Diskussion über geriatrische Versorgung im Land
Stuttgart. Mit der geriatrischen Versorgung in Baden-Württemberg und dem Stand der Umsetzung des 2014 beschlossenen Geriatriekonzepts hat sich der Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Integration in der Sitzung am Mittwoch, 24. Januar 2024, beschäftigt. Das berichtete der Ausschussvorsitzende Florian Wahl (SPD).
Auf Antrag der FDP/DVP thematisierte der Ausschuss die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten über 65 Jahre in ambulanten und stationären Einrichtungen im Südwesten. Die Liberalen hatten dazu angesichts des wachsenden Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung einen umfangreichen Fragenkatalog an das Sozialministerium gerichtet. Insbesondere wollten sie in Erfahrung bringen, wie sich das Versorgungsangebot seit Vorlage des Landesgeriatriekonzepts 2014 entwickelt hat.
Aus der Antwort des Ministeriums geht hervor, dass die Zahl der Krankenhäuser mit geriatrischer Fachabteilung und die Zahl der dort vorgehaltenen Betten in den vergangenen Jahren gestiegen ist. So waren 2014 zehn Kliniken mit Geriatrie und 445 Betten in der Statistik verzeichnet, 2022 waren es 23 Kliniken mit Geriatrie und 739 Betten. Fraktionsübergreifend habe es für diese Entwicklung hin zu mehr Spezialisierung Lob gegeben, berichtete der Ausschussvorsitzende Wahl. Zugleich habe im Ausschuss Einigkeit dahingehend geherrscht, dass es flexibler, vernetzter und fachübergreifender Versorgungsangebote mit einer starken ambulanten Basis bedürfe, um älteren Menschen ein möglichst langes selbstständiges Leben zu ermöglichen. Dies sei und bleibe das oberste Ziel des Geriatriekonzepts.
Wie Wahl weiter berichtete, habe die FDP/DVP die Problematik der Anschlussversorgung nach stationärem Aufenthalt angesprochen. Viele ältere Menschen fänden nach einer Krankenhausbehandlung keinen Platz in der Kurzzeitpflege, auch Reha-Plätze seien knapp. Dies führe dazu, dass diese Menschen häufig nicht mehr in die eigenen vier Wände zurückkehren können und stattdessen im Pflegeheim landen. Das Prinzip Reha vor Pflege müsse entsprechend gestärkt werden, habe die FDP/DVP gefordert, so Wahl.
Grüne und SPD hätten demgegenüber einer Stärkung der ambulanten Versorgung das Wort geredet, so der Ausschussvorsitzende. Vor allem flexible ambulante und wohnortnahe Angebote mit einem Fokus auf Prävention und Gesundheitsförderung seien geeignet, die Lebensqualität älterer Menschen zu sichern. Ziel müsse es sein, Klinikaufenthalte möglichst zu vermeiden. Dies könne gelingen, wenn sich die verschiedenen Gesundheitsberufe unter Einbeziehung der hausärztlichen Versorgung und der Geriatrischen Institutsambulanzen (GIA) besser als bisher vernetzen.
Laut Wahl habe Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) in diesem Zusammenhang den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) von Kliniken, Ärzten und Krankenkassen als oberstes Lenkungsgremium im Gesundheitswesen scharf kritisiert. Der G-BA setze einseitig auf stationäre geriatrische Angebote und hinke der Entwicklung um 20 Jahre hinterher, habe Lucha erklärt. Dies zeige sich exemplarisch an den nicht mehr zeitgemäßen Vorgaben des G-BA für geriatrische Zentren.