Grußwort des Landtagspräsidenten beim Jahresempfang der katholischen Bischöfe
Straub: Kirchen sind unverzichtbare Akteure unserer weltlichen Verantwortungsgemeinschaft Stuttgart. „Die Kirchen sind unverzichtbare Akteure unserer weltlichen Verantwortungsgemeinschaft.“ Darauf hat Landtagspräsident Peter Straub (CDU) beim Jahresempfang der katholischen Bischöfe in Baden-Württemberg am Dienstagabend, 27. November 2007, im Neuen Schloss in Stuttgart hingewiesen. Wörtlich sagte der Präsident: >>Zum originären Auftrag der Kirchen in unserer komplexen, oft widersprüchlichen Zeit gehört, – auf die Bibel als authentisches Fundament unserer Gesellschaft hinzuweisen, – die bleibende Aktualität der biblischen Botschaft zu bezeugen – und aus den christlichen Wertmaßstäben heraus politische Impulse zu geben. Die Kirchen sind damit unverzichtbare Akteure unserer weltlichen Verantwortungsgemeinschaft. Ihr Dienst hat – jenseits der verfassungsrechtlichen Festlegungen – öffentlichen Charakter. Und ihre Autorität im publizistischen Stimmengewirr erwächst aus Klarheit, nicht aus Vereinfachung. Das betonen wir Politiker auf diesem – inzwischen traditionellen – Jahresempfang stets aufs Neue. Allerdings bewegen wir uns dabei meist auf einer mittleren Abstraktionsebene. Heute Abend bräuchten wir eigentlich nichts zu sagen. Denn das Thema des Vortrags und die Person des Redners konkretisieren mit höchster Prägnanz, wie sehr uns die Bibel als universale Kraftquelle und als elementarer Gedankenfundus überall hilft: – im globalen Kontext; – bei sämtlichen Problemen, die mit dem Menschsein zu tun haben; – und sogar in den praktischen Facetten unseres Alltags. Anders ausgedrückt: Unabhängig von der Intensität des individuellen Glaubens muss jeder etwas von der Bibel wissen. Das ist eine Frage der Bildung. So sind die europäische Geschichte, Kultur oder Architektur nur vollständig zu begreifen, wenn man die Bibel mindestens im Hinterkopf hat. Oder denken wir an unsere Umgangssprache: „Der Wolf im Schafspelz“, „Tohuwabohu“, „Das Licht unter den Scheffel stellen“ – diese Wendungen stammen aus der Bibel. Leider gerät all das in Vergessenheit. Nehmen wir die schlichte Frage: Was ist ein „Damaskus-Erlebnis“? Ich behaupte: Bei Günter Jauch wäre die Antwort nicht 1.000 oder 2.000 Euro wert, sondern – entlarvende – 125.000 oder gar 500.000 Euro. Das ist umso bedauerlicher als das „Damaskus-Erlebnis“ zu Paulus und zu dessen Freiheitsverständnis führt, das er in seinen Briefen an die Römer und an die Korinther formuliert hat – nämlich: zur Freiheit durch die Bindung an Gott. Frei sein ist danach kein Zustand. Frei sein wird zur Aufgabe. Und diese Perspektive stiftet nicht bloß ein zentrales Stück persönliche Erfüllung. Sie ist auch eine Aufforderung, die Möglichkeiten unserer Demokratie aktiv zu nutzen und so unser Gemeinwesen substanziell zu stärken. Und sie befähigt, mit gesundem Selbstbewusstsein den Kontakt zu anderen Religionen zu suchen und Eigenes in den Dialog der Kulturen einzubringen. Das biblische Freiheitsverständnis ist ein Edelstein, der funkelt – egal, von welcher Seite er betrachtet wird. Erinnern wir uns an den berühmten Philosophen Blaise Pascal und seine Wette über die Existenz Gottes. Pascals Lösung lautete: – Wer auf Gott setzt, bemüht sich um ein gottgefälliges Leben. – Existiert Gott, hat man gut gespielt, denn es wartet unendlicher Gewinn: die Gnade Gottes, das Himmelreich, die Ewigkeit. – Existiert Gott nicht, hat man mit einem gläubigen Leben auf Erden nichts verloren. Es ist also klug, auf Gott zu setzen. Und das heißt: Es ist klug, sich mit der Bibel zu befassen. Und das wiederum bedeutet: Es ist jetzt klug für mich, – nur noch Ihnen, hochwürdige Bischöfe, für die Einladung zu diesem Empfang herzlich zu danken, – und dann rasch Ihnen, Herr Professor Sternberg, das Wort zu überlassen – was hiermit gerne geschieht.