Initiativen des Landtags wurden umgesetzt und weiterentwickelt

Stuttgart. Der Ausschuss für Kultus, Jugend und Sport hat sich in seiner Sitzung am Mittwoch, 5. Juni 2013, mit dem 9. Bericht der „Interministeriellen Arbeitsgruppe für Fragen sogenannter Sekten und Psychogruppen“ befasst. Dies teilte der Vorsitzende des Gremiums, der Grünen-Abgeordnete Siegfried Lehmann, mit. „Der Bericht macht deutlich, dass in Baden-Württemberg die Initiativen des Landtags bezüglich der mit dem Auftreten und Wirken neuer religiöser und ideologischer Gemeinschaften und Psychogruppen verbundenen Fragestellungen umgesetzt und weiterentwickelt werden konnten“, stellte Lehmann fest. „Er zeigt außerdem, dass wir im Land sehr wachsam sind und sich verändernde Strukturen aufmerksam verfolgen.“

Nach wie vor würden in unserer Gesellschaft vielfältige Anbieter wirken, bei denen Zuwendung, Gemeinschaft und Orientierung gesucht werden. „Bereits bei Minderjährigen wird versucht, sie in religiös bemäntelte Abhängigkeiten zu führen und für eigene Ziele zu benutzen“, führte der Ausschussvorsitzende aus. Oftmals bestünde das Vorgehen auch darin, insbesondere Menschen in Krisensituationen scheinbar einfache Lösungen anzubieten, die sich vielfach langfristig als trügerischer Halt und irreführende Orientierung erwiesen. „Eine unverzichtbare Richtschnur staatlichen Handelns ist der Grundsatz, Fanatikern, wo immer sie auch herkommen, keinen Raum zu bieten“, betonte Lehmann weiter.

Der Bericht lege dar, dass sich heute hinsichtlich des Auftretens und Wirkens von sogenannten Sekten und Psychogruppen ein sehr viel differenzierteres Bild ergebe. „Ein einheitliches Verhaltensmuster der Gruppierungen ist nicht feststellbar, was die Beurteilung von deren Zielen und Aktivitäten erschwert“, so Siegfried Lehmann. Auffällig sei, dass der Trend von den großen Organisationen zu eher kleineren Gruppierungen gehe. Ferner erläuterte Lehmann, dass therapeutische Kleingruppen und spirituelle Heilsangebote vermehrten Zulauf erfahren würden. „Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit den Beratungsstellen und Kirchen sehr wichtig“, so der Ausschussvorsitzende.

In Baden-Württemberg bewegten sich die Anhänger von sogenannten Sekten und Psychogruppen in dem Rahmen, der durch die staatliche Ordnung vorgegeben ist. Es bestünden aber auch Gruppierungen, die totalitär geprägt sind und aggressiv auftreten. Sie seien mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. „Wir dürfen nicht nachlassen und müssen weiter wachsam sein“, unterstrich Lehmann.

Ein Abschnitt des Berichts befasse sich mit dem aktuellen Bedrohungspotenzial durch Scientology. Die Unterwanderungsversuche in Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft seien auch im aktuellen Berichtszeitraum fortgesetzt worden. „Objektiv ist die Zahl der Scientology-Mitglieder in Baden-Württemberg jedoch erneut um rund 300 Aktivisten zurückgegangen und der Abwärtstrend hält weiter an“, bemerkte Lehmann. Ende 2012 habe die Mitgliederzahl bei 900 Personen gelegen. Dennoch könne sich Scientology auf eine finanziell schlagkräftige Zentrale stützen.

Die „Interministerielle Arbeitsgruppe für Fragen sogenannter Sekten und Psychogruppen“ erfülle den Auftrag einer zentralen Informationsstelle, so Lehmann. Auf der Grundlage kontinuierlicher und vernetzter Beobachtung sowie durch die ständige Dokumentation und Aufarbeitung der eingehenden Materialien könnten aktuelle Einschätzungen hinsichtlich der weiteren Entwicklung in diesen Bereichen fortgeschrieben werden. Der jetzt vorliegende Bericht umfasse die Jahre 2009 bis 2012.