Dokumentation aus fünf Jahrzehnten zum Landesjubiläum

Landtagspräsident Straub eröffnet Foto-Ausstellung Stuttgart. Rund achtzig Schwarz-Weiß- und Farbfotos aus dem landeskundlichen und kulturhistorischen Bildarchiv des Landesmedienzentrums sind in einer Wanderausstellung zu sehen, die Landtagspräsident Peter Straub anlässlich des Landesjubiläums am Dienstagabend, 11. Juni 2002, im Haus des Landtags in Stuttgart eröffnet hat. Unter dem Titel „50 Jahre Baden-Württemberg – Ein Land im Wandel“ werden Fotos aus den letzten fünf Jahrzehnten unter anderem zu den Themen Stadt, Land, Schule, Arbeit, Verkehr, Freizeit und Kultur gezeigt. In der Vernissage, die musikalisch von Schülern und Schülerinnen des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Fellbach umrahmt wurde, sagte Präsident Straub wörtlich: >>Ich denke, wir alle sind sehr gespannt, was uns heute Abend - im Wortsinn - vor Augen geführt wird: Und wir alle freuen uns auf die Zeitreise, die wir durch die Geschichte Baden-Württembergs und auch ein Stück weit durch unser eigenes Leben unternehmen können. Umso deutlicher empfinde ich hier am Rednerpult, was Werbetexter längst verinnerlicht haben - nämlich dass Worte nur Komparsen der Bilder sind. Und deshalb verstehe ich meinen Part - den Part als Begrüßender - lediglich als Nebenrolle. Das heißt: Ich möchte von dieser Stelle aus zwar fünferlei ansprechen, aber das in aller Kürze. Als Erstes natürlich möchte ich Sie, meine Damen und Herren, herzlich im Haus des Landtags willkommen heißen. Als Zweites möchte Ihnen, verehrte Frau Dr. Pacher, danken für das, was Sie zusammen mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - aus den optischen Schätzen des Landesmedienzentrums schöpfend - als Beitrag zum Landesjubiläum auf die Beine gestellt und auf die Reise geschickt haben. Der Mensch ist eben ein "Augentier", weshalb sein Denken und Erinnern von optischen Reizen besonders stark in Bewegung gebracht wird. Eindrucksvoller als durch noch so ausgefeilte Ansprachen oder noch so gut aufbereitete Diagramme und Tabellen aus der Werkstatt der Statistiker - Herr Dr. Leibing, Sie geben mir hoffentlich Recht - lässt sich der Wandel, den unser alltägliches Leben und Arbeiten in den letzten fünf Jahrzehnten erfahren hat, eben durch eine Fotodokumention darstellen. Natürlich bilden Fotos die Wirklichkeit nicht einfach ab; sie sind das Ergebnis eines oft vielschichtigen Prozesses: Die Einstellung der Kamera und die Einstellung des Fotografen korrespondieren. Die abgebildeten Personen verhalten sich vor dem Auge der Kamera in einer bestimmten Weise für die Kamera. Gegenstände werden arrangiert. Und Fotografien geben oft nur einen Augenblick aus einer möglicherweise längeren Sequenz von Handlungen wieder. Aber die Ausstellung "50 Jahre Baden-Württemberg - Ein Land im Wandel" soll ja kein geschichtswissenschaftliches Seminar sein, sondern ein engagiert gemachtes, aber leicht verdauliches Kaleidoskop - in das Sie uns, verehrte Frau Dr. Pacher, anschließend einführen werden. Als Drittes möchte ich - weil ich eben doch als Politiker spreche - darauf hinweisen, dass das Landesmedienzentrum - gleich aus mehren Gründen - zu den Vorzeige-Institutionen unseres Landes gehört: weil es aus den einstigen Landesbildstellen Baden und Württemberg entstanden ist und zu jenen Fusionen gehört, bei denen eins plus eins wirklich mehr ist als zwei; weil es von einer kompetenten, innovationsfreudigen Frau geleitet wird; und weil es zu den wichtigsten medienpädogischen und medientechnischen Dienstleistern in unserer sich rasant verändernden Medienwelt gehört. Im Grunde wäre es eine eigene Ausstellung wert, jenen spezifischen Wandel aufzeigen, den die Landesbildstellen und ihr Angebot - von der Lichtbilderstelle zur Multimedia-Agentur in den letzten Jahrzehnten erlebt haben, und der schließlich zur Schaffung des Landesmedienzentrums geführt hat. Auch diese Ausstellung, Frau Dr. Pacher, dürfte natürlich gerne hier im Landtag Station machen. Als Viertes möchte ich erwähnen, dass der Landtag die Leistungen des Landesmedienzentrums - beziehungsweise früher der Landesbildstellen - im klassischen Bereich der Bilddokumentation seit Jahrzehnten schätzt. Ob Plenartage - von der Konstituierenden Sitzung bis zur hitzigen Debatte-, ob Ereignisse am Rande des Plenums, ob Wahlabende, ob Empfänge, Vortragsveranstaltungen, die wichtigen Anlässe im und um das Parlament herum wurden und werden von den Fotografen des Landesmedienzentrums im Bild festgehalten - früher ausschließlich auf Zelluloid, als analoge Aufnahme, heute selbstverständlich auch als digitales Foto. Hinzu kommen die Abgeordneten-Porträts, die schon traditionell zum Service des Landesmedienzentrums zählen. Und weil sich auch der Landtag gerne der Macht der Bilder bedient, ist für uns das gut sortierte Fotoarchiv des Landesmedienzentrums höchst wertvoll. Dieser Fundus ist so groß und reichhaltig, dass sich daraus immer wieder mit Gewinn schöpfen lässt. Es gibt nahezu keine Publikation von uns, in der das Landesmedienzentrum nicht durch fotografische Beiträge präsent wäre. Als Fünftes möchte ich - last not least - den Schülerinnen und Schülern des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Fellbach unter Leitung von Herrn Kessler Dank und Anerkennung sagen für die gelungen ausgewählte und gekonnt vorgetragene musikalische Umrahmung. Victor Hugo sagte einst: "Musik bringt zum Ausdruck, was sich nicht in Worte fassen lässt und doch nicht still bleiben kann." Gerade bei der Eröffnung einer spannenden Fotodokumentation darf man deshalb feststellen, wie gut wir Menschen daran tun, uns als "Augentiere mit Ohren" zu verstehen. Meine Damen und Herren, einem anderen großen französischen Geist, dem Philosoph und Nobelpreisträger für Literatur Henri Bergson, verdanken wir den Satz: "Existenz ist Wandel, Wandel ist Reifung, Reifung ist ewige Selbsterneuerung". Und exakt in diesem Sinn wünsche ich der Ausstellung "50 Jahre Baden-Württemberg - Ein Land im Wandel" gerade hier im Landtag in den kommenden zwei Wochen eine große Resonanz und uns heute einen anregenden Abend. Die Ausstellung im Haus des Landtags ist bis 25. Juni montags bis freitags jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.