Festakt im Landtag zur Eröffnung des Theodor-Heuss-Hauses
Stuttgart. Die Eröffnung des Theodor-Heuss-Hauses ist am Freitag, 8. März 2002, im Landtag von Baden-Württemberg mit einem Festakt gefeiert worden. Beim Theodor-Heuss-Haus handelt es sich um das ehemalige Stuttgarter Wohngebäude des ersten Bundespräsidenten, das von der Stiftung Bundespräsident Theodor-Heuss-Haus zu einer Gedenkstätte umgestaltet wurde. Es sei ein Anlass zum Feiern, dass der geistige Nachlass von Theodor Heuss an authentischem Ort ein Zentrum erhalten habe, das sich als Impulsgeber verstehe, sagte Landtagspräsident Peter Straub bei der Begrüßung der Gäste in der Lobby des Parlaments. Weiter führte der Präsident aus: >> Es freut mich aus mehreren Gründen sehr, dass der Festakt zur Eröffnung dieses Zentrums hier im Landtag von Baden-Württemberg stattfindet. Zum einen hat Theodor Heuss schon 1919 die Vereinigung von Baden und Württemberg vorgeschlagen - und das soll angesichts unseres Landesjubiläums "50 Jahre Baden-Württemberg" nicht unter den Tisch fallen. Zum anderen war Theodor Heuss von 1946 bis 1949 Mitglied zunächst der Verfassunggebenden Landesversammlung und dann Landtags von Württemberg-Baden; darüber hinaus begleitete er das Amt des Kultusministers. Mit einem Lächeln kann ich weiter daran erinnern, dass uns Theodor Heuss am 26. Januar 1954 bei seinem offiziellen Besuch des Landtag im damals neuen Bundesland Baden-Württemberg ein besonderes Geschenk gemacht hat: Er prägte nämlich in seiner Ansprache jene Charakterisierung, die wir - auch außerhalb von Jubeljahren - so gerne gebrauchen - die Charakterisierung Baden-Württembergs als "Modell deutscher Möglichkeiten". Und last not least war schon die Arbeitsaufnahme der "Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus" Ende 1996 Anlass für einen kleinen Empfang hier an dieser Stelle. Frei nach Theodor Heuss habe ich den Verantwortlichen damals zugerufen "Nun schaffet mal schön". Und Sie haben "geschafft"! Neu gefasst worden ist eine der wichtigsten Quellen unserer politischen Kultur. Heute ist also ein guter Tag für uns alle - unsere große, hochkarätige und parteipolitisch ausgewogene Festversammlung spiegelt das eindrucksvoll wieder. Wissenschaft, Wirtschaft, Kirchen, private und staatliche Institutionen, Konsularisches Korps - als höchst bemerkenswert empfinde ich, dass das gesamte Spektrum des öffentlichen Lebens so dicht vertreten ist. Und ich begrüße Sie alle, meine Damen und Herren, auf das Herzlichste. Durch Ihr Kommen setzen Sie nicht zuletzt ein Zeichen für den gegenseitigen Respekt der Demokraten, der nicht - auch nicht von einem Einzelnen - in Frage gestellt werden darf durch ein allzu billiges Vereinfachen komplexer geschichtlicher Situationen. Mein besonderer Willkommensgruß gilt deshalb Ihnen, Herr Bundespräsident Rau. Wir alle wissen, dass Sie der politischen Gestalt und dem Menschen Theodor Heuss weit mehr entgegenbringen als den Respekt, den man Amtsvorgängern gemeinhin schuldet. Als Zweiten namentlich willkommen heißen möchte ich Sie, Herr Staatsminister Professor Nida-Rümelin. Ich denke, wir sagen beide gerne: Schön, dass die meisten Stiftungen des Bundes im föderalen Miteinander gänzlich unstrittig sind. Und schließlich möchte ich Sie, verehrter Lord Dahrendorf, ausdrücklich begrüßen - als ehemaliges Mitglied des baden-württembergischen Landtags; - als Förderer der politischen Kultur in Deutschland seit den fünfziger Jahren; - sowie als Weltbürger, der in Baden-Württemberg immer noch mehr stehen hat als den sprichwörtlichen Koffer. Die Londoner Times hat Sie einmal den "seit Prinz Albert einflussreichsten Deutschen in Großbritannien" genannt - was uns daran erinnert, dass Theodor Heuss im Jahr 1958 den ebenso schwierigen wie wichtigen ersten Besuch eines deutschen Staatsoberhaupts im Vereinigten Königreich nach dem Zweiten Weltkrieg mit Bravour bewältigt hat. Nach innen wusste Theodor Heuss, dass sich das junge Gemeinwesen nur würde festigen können durch das Tätigwerden der Bürgerinnen und Bürger. Er machte uns den Weg in die Republik schmackhaft - zwar auch mit dem zeitlos gültigen Satz: "Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist". Möge deshalb die Arbeit des Theodor-Heuss-Hauses nicht zuletzt in diesem Sinne weit ausstrahlen!