Innenausschuss will Vereine, Städte, Polizei und Fußballverbände zu gemeinsamen Gesprächstermin einladen

Innenminister berichtet im Gremium über Sicherheitslage bei Fußballspielen

 

Stuttgart. Nach den gewalttätigen Vorfällen beim Spiel der 2. Fußball-Bundesliga VfB Stuttgart gegen den Karlsruher SC hat der Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration Thomas Strobl am Mittwoch, 26. April 2017, dem Innenausschuss des Landtags über die Sicherheitslage in und um das Stadion sowie die Gewaltentwicklung bei Fußballspielen in der laufenden Saison berichtet. Dies teilte der Vorsitzende des Gremiums, der CDU-Abgeordnete Karl Klein, mit. Das Gremium habe einstimmig vereinbart, dass der Innenausschuss bei einem gemeinsamen Termin noch vor der Sommerpause mit Vertretern der baden-württembergischen Vereine der 1. und 2. Bundesliga und teilweise der 3. Liga, der betroffenen Städte, der Polizei und der Fußballverbände in Baden-Württemberg zusammenkommen wolle. Auch Innenminister Strobl habe angekündigt, dass noch vor den Sommerferien ein Fußball-Sicherheitsgipfel stattfinden solle, bei dem alle wichtigen Akteure dabei sein sollen.

„Dass sich nicht nur die Landesregierung, sondern auch der Innenausschuss des Landtags dem Thema Gewalt im Fußball annimmt, sind wir den vielen friedlichen Fans schuldig. Zugleich soll damit auch den Störern gezeigt werden, dass der Landtag diese beschämende Entwicklung nicht hinnimmt und im Auge behält“, betonte Karl Klein. Er habe daher den Ausschussmitgliedern den Vorschlag unterbreitet, zu einem gemeinsamen Termin mit allen Beteiligten einzuladen. „Nach dem Ende der Saison, den uns bis dahin vorliegenden Berichten und nach dem Gesprächstermin können wir dann gemeinsam abschätzen, ob parlamentarische Maßnahmen notwendig sind“, führte der Ausschussvorsitzende aus.

Zuvor habe der Innenminister dem Ausschuss über die Vorfälle rund um das Fußballspiel in Stuttgart berichtet. Strobl habe ausgeführt, dass die Partie als „High-Risk-Spiel“ eingestuft worden sei. Seit Jahrzehnten komme es bei den Spielen der beiden Traditionsvereine gegeneinander zu polizeilich relevanten Vorfällen. „Deshalb hat die Polizei Baden-Württemberg zur Einsatzbewältigung mehr als 1.100 Polizistinnen und Polizisten eingesetzt. Von Seiten der Bundespolizei war zudem eine Anzahl von Beamten im unteren dreistelligen Bereich eingesetzt. Dies sei ein sehr großer Einsatz für die baden-württembergische Polizei gewesen, fasste Klein die Ausführungen zusammen.

Der Innenminister habe darauf hingewiesen, dass es trotzdem bei der An- und Abreise von Anhängern des Karlsruher SC zu teils massiven Sachbeschädigungen sowie zum Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen in den Zügen der Deutschen Bahn gekommen sei. Im Stadion hätten sich Teile der Karlsruher Störerszene im Gästeblock vermummt, mehrmals pyrotechnische Gegenstände abgebrannt, Leuchtraketen auf das Spielfeld geschossen und Böller gezündet. Im Zusammenhang mit den Vorfällen seien 23 Strafanzeigen gefertigt worden, unter anderem wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz, Beleidigung, Sachbeschädigung und Körperverletzungen. Die Ermittlungen zur Identifizierung von Tatverdächtigen liefen derzeit noch. Hierzu werde auch Videomaterial ausgewertet, so Klein.

Auf Nachfrage von Abgeordneten, warum es trotz des enormen Polizeiaufgebots zu den Vorfällen, insbesondere zum Abrennen von Pyrotechnik im Stadion gekommen sei, habe der Minister geantwortet, dass es kaum möglich sei, jeden Feuerwerkskörper bei den Einlasskontrollen zu entdecken. Dies liege auch daran, dass Pyrotechnik heutzutage so klein sei, dass diese gut am Körper versteckt werden könne.

Strobl legte zudem Zahlen zur Gewaltentwicklung bei Fußballspielen in den ersten fünf Ligen in Baden-Württemberg vor. Demnach seien in der Vorrunde der laufenden Saison 217 Strafanzeigen gefertigt worden, im gleichen Zeitraum der vorherigen Saison seien es 205 Anzeigen gewesen. Die Zahl der Körperverletzungen sei von 35 auf 57 gestiegen, Widerstandshandlungen von 4 auf 12. Bei der Zahl der verletzten Polizisten habe es erfreulicherweise einen Rückgang gegeben.

Nach Angaben des Vorsitzenden sagte der Innenminister, dass er keinerlei Verständnis für gewalttätige Vorfälle bei Fußballspielen habe. Das Innenministerium bereite schon seit längerem einen Fußball-Sicherheitsgipfel vor, bei dem noch vor den Sommerferien alle wichtigen Akteure an einen Tisch kommen sollen. Gerade einzelne Begegnungen zeigten immer wieder, dass man sich um das Thema Gewalt im Fußball kümmern müsse. Dafür müssten jedoch alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Oberstes Ziel sei, dass es nicht mehr zu Straftaten in dieser Dimension komme und dann auch keine Polizeieinsätze in dieser Größenordnung mehr notwendig seien. Kosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen den betroffenen Vereinen in Rechnung zu stellen, wie von einigen Abgeordneten vorgeschlagen, seien keine Überlegungen im Innenministerium, fasste Klein Strobls Erläuterung zusammen.