Jahresversammlung des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg
Landtagspräsident Straub dankt Feuerwehrleuten für Einsatzbereitschaft, Tatkraft und Mitmenschlichkeit Baden-Baden. Bei der Jahresversammlung des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg am Samstag, 14. Oktober 2000, im Kongresshaus in Baden-Baden hat der Präsident des Landtags von Baden-Württemberg Peter Straub (CDU) den Feuer-wehrleuten für ihre großartige, nimmermüde Einsatzbereitschaft, für ihre Tatkraft und für ihre Mitmenschlichkeit gedankt. Wörtlich führte der Präsident in seinem Grußwort aus: >>Auch in diesem Jahr ist die Versammlung des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg eine der Veranstaltungen, auf denen ich meine Aufgabe als Landtagspräsi-dent, nämlich das Gemeinsame, das Verbindende, das Überparteiliche zu betonen, ideal-typisch wahrnehmen kann. Im Namen aller Abgeordneten des Landtags von Baden-Württemberg möchte ich Ihnen Dank und Anerkennung aussprechen für Ihre großartige, nimmermüde Einsatzbereitschaft, für Ihre Tatkraft und für Ihre Mitmenschlichkeit. Unsere Hochachtung gilt dabei gleichermaßen denen, die freiwillig Dienst leisten, wie den Angehörigen der Berufs- und Werksfeuerwehren. Dank Ihres Wissens und Könnens, dank Ihrer Motivation und Ihres Engagements leben wir in Baden-Württemberg bestens abgesichert. Ein modernes, intaktes Feuerwehrwesen ist nicht nur ein Teil unserer hohen Lebensquali-tät, sondern auch ein wichtiger Standortvorteil. Unsere Anerkennung gilt deshalb allen Arbeitgebern, die Angehörige der Freiwilligen Feu-erwehren vorbehaltlos beschäftigen und ihnen keine Schwierigkeiten machen bei Einsätzen oder Fortbildungsmaßnahmen in der Arbeitszeit. Und natürlich schließt der besondere Respekt des Landtags die Arbeit des Landesfeuer-wehrverbandes ein. Der Landesfeuerwehrverband repräsentiert die baden-württembergischen Wehren bei vie-len Anlässen und gegenüber vielen Institutionen stets sehr gewinnend. Und vor allem gewährleistet er, dass die baden-württembergischen Wehren auf Landes-ebene mit einer sehr deutlichen Stimme sprechen. Das ist die erste Versammlung des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg im 21. Jahrhundert und damit eine gute Gelegenheit, um zu betonen: Wir leben im digitalen Zeitalter; die moderne Technik wird unser Leben tiefgreifend verändern und erleichtern; unsere Hausgeräte können wir bald per Handy steuern. Es wird aber weiter Dinge geben, die wir nicht per E-Mail tun können werden: Menschen bergen und retten; Brände löschen; nach Unfällen oder bei technischem Versa-gen Hilfe leisten. Dazu braucht es weiterhin Mitmenschen, - die nicht nur virtuell, sondern wirklich präsent sind; - die rund um die Uhr, selbst an hohen Feiertagen, keine Sekunde zögern, sich - die ei-gene Gesundheit, ja das eigene Leben missachtend - für den Mitmenschen und für die Allgemeinheit "mit der Hand am Arm" einzusetzen. So war es höchst eindrucksvoll, wie die Feuerwehren beim Jahrhundertsturm am vergan-genen zweiten Weihnachtsfeiertag zugepackt haben. Trotz aller technischer Errungenschaften bleiben die Feuerwehren auch im 21. Jahrhundert etwas unbedingt Notwendiges und vor allem etwas menschlich Faszinie-rendes. Hinzu kommt: Die Freiwilligen Feuerwehren waren und sind der wegweisende Urtyp bürgerschaftlichen Engagements und das unübertroffene Vorbild für eine "schlanke" Erledigung öffentlicher Aufgaben. Wir reden heute viel darüber, wie wir die Bürger dazu bringen können, dass sie sich wieder mehr für das Gemeinwesen engagieren. Ich sage: Die Freiwilligen Feuerwehren bieten das geforderte unmittelbare Angebot zum Mitmachen - allerdings darf sich hier der Wille zum Mitmachen nicht darin erschöpfen, dass man bloß pseudo-akademische Debatten darüber führt, wie die Welt zu verbessern wäre. Bei den Feuerwehren braucht es einen handfesten Idealismus, nicht nur eine idealistische Gesinnung. Was die Protagonisten des Zeitgeistes heute unter "Bürgerbeteiligung" verstehen, das bleibt in einem ganz wesentlichen Punkt hinter dem Dienst in den Freiwilligen Feuerwehren zurück: Die Feuerwehren verkörpern und praktizieren das Ethos des selbstlosen und vor allem dauerhaften Dienens, ohne das keine Gemeinschaft funktioniert. Die 110.000 freiwilligen Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner Baden-Württembergs gehören zur wirklichen Elite unseres Landes. Und das muss sich auch in der öffentlichen Anerkennung niederschlagen: Es kann nicht so sein, dass die große Aufmerksamkeit haben, wer in Bürgerforen das gro-ße Wort führt, wohingegen Feuerwehrleute, die Sonntagnachmittags nach einem Ver-kehrsunfall Schwerverletzte aus den Wracks bergen, anonym bleiben und ihre Leistung gerade einmal als Randnotiz wiederfinden. Sie, meine Damen und Herren, sind als Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner wirkliche und unverzichtbare Leistungsträger. Und bei allem Zwang zur Modernität dürfen deshalb hier die gesellschaftlichen und publizi-stischen Wertmaßstäbe nicht verrutschen. Wir reden auch viel darüber, dass uns die Verbindung von Tradition und Fortschritt gelin-gen muss. Bei den Feuerwehren können wir sehen, wie man das erfolgreich macht. Als traditionsbewusste Institutionen schaffen die Feuerwehren über geschichtliche Umbrü-che und politische Veränderungen hinweg eine verbindende Klammer im örtlichen Gemein-schaftsleben. Zudem werden in den Feuerwehren klassische Tugenden geübt: Pflichtbewusstsein; Ka-meradschaft; Entscheidungsfreude; die Fähigkeit, unter Stress zuverlässig zu arbeiten. Die traditionellen Werte der Feuerwehren stehen jedoch nicht im Widerspruch zu Innovati-on und technischem Fortschritt. Im Gegenteil! Nur aufgrund ihrer ständigen Lernbereitschaft und ihrer Teamfähigkeit sind die Feuerweh-ren in der Lage, den ständig steigenden Ansprüchen bei ihren immer vielfältigeren und komplizierten Einsätzen gerecht zu werden. Leider haben auch die Feuerwehren mit einem durchaus menschlichen Problem zu kämp-fen. Auch für die Feuerwehren gilt nämlich: Je länger etwas besteht, desto mehr hält man es für selbstverständlich und umso weniger schätzt man es. Deshalb sei daran erinnert: Von nichts kommt nichts! Wenn wir erwarten - und wir tun es -, dass die Feuerwehren im Einsatz über das "richtige" Gerät und die dafür ausgebildeten Einsatzkräfte verfügen, dann muss es uns etwas wert sein. In die notwendige moderne Ausrüstung und Ausbildung der Feuerwehren zu investieren, das ist bestens angelegtes Geld: - Im eigenen Interesse an einer schnellen und wirkungsvollen Hilfe! - Weil die Einsatzkräfte nur aus dem Gefühl der eigenen Sicherheit heraus in Notsitua-tionen entschieden handeln können! - Und weil modernes Gerät und eine zweckmäßige Ausrüstung die Motivation der Feuer-wehrfrauen und -männer erhöht! Dafür sind Jahr für Jahr erhebliche finanzielle Mittel erforderlich. Und wer darüber stöhnt, sollte sich bewusst machen:
Unser in der Fläche ehrenamtlich aufgebautes Feuerwehrsystem ist bei allen notwendigen Kosten das wirtschaftlichste und effektivste.