Bildungsausschuss diskutiert Prävention und Maßnahmen bei Schulabsentismus
Stuttgart. Der Ausschuss für Kultus, Jugend und Sport hat am Donnerstag, 23. Oktober 2025, auf Antrag der FDP/DVP das Thema Schulabsentismus umfassend beraten. Die Sitzung hatte nach Angaben der Ausschussvorsitzenden Petra Häffner (Grüne) das Ziel, aktuelle Entwicklungen, Ursachen und Maßnahmen zur Verringerung von Fehlzeiten an Schulen zu beleuchten.
Ausgehend von einer Umfrage des Berufsschullehrerverbands (BLV) sei deutlich gemacht worden, dass rund 90 Prozent der befragten Schulen angegeben hätten, dass mindestens ein Drittel ihrer Schülerinnen und Schüler häufig fehlten. Etwa 40 Prozent hätten erklärt, dass nur die Hälfte regelmäßig am Unterricht teilnehme. Diese Daten seien als Beleg für einen zunehmenden Handlungsbedarf gewertet worden. Parteiübergreifend sei hervorgehoben worden, dass Schulabsentismus ein komplexes und schulartenübergreifendes Problem darstelle, dessen Ursachen individuell verschieden seien. Die CDU habe sich in diesem Zusammenhang nach kurzfristigen Möglichkeiten für ein Frühwarnsystem erkundigt, berichtete Häffner.
Die FDP/DVP habe betont, dass das Thema nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfe. Kritisiert worden sei, dass bislang keine vollständige Datenerhebung durch das Kultusministerium vorliege. Das Ministerium habe entgegnet, dass man dem Thema intensiv und nachhaltig begegnen wolle. Derzeit werde eine landesweite Strategie erarbeitet, die ein strukturiertes Verfahren mit verbindlichen Qualitätsstandards und Handlungsoptionen umfasse. Zudem werde geprüft, wie ein landesweites Monitoring praxisgerecht und im Rahmen der verfügbaren Mittel umgesetzt werden könne. Im November 2025 solle eine interministerielle Arbeitsgruppe mit relevanten Stakeholdern starten, die sich mit fünf zentralen Handlungsfeldern – darunter ein ressourcenschonendes, bürokratiearmes und praxisgerechtes Monitoring sowie die Kooperation in Netzwerken – befassen werde. Eine Steuerungsgruppe solle bis Ende Juni 2026 auf die Ergebnisse reagieren, so Häffner.
In der Sitzung seien außerdem Präventionsmaßnahmen wie das Rahmenkonzept „stark.stärker.WIR.“ vorgestellt worden. Präventionsbeauftragte des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) würden hierzu Fortbildungen und Begleitung für Schulen anbieten.
Weiter seien vom Ministerium bestehende Maßnahmen erläutert worden, darunter schulische und außerschulische Unterstützungsangebote, Kooperationen mit der Jugendhilfe, schulpsychologische Beratungsstellen sowie Programme zur Wiedereingliederung und Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen und beruflicher Orientierung. Projekte wie „Das andere Schulzimmer“ oder „mylife“ seien als alternative Zugänge zum Lernen vorgestellt worden. Ihre Umsetzung liege im Ermessen der Schulleitungen unter Beachtung der Schulpflicht. Eine rechtliche Anpassung zur erleichterten Teilnahme an solchen Projekten sei nicht vorgesehen, um Parallelstrukturen außerhalb der Schulpflicht zu vermeiden, so Häffner.
Die Grünen hätten hervorgehoben, dass das Ministerium systematisch schulartenübergreifende Lösungen verfolge und zugleich eine Stärkung der Schulsozialarbeit und Schulpsychologie gefordert. Vom Ministerium sei erläutert worden, dass die schulpsychologischen Beratungsstellen Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte zur Motivation, zum Lernen und zu sozial-emotionalen Schwierigkeiten unterstützen würden. Ein Ausbau der Beratungsstellen speziell für Schulabsentismus sei derzeit jedoch nicht geplant. Gleiches gelte für die Förderung der Schulsozialarbeit: In den letzten fünf Schuljahren seien die Vollzeitäquivalente bereits von 1.686 auf 1.961 erhöht worden. Etwa 80 Prozent der öffentlichen Schulen hätten inzwischen Unterstützung erhalten, wobei die weitere Planung in der Verantwortung der örtlichen Träger der Kinder- und Jugendhilfe liege.
Bezüglich internationaler Modelle sei auf Vorgehensweisen in der Schweiz hingewiesen worden, nach denen Schülerinnen und Schüler bei unter 80 Prozent Unterrichtsteilnahme von Prüfungen ausgeschlossen werden sollen. Solche Ansätze seien geprüft worden. Man habe jedoch betont, dass die gesetzlich vorgeschriebene Schulpflicht und pädagogische Aspekte vorrangig zu berücksichtigen seien.
Abschließend sei hervorgehoben worden, dass Schulabsentismus kontinuierlich beobachtet und bestehende Maßnahmen fortlaufend evaluiert würden. Ziel bleibe, Prävention und Intervention weiterzuentwickeln und individuelle Bildungsbiografien nachhaltig zu sichern. Häffner habe bekräftigt, dass die Sicherstellung regelmäßiger Schulbesuche ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sei, das eine enge Zusammenarbeit von Schulen, Jugendhilfe und kommunalen Trägern erfordere.