Flüchtlinge als Schwerpunktthema

Stuttgart. Der Ausschuss für Arbeit, Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren hat in seine Sitzung am Donnerstag, 12. November 2015, den Vorsitzenden der Geschäftsführung in der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Agentur für Arbeit (BA), Christian Rauch, eingeladen, um sich unter anderem fundiert über die Initiativen der BA im Zusammenhang mit der Vermittlung von Flüchtlingen zu informieren. Dies teilte die Vorsitzende des Gremiums, die Grünen-Abgeordnete Bärbl Mielich, mit.

Beim Gespräch sei Mielich zufolge deutlich geworden, dass die Arbeitsmarktpolitik über ausreichend Instrumente verfügt, um die Situation zu bewältigen. Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt habe in der Vergangenheit sehr lange gedauert, nämlich durchschnittlich 15 Jahre. Wie Christian Rauch laut Mielich ausführte, seien Flüchtlinge bislang überwiegend in Niedriglohnbranchen beschäftigt gewesen. Im für Baden-Württemberg wichtigen verarbeitenden Gewerbe seien Flüchtlinge mit acht Prozent unterrepräsentiert. 50 Prozent der Flüchtlinge kämen im Hotel- und Gastgewerbe und im Bereich sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen unter. „Es ist durch die Ausführungen von Christian Rauch deutlich geworden, dass Flüchtlinge in der Vergangenheit selten mit deutschen Arbeitnehmern konkurriert haben“, so Mielich. Es sei außerdem dokumentiert, dass Flüchtlinge zu den am schlechtesten verdienenden Gruppen gehörten.

Weniger als acht Prozent der Flüchtlinge hätten aktuell einen akademischen Abschluss, der überdies in Deutschland auch erst noch anerkannt werden müsse. Demgegenüber stünden 80 Prozent der Flüchtlinge, die nach den Ausführungen Rauchs keine Ausbildung hätten. Menschen aus dieser Gruppe im Alter zwischen 15 und 35 Jahren könnten laut Rauch dennoch „Fachkräfte für übermorgen“ werden, sagte die Ausschussvorsitzende. Dies sei allerdings kein Selbstläufer, dafür müssten wir etwas tun, appellierte Rauch. „Vor allem bei den Sprachangeboten müssen wir schneller werden und brauchen noch mehr Angebote“, gab Mielich Christian Rauchs Auffassung wieder. Außerdem müsse bei der Kompetenzfeststellung umgedacht werden: „Wir müssen lernen, Talente zu erkennen und nicht nur auf Zertifikate zu schauen“, so Mielich. Informelles Lernen werde eine völlig neue Relevanz bekommen. Es müssten Wege gefunden werden, das Unsichtbare sichtbar zu machen.