder benennt, je deutlicher tritt zutage: Die Gewerkschaften haben als Schutz- und Interessensgemeinschaften mit einem hohen Organisationsgrad nicht ausgedient. Ihr Standing wird jedoch davon abhängen, dass sich in ihren Strukturen zentrale Sachkompetenz und Durchsetzungsfähigkeit einerseits und dezentrale Arbeitsplatznähe andererseits erfolgreich verbinden. Und das heißt: Gerade bei der IG Metall kann und wird – dies ist meine feste Überzeugung - die Antwort auf das „Quo vadis“ nicht aus plakativen Formeln bestehen. Umso interessanter ist es folglich, wenn dieses „Wohin“ in der überparteilichen Atmosphäre eines solchen Vortragsabends zusammenhängend und umfassend darlegt wird. Man muss kein Prophet sein: Ihr Vortrag, verehrter Herr Huber, wird Nachfragen, Kommentare oder gar Widerspruch auslösen. Der zweite Teil der Veranstaltung – der Dialog mit uns, Ihrem Publikum – verspricht also spezifische Spannung. Wir haben deswegen für die Moderation der Diskussion wieder einen Profi verpflichtet, den Chefredakteur Fernsehen der Landessendedirektion Stuttgart des SWR, Herrn Dr. Michael Zeiss. Auch Ihnen, Herr Dr. Zeiss, ein herzliches „Willkommen“. Jetzt aber: Genug des Prologs! Sie, verehrter Herr Huber, haben das Wort.