Enquetekommission „Berufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung“ schließt öffentliche Anhörungen im Landtag erfolgreich ab
Stuttgart. Die Enquetekommission „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft – berufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung“ hat mit der gestrigen Verbändean-hörung das Anhörungsverfahren abgeschlossen. Die Vorsitzende der Enquete-kommission Andrea Krueger MdL (CDU) sowie die Obleute der vier im Landtag vertretenen Fraktionen Stefan Teufel MdL (CDU), Christoph Bayer MdL (SPD), Siegfried Lehmann MdL (Grüne) und Heiderose Berroth MdL (FDP/DVP) zogen heute (1.10.) in Stuttgart ein positives Fazit: Es sei gelungen, sich in sieben Sach-verständigenanhörungen mit insgesamt 32 Expertinnen und Experten aus Wis-senschaft und Praxis sowie in einer Verbandsanhörung mit 16 Verbänden umfas-send über die anstehenden Herausforderungen zu informieren. Die Enquetekom-mission wird nun auf der Grundlage der gewonnenen Informationen konkrete Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der beruflichen Schulen, der Aus- und Weiterbildung entwickeln. Diese sollen dem Landtag am 16. Dezember vorgelegt und verabschiedet werden. Zwei große Herausforderungen seien in den Anhörungen deutlich geworden, fasste die Vorsitzende Krueger die Ergebnisse zusammen: „Zum einen steht die berufliche Bildung vor der Aufgabe, den Fachkräftebedarf für unsere Unternehmen auch bei sinkenden Schülerzahlen dauerhaft zu sichern. Zum anderen kommt es darauf an, jedem Jugendlichen einen erfolgreichen Start in Ausbildung und Beruf zu ermöglichen und das lebenslange Lernen in der Wissensgesellschaft zu stärken.“ Die Enquetekommission wolle dabei neben den unmittelbar anstehenden Herausforderungen vor allem das Jahr 2030 in den Blick nehmen. „Wir haben gemeinsam und vertrauensvoll den Sachstand untersucht“, berichtete Krueger. “Uns ist bewusst, dass wir viele Ziele nur gemeinsam erreichen können. Ich gehe davon aus, dass diese exzellente, fraktionsübergreifende Zusammenarbeit auch in den weiteren Beratungen stattfinden wird. Nur so kann es uns gelingen an der Sache orientierte Empfehlungen zu entwickeln. Die Enquete ist das falsche Instrument für einen vorgezogenen Wahlkampf.“ Im Weiteren erläuterten die Obleute der vier Fraktionen ihre Überlegungen zu den zentralen Handlungsfeldern der Enquetekommission. Stefan Teufel, Obmann der CDU-Fraktion, betonte die Bedeutung der beruflichen Schulen und der dualen Ausbildung für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses und die Durchlässigkeit des Bildungssystems. „Wir wollen, dass jeder Jugendliche ungeachtet seiner Herkunft die für ihn bestmögliche Berufsausbildung erhält und seinen Weg in ein erfolgreiches Berufsleben gehen kann. Dies ist ein Gebot der Chancengerechtigkeit, damit jeder ein selbstbestimmtes Leben führen kann“, so Teufel. Die Enquetekommission müsse daher Empfehlungen entwickeln, um die Attraktivität der dualen Ausbildung gemeinsam mit der Wirtschaft weiter zu steigern und die bundesweite Spitzenstellung der beruflichen Schulen auszubauen. Jeder Jugendliche werde in Zukunft gebraucht, um den Fachkräftebedarf der heimischen Unternehmen zu sichern. Dabei gelte es, den ländlichen Raum besonders zu stärken. Übereinstimmend betonten die Fachleute in den Anhörungen, dass die Bedeutung der Weiterbildung angesichts der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung künftig weiter steigen werde. Ein erklärtes Ziel der Enquetekommission ist es deshalb, die Beteiligung an allgemeiner und beruflicher Weiterbildung insgesamt zu steigern. Handlungsbedarf sehen die Abgeordneten auch in Bezug auf die Qualitätssicherung in der Weiterbildung. Außerdem ist es unerlässlich, ein landesweit flächendeckendes und inhaltlich breit gefächertes Weiterbildungsangebot sicherzustellen. Christoph Bayer, der Obmann der SPD, erklärte: „In Zukunft müssen sich die Menschen ihr Leben lang weiterbilden. Aufgabe des Landes muss es sein, sie dabei bestmöglich zu unterstützen. Um auch bildungsferne Schichten zu erreichen, sind aus Sicht der SPD-Fraktion unter anderem eine kostenlose, persönliche und unabhängige Bildungsberatung sowie niedrigschwellige Angebote notwendig. Gleichzeitig gilt es, die finanzielle Ausstattung der Weiterbildungsträger stufenweise, aber zügig aufzustocken.“ Nach Ansicht von Siegfried Lehmann, Obmann der Grünen-Landtagsfraktion, besteht eine wichtige Aufgabe in der Öffnung des Ausbildungssystems für benachteiligte junge Menschen: „Leistungsschwächere oder Menschen, die aus Gründen wie ihrer sozialen Herkunft oder Migrationshintergrund benachteiligt sind, haben bislang schlechte Chancen, einen Einstieg in das Ausbildungssystem zu bekommen. Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, müsse sich die Wirtschaft auch dieser Gruppe öffnen.“ Nach Auffassung Lehmanns ist es nicht hinnehmbar, dass junge Menschen auch nach dem Durchlaufen von Warteschleifen ohne Qualifikation dastünden: „Das Übergangssystem muss vollständig in die duale Ausbildung integriert werden!“ Die FDP/DVP-Fraktion will sich vor allem für eine Erhöhung des Anteils der dualen Ausbildung einsetzen. Erste Wahl für Jugendliche solle der direkte Einstieg nach der Schule in eine Ausbildung bleiben, so Heiderose Berroth, Obfrau der FDP/DVP-Fraktion. Durch die flächendeckende Einführung einer zusätzlich zu erwerbenden Fachhochschulreife neben dem qualifizierenden Berufsabschluss sei gerade für leis-tungsstarke Schulabgänger ein Angebot geschaffen worden, dass es flexibel auszugestalten gelte. „Weitere Zusatzqualifikationen, die während oder nach einer dualen Ausbildung erworben werden können, sind sowohl für Auszubildende als auch Unternehmen attraktiv und fördern die Weiterbildungskultur“, so Berroth. Anschlussfähige zweijährige Ausbildungsberufe könnten für Leistungsschwächere ein wichtiger Einstieg in den Ausbildungsmarkt sein.
Anlage
Mitglieder der Enquetekommission "Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft – berufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung"
A. Abgeordnete
Fraktion |
Mitglieder |
Stellvertretende Mitglieder |
CDU |
Krueger, Andrea Kurtz, Sabine Razavi, Nicole Schütz, Katrin Teufel, Stefan Wolf, Guido |
Bormann, Monika Hauk, Peter Herrmann, Klaus Lazarus, Ursula Dr. Löffler, Reinhard Schebesta, Volker |
SPD |
Bayer, Christoph Kleinböck, Gerhard Dr. Mentrup, Frank |
Fohler, Sabine Haller-Haid, Rita Dr. Prewo, Rainer |
Grüne |
Lehmann, Siegfried |
Neuenhaus, Ilka |
FDP/DVP |
Berroth, Heiderose |
Fauser, Beate |
B. ExterneMitglieder
Mitglieder |
Stellvertretende Mitglieder |
Futter, Waldemar |
Dr. Käuflein, Albert |
von Wartenberg, Marion |
Dr. Rapp, Wolfgang |
Prof. Dr. Euler, Dieter |
Prof. Dr. Deißinger, Thomas |
Dr. Ruf, Michael |
Vollmer, Klaus |
Sitzungstermine der Enquetekommission „ Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft – berufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung“
Sitzungstermin |
Anhörungsthema |
18. Februar 2010 10:00 bis ca. 12:30 Uhr öffentliche Anhörung, anschließend ab |
„Berufliche Bildung – fit für Europa“ |
4. März 2010 10:00 bis ca. 12:30 Uhr öffentliche Anhörung, anschließend ab |
„Duales System – gemeinsame Leistung von Wirtschaft und Schule“ |
29. April 2010 09:00 bis ca. 11:30 Uhr öffentliche Anhörung, unmittelbar |
„Weiterentwicklung beruflicher Schulstandorte“ |
29. April 2010 14:30 bis ca. 17:00 Uhr öffentliche Anhörung, unmittelbar |
„Gleichwertigkeit der beruflichen und allgemeinen Bildung“ |
20. Mai 2010 10:00 bis ca. 12:30 Uhr anschließend ab 13:30 Uhr |
„Fit durch Weiterbildung – allgemeine und berufliche Weiterbildung“ |
24. Juni 2010 10:00 bis ca. 12:30 Uhr anschließend ab 13:30 Uhr |
„Weiterbildung als vierte Säule der Wissensgesellschaft“ |
22. Juli 2010 10:00 bis ca. 12:30 Uhr anschließend ab 13:30 Uhr |
„Sicherung des Fachkräftebedarfs und Integration durch berufliche Schulen, Wirtschaft und Weiterbildung“ |
30. September 2010 nichtöffentliche Sitzung 10:00 bis 10:30 Uhr anschließend ab 10:30 Uhr öffentliche Sitzung |
Verbandsanhörung |