Guido Wolf: Der „Geist“ von Bebenhausen ist eine Summe imponierender menschlicher Haltungen
Stuttgart/Bebenhausen. Über das „Phänomen Bebenhausen“ sprach Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) in seiner Begrüßungsrede beim Symposium „Bebenhäuser Balance – Perspektiven für Baden-Württemberg“, zu dem er anlässlich des Landesjubiläums am Sonntag, 17. Juni 2012, ins Kloster Bebenhausen eingeladen hatte. Wolf freute sich über das enorme Interesse an der Festveranstaltung, das sogar eine Videoübertragung des Programms vom Sommerrefektorium in den Kreuzgang erforderlich machte: „Politische Landeskunde als Public-Viewing-Ereignis, das ist eine ermutigende Erfahrung für mich und meine Politikerkolleginnen und -kollegen.“
Der demokratische Wiederbeginn und der Aufbau eines freiheitlichen Gemeinwesens habe in Württemberg-Hohenzollern unter entbehrungsreichen materiellen Bedingungen und besonderen Restriktionen der strengen französischen Besatzungsmacht stattgefunden: „Aber beides konnte stattfinden“, so Wolf, und das sei das Entscheidende gewesen. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die Menschen in der damaligen DDR, denen diese Möglichkeit versagt geblieben war und die sich auf den Tag genau vor 59 Jahren gegen Willkür und Unterdrückung erhoben hatten.
Freiheit sei zunächst lediglich eine Chance, Verantwortung wahrzunehmen und wahrzumachen. Sie werde manifestiert durch die Charakterstärke und die Tatkraft von Menschen. „Der ‚Geist‘ von Bebenhausen ist eine Summe imponierender menschlicher Haltungen“, stellte Wolf fest und nannte unter anderem Namen wie Carlo Schmid, Theodor Eschenburg und Gebhard Müller: „Sie machten Bebenhausen und Tübingen zu einer staatsrechtlichen und verfassungspolitischen ‚Denkfabrik‘ und zur Modellwerkstatt für eine Demokratie, die nicht an den Schwächen der Weimarer Republik krankte.“
Württemberg-Hohenzollern habe sich in seiner Verfassung als „freier Volksstaat“ und als Glied der deutschen Bundesrepublik verstanden. „Württemberg-Hohenzollern war damit eine Blaupause für das Verfassungsverständnis, das unserem Grundgesetz zugrunde liegt und das in der Definition als ‚demokratischer und sozialer Bundesstaat‘ manifest geworden ist“, hob Wolf hervor. Er bescheinigte der in Bebenhausen gestalteten Politik Tiefgang und einen weiten Horizont sowie Maß und Mitte.
„Mit dieser Veranstaltung wollen wir den Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern im Land pflegen und den Leitgedanken des Landesjubiläums ‚Wir feiern in die Zukunft rein!‘ praktizieren – mit einem ‚Gastmahl‘ gehaltvoller, intellektueller Kost“, sagte Wolf. Er spielte damit auf die Bedeutung des griechischen Worts „Symposium“ an und auf den anschließenden Festvortrag von Professor Dr. Hermann Bausinger zum Thema des Symposiums „Bebenhäuser Balance – Perspektiven für Baden-Württemberg“. Umrahmt wurden die Redebeiträge vom Theater Lindenhof Melchingen. Bernhard Hurm und Uwe Zellmer ließen die Gäste an ihren Gedanken zu „Wir im Süden: Ba-Wü-Lala – eine heitere Völkerverständigung zum 60. Geburtstag“ teilhaben.
Die Festveranstaltung in Bebenhausen bildete den Auftakt einer Reihe und wird in Karlsruhe (27. September 2012) und Freiburg (3. Dezember 2012) fortgesetzt, an den Orten, die es als politische Schauplätze zu kennen und zu verstehen gilt.