Es gilt das gesprochene Wort!

Ausstellungseröffnung im Landtag Präsident Peter Straub: Moderner Rechts- und Sozialstaat trägt etliche Gene der reformatorischen Kirchenordnungen in sich Stuttgart. „Kirche ordnen. Welt gestalten - Von der reformatorischen Kirchenordnung zur europäischen Verfassung“ heißt eine Ausstellung, die Landtagspräsident Peter Straub (CDU), am Donnerstag, 8. Februar 2007, im Foyer des Landtags in Stuttgart eröffnet hat. In der von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, der Melanchthon-Akademie Bretten und dem Landeskirchlichen Archiv Karlsruhe mit Unterstützung beider evangelischer Landeskirchen präsentierten Schau werden anlässlich des 450. Reformationsjubiläums in Baden und der Kurpfalz die gesellschaftliche, politische und religiöse Situation des deutschen Südwestens im 16. Jahrhundert wieder lebendig gemacht. „Unser moderner Rechts- und Sozialstaat trägt etliche Gene der reformatorischen Kirchenordnungen in sich“, sagte der Landtagspräsident in seinem Grußwort. Dieses Erbgut sei nichts Anachronistisches, im Gegenteil, es befähige sogar dazu, der Europäischen Union ein tragfähiges geistiges Fundament zu geben. Im Einzelnen führte Straub aus: >> Selbst altgediente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landtagsverwaltung erinnern sich nicht daran, dass im Haus des Landtags jemals eine Matinee stattgefunden hat. Deshalb darf ich sagen: Zumindest nominell erleben wir heute eine Premiere! „Matinee“ bedeutet: Veranstaltung am Vormittag. Streng genommen befinden wir uns also ein bisschen in Verzug. Und das heißt für mich: „Fasse dich kurz!“ Es soll ja nicht der Anschein entstehen, als gingen im Landtag die Uhren anders. Für dreierlei gilt natürlich trotzdem das Gebot: „So viel Zeit muss sein!“ Erstens für einen großen Dank – leider in Abwesenheit – an Herrn Kirchenrat Weber. Zweitens für einen herzlichen Willkommensgruß an Sie beide, Herr Dr. Fischer und Herr Professor Kohnle. Und drittens für eine verbale Verbeugung vor der Instrumentalgruppe. Herr Kirchenrat Weber hatte die Idee, die Ausstellung in den Landtag zu holen und so einen Wissensvorsprung der „Berufseuropäer“ in Brüssel einzuebnen. Ich bin sicher: Die Ausstellung wird hier ein ebenso lebhaftes Interesse finden wie letzten Herbst in der baden-württembergischen Landesvertretung bei der EU. Sie, Herr Dr. Fischer, und Sie, Herr Professor Kohnle, zählen zu den Vätern dieser Ausstellung. Sie, Herr Dr. Fischer, sind damit mehr als ein Ersatz für Herrn Kirchenrat Weber. Schön, dass Sie spontan einspringen konnten. Sie, Herr Dr. Professor Kohnle, beherrschen bekanntermaßen die Kunst, intellektuell Anspruchsvolles doppelt populär zu machen – populär im Sinne von verständlich; und populär im Sinne von gern gehört. Wir freuen uns deswegen sehr auf Ihren Vortrag. Und die exzellent dargebotene Renaissancemusik unterstreicht: Eine Matinee ist kein schlichter Frühschoppen. Die kostbaren Exponate und die Schautafeln führen buchstäblich vor Augen: Die Trennung von Kirche und Staat hat nicht zu einem lupenreinen Dualismus geführt. Unser moderner Rechts- und Sozialstaat trägt etliche Gene der reformatorischen Kirchenordnungen in sich. Und dieses Erbgut ist nichts Anachronistisches. Im Gegenteil: Es befähigt uns sogar, der Europäischen Union ein tragfähiges geistiges Fundament zu geben. Anders formuliert: Das Zeitalter der Aufklärung brachte zwar epochale Fortschritte. Gleichwohl sollten wir einräumen: Mit der „reinen Vernunft“ allein lässt sich ein Gemeinwesen nicht gedeihlich gestalten. Weder in der Gegenwart noch in der Zukunft. Weder auf den nationalen Ebenen noch im europäischen Kontext. Genug der Vorrede – damit die Matinee nicht zur Soiree wird. Sie haben das Wort, Herr Professor Kohnle!<<