Guido Wolf: Baden-württembergische Landwirte sind mittelständische Unternehmer

Stuttgart/Ravensburg. „Der Begriff ‚Mittelstand‘ ist eine Sammelbezeichnung für Hightech und Wettbewerbsfähigkeit, für echte Wertschätzung und kaufmännische Solidität, für zupackenden Fleiß und gradlinige Lebenstüchtigkeit. Die baden-württembergischen Landwirte sind mittelständische Unternehmer“, davon zeigte sich Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) in seiner Festrede bei der Oberschwabenschau am Sonntag, 12. Oktober 2014, in Ravensburg überzeugt.

Wolf skizzierte ein Problem, unter dem die Landwirtschaft leidet: Viele Menschen wüssten beim Einkaufen in Supermärkten und bei Discountern gar nicht mehr, woher die Lebensmittel kämen und was erforderlich sei, um hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Er bezeichnete die Landwirtschaft als Zukunftsbranche: „Der Bedarf an Lebensmitteln und Agrarrohstoffen steigt beständig. Die ökonomische Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft nimmt weltweit zu“, so der Landtagspräsident, der auch das Thema Flächenverbrauch streifte: „Flächenverbrauch kann zwar nicht ganz gestoppt, aber eingedämmt werden. Die Landwirtschaft darf aber nicht dadurch doppelt leiden, dass ihr durch die sogenannten Ausgleichsflächen weiterer Boden entzogen wird.“ Zielkonflikte mit ökologischen Belangen müssten innovativ und kooperativ gelöst werden. Wolf plädierte für Flexibilität vor Ort, notwendig sei eine möglichst breite Palette von Umsetzungsoptionen.

Landschaftserhalt sei ein öffentliches Anliegen und bedürfe öffentlicher Förderung. „Wir brauchen aber auch ein Bewusstsein bei den Konsumenten, dass gerade die Leistung der Familienbetriebe fair zu bezahlen ist“, hob Wolf hervor. Gerade bei weitreichend liberalisierten Agrarmärkten sei eine professionelle Honorierung der Landwirte vonnöten. „Landwirte verdienen eine verlässliche Agrarpolitik, in Brüssel, in Berlin und in Stuttgart“, so Wolf. Hinsichtlich der Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie und der geplanten Veränderung der Düngeverordung sprach sich Wolf gegen starre Regelungen aus. „Es sollte auch hier auf die Kompetenz der Landwirte vertraut und zum Beispiel eine Länderöffnungsklausel eingeräumt werden“, forderte der Landtagspräsident. Restriktionen könnten so gezielt auf Gebiete mit besonderen Belastungen beschränkt werden.

Ökologisierung dürfe nicht aufgezwungen werden. „Landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg sollen unabhängig von ihrer Bewirtschaftungsform und Produktionsausrichtung eine tragfähige und anerkannte Perspektive haben“, betonte Wolf.  Technisierung eröffne die Möglichkeit, Ökonomie und Ökologie, Qualität und Effizienz zu verbinden. „Nur eine Landwirtschaft, die Produktionsmittel und Produktionsdaten miteinander vernetzt, löst die alten Widersprüche zwischen Qualität, Vielfalt und Menge auf“, war sich Wolf sicher. „Eine technisch moderne bäuerliche Landwirtschaft muss das gemeinsame Ziel von uns allen sein. Das geht aber nur mit finanziellen Anreizen für die Modernisierung der Betriebe“, befand Wolf.