Buchpräsentation im Landtag
Band 1 über Verfassungsgeschichte von Württemberg-Hohenzollern erschienen Stuttgart. Der 1. Band mit Quellen zur Entstehung der Verfassung von Württemberg-Hohenzollern wurde am heutigen Dienstag, 9. Mai 2006, im Landtag vorgestellt. Bearbeitet wurde dieses von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg herausgegebene, 633 Seiten umfassende Werk vom ehemaligen Direktor beim Landtag Dr. Thomas Rösslein. Bei der Präsentation der auf insgesamt zwei Bände angelegten Edition sprach Landtagsvizepräsident Frieder Birzele von einem „weiteren Schlüssel zum Verständnis unseres Landes“. Diese Veröffentlichung werde sich als unentbehrlich erweisen für alle, die den schweren, aber gelungenen Neubeginn im deutschen Südwesten nach Despotie und Krieg wirklich begreifen wollten. Wörtlich führte Birzele aus: >>Der heutige Vormittag taugt nicht für schlichte Gemüter. Um den kompletten Gewinn zu ziehen, muss man in seiner Brust mindestens drei Seelen beherbergen: eine, die von der Affinität zur Landesgeschichte durchtränkt ist; eine politisch inspirierte; und eine juristisch angehauchte. Anders formuliert: Der erste Quellenband zur Entstehung der Verfassung von Württemberg-Hohenzollern ist ein hochkarätiger Brillant, der funkelt - egal ob man ihn von der Warte eines Historikers, eines Staatsrechtlers oder eines Politikers betrachtet. Deshalb freue ich mich sehr, dass sich eine so große Gemeinde eingefunden hat, um den intellektuellen Edelstein offiziell in Empfang zu nehmen. Im Mittelpunkt stehen sollen das Werk und sein Schöpfer, also Sie, Herr Dr. Röss¬lein. Sie haben die Genese der Landesverfassung von Württemberg-Hohenzollern nicht lediglich neu abgebildet, sondern das verfügbare Wissen durch eigenhändig „ausgegrabene“ Materialien erweitert. In diesem Buch und dem Folgeband stecken fast dreizehn Jahre Passion und Akribie. Geschichtsbewusste Menschen können leider nicht überall auf spontanes Verständnis hoffen. Auch Sie, Herr Dr. Rösslein, mussten sich mehrfach mit Schopenhauers Diktum ermutigen: „Hindernisse zu überwinden, ist der Vollgenuss des Daseins.“ Aber Sie fanden stets die nötigen Fürsprecher und Förderer. Zum Respekt vor Ihrer wissenschaftlichen Leistung gesellt sich somit der Dank an jene, die dem ambitionierten Projekt zur Realisierung verholfen haben: • Die „Kommission für geschichtliche Landeskunde Baden-Württemberg“ nahm das Vorhaben unter ihre Fittiche trotz der schon in den Neunzigerjahren chronisch knappen Mittelausstattung. • Herr Ministerpräsident Teufel war ein nachhaltiger Beistand, der die notwendigen Recherchereisen nach Paris ins Archiv des französischen Außenministeriums und nach Colmar ins Besatzungsarchiv aus seinem Verfügungsfonds finanzierte. • Die dort „gehobenen“ Dokumente mussten natürlich exakt ins Deutsche übersetzt werden. Die Kosten übernahm die Robert-Bosch-Stiftung, wobei deren damaliger Geschäftsführer, Herr Dr. Bopp, ein höchst offenes Ohr für das Anliegen hatte. • Mein Vorgänger im Amt des Landtagsvizepräsidenten Dr. Alfred Geisel erreichte, dass der ungeordnete Teil des Nachlasses von Carlo Schmid eingesehen werden durfte. • Und schließlich ist Goethe zu zitieren mit dem Satz: „Denn, was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“ Dass diese Einsicht für Ihr Opus gilt, Herr Dr. Rösslein, verdanken wir den Oberschwäbischen Elektrizitätswerken, die im Geiste des alten Mäzenas die Druckkosten großzügig bezuschusst haben. Wir spüren immer klarer: Der Zukunft Herkunft zu geben, genügt nicht; gleich wichtig ist, der Herkunft Zukunft zu verschaffen. Quelleneditionen dienen beiden Aspekten. Am Papier – speziell aus den kargen Nachkriegsjahren – nagt der Zahn der Zeit. Quelleneditionen vermitteln geschichtlichen Prozessen zweites Leben. Hinzu kommt: Nur durch die Quellendokumente sprechen die Akteure epochaler Entwicklungen im „Originalton“ zu den Nachfahren. Nur durch die Quellendokumente werden Tatsachen unzweifelsfrei belegt. Keine noch so gewissenhaft geschriebene Abhandlung vermag das authentische Zeugnis zu ersetzen. Akademische Einschätzungen erweisen sich oft rasch als überholt. Quelleneditionen haben einen bleibenden Wert. Sie, Herr Dr. Rösslein, liefern einen weiteren Schlüssel zum Verständnis unseres Landes und zur Identifikation mit ihm als demokratisches Gemeinwesen. Der bald zweibändige „Rösslein“ wird unentbehrlich werden für alle, die den schweren, aber gelungenen Neubeginn im deutschen Südwesten nach Despotie und Krieg wirklich begreifen möchten. Die Arbeit daran ist für Sie nicht zuletzt eine körperliche Herausforderung gewesen. Man darf deswegen eine Parallele zum Sport ziehen: Sie, Herr Dr. Rösslein, sind gleichsam der Champion. Doch wie hinter Michael Schumacher oder Jan Ullrich eine starke Helfertruppe steht, so konnten Sie auf die fachkundige Assistenz vieler Kräfte bauen. Eine „Conditio sine qua non“ waren namentlich Sie, Herr Dr. Bradler, als Chef des Landtagsarchivs und als Bewahrer des Nachlasses von Gebhard Müller. Das ist uns gegenwärtig, wenn wir jetzt mehr über das Werk erfahren. Damit: In medias res! Sie, Herr Professor Schindling, und anschließend Sie, Herr Professor Taddey, haben das Wort.