Innenausschuss debattiert über möglichen Einsatz von Löschflugzeugen in Baden-Württemberg
Stuttgart. Baden-Württemberg ist für die Bekämpfung von Waldbränden gut gerüstet. Das wurde in der Sitzung des Ausschusses des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen am Mittwoch, 19. Oktober 2022, deutlich. „Die Abgeordneten waren sich einig, dass die Vorbeugung und Bekämpfung von Waldbränden nicht zuletzt aufgrund der Klimaveränderungen ein sehr wichtiges Thema ist“, sagte der Ausschussvorsitzende Ulli Hockenberger (CDU). Im Südwesten liege der Fokus bei der Bekämpfung von Waldbränden auf der bodengebundenen Brandbekämpfung. Die Anschaffung von eigenen Löschflugzeugen mache allein schon aufgrund der mangelnden Möglichkeiten zum Aufnehmen von Wasser keinen Sinn.
Nach Angaben des Ausschussvorsitzenden gibt es im Südwesten derzeit 1.100 geländegängige Tanklöschfahrzeuge und spezielle Waldbrand-Fahrzeuge der Gemeindefeuerwehren. Aufgrund des gut ausgebauten Waldwegenetzes in Baden-Württemberg könnten diese Fahrzeuge zielgerichtet genutzt werden. Sowohl Innenminister Thomas Strobl (CDU) wie auch der Leiter der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal hätten deutlich gemacht, dass der Einsatz von Bodenfahrzeugen bei der Bekämpfung von Waldbränden im Südwesten Priorität habe.
Unterstützend kämen zwei Hubschrauber der baden-württembergischen Polizei hinzu, die umgerüstet und damit für die Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden eingesetzt werden können. In diesem Fall werde an den Hubschraubern ein Außenlasthaken angebracht, mit dem ein Wasserbehälter transportiert werden könne, der ein Fassungsvermögen von rund 800 Litern habe. Der Vorteil der Hubschrauber sei, dass diese auch an kleinen Gewässern Wasser aufnehmen könnten. Die beiden für die Brandbekämpfung einsetzbaren Hubschrauber seien innerhalb von maximal zwei Stunden einsatzbereit. Für Verwunderung habe bei manchen Abgeordneten die „lange Umrüstzeit“ gesorgt. Der Vertreter der Feuerwehr habe erklärt, dass nicht nur für das Anbringen des Hakens, sondern auch für das Entfernen von Inventar im Hubschrauber wie Sitzbänke Zeit benötigt werde. Dies sei notwendig, um unnötiges Gewicht zu entfernen. Sollte es erforderlich sein, könne das Land zusätzlich Löschhubschrauber aus anderen Bundesländern, von der Bundeswehr und teilweise auch von privaten Anbietern anfordern, berichtete Ulli Hockenberger.
Im Gegensatz zu Ländern in Südeuropa, deren Löschfluge das Wasser problemlos auf dem Meer aufnehmen könnten, sei Baden-Württemberg für den Einsatz von Löschflugzeugen ungeeignet. Denn die Flugzeuge benötigten große und vor allem mehrere Kilometer lange Wasserflächen, um Wasser aufnehmen zu können. Hierfür kämen in Baden-Württemberg nur der Bodensee und Teile des Rheins infrage. Erschwerend komme noch hinzu, dass beide Gewässer in diesem Fall komplett für Schiffe, Fähren, Ausflugsboote, Schwimmer und andere Wassersportler gesperrt werden müssten, um Kollisionen und damit Unfälle zu vermeiden. Aus diesen Gründen mache es keinen Sinn, dass das Land eigene Löschflugzeuge anschaffe.
Sollte aufgrund eines enormen Waldbrandes der Einsatz von Löschflugzeugen dennoch einmal notwendig sein, könnten diese über das EU-Katastrophenschutzverfahren der Europäischen Union angefordert werden, sagte der Ausschussvorsitzende.