Jugendforum „Krisenfeste Jugendbeteiligung“ beschließt Forderungen an den Landtag

Stuttgart. Das Jugendforum „Krisenfeste Jugendbeteiligung“ hat nach rund zwei Monaten am Samstag, 18. März 2023, seine Arbeit beendet. Bei der Abschlussveranstaltung im Landtag beschlossen die Jugendlichen aus ganz Baden-Württemberg ihre Empfehlungen an das Parlament, um die Gesellschaft krisenfester zu machen. Die Forderungen der Jugendlichen werden demnächst gemeinsam mit den Empfehlungen aus der Kinderbeteiligung an das Parlament übergeben. Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) begrüßte die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Beginn des Treffens. „Respekt, dass ihr mitmacht, mitmischt und mithelft, unsere Gesellschaft krisenfester zu machen! Dafür gilt euch mein aufrichtiger Dank“, sagte Aras. 

Eine Demokratie mache nicht nur aus, dass die Mehrheit entscheide: „Eine Demokratie macht auch aus, dass die Minderheiten die gleichen Rechte genießen. Gegen Benachteiligung hilft Beteiligung“, so die Landtagspräsidentin. Es sei längst bewiesen, dass eine Vielfalt der Debatte, der Sichtweisen und der Stimmen zu besseren Lösungen führt. Dazu gehöre auch die ganz persönliche Sicht der Jugendlichen auf das Leben und die Herausforderungen der heutigen Zeit. Es gehöre Mut dazu, selbst politische Veränderung herbeizuführen und mitzugestalten. „Ihr habt die Power dazu und einige Möglichkeiten, etwas zu bewegen, im Kleinen wie im Großen“, sagte Aras den Jugendlichen und verwies unter anderem auf das Wahlrecht ab 16 Jahren, die Arbeit in Jugendgemeinderäten sowie die zahlreichen Jugend-Beteiligungsformate des Landtags. 

Der Landtag von Baden-Württemberg hatte am 9. März 2022 beschlossen, dass sich im Rahmen einer Bürgerbeteiligung Erwachsene, Jugendliche und Kinder sich mit der Frage beschäftigen sollen, wie krisenfest die baden-württembergische Gesellschaft aufgestellt ist und welche Maßnahmen nötig sind, um die Resilienz (Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit) von Staat und Gesellschaft für mögliche künftige Krisen und Gefahrenlagen zu stärken. Das Erwachsenenforum hatte seine Arbeit im Oktober 2022 begonnen und im Januar 2023 beendet. Mit dem Jugendforum und der Kinderbeteiligung wollte das Parlament gezielt junge Menschen fragen, wie sie Krisen wie die Pandemie oder den Krieg gegen die Ukraine erleben und was die Politik in Krisensituationen speziell für Kinder und Jugendliche tun kann. 

Zunächst nahm das Jugendforum mit einer Auftaktveranstaltung Anfang Januar in Böblingen seine Arbeit auf. In den darauffolgenden Wochen tauschten sich die 70 Jugendlichen regelmäßig aus. Vor allem die Anzahl der Krisen beschäftige die jungen Menschen stark. Angst machen ihnen gegenwärtig vor allem Kriege, eine aus ihrer Sicht fehlende konsequente Klimapolitik und die Inflation. Die Jugendlichen sind der Ansicht, dass sie nicht einfach in die Fußstapfen ihrer Eltern treten können, um deren Lebensstandard zu erreichen, sondern einen neuen Weg einschlagen müssen, der durch viele Unsicherheiten geprägt ist. Dies bestärkt sie in ihrer Forderung, an politischen Entscheidungen beteiligt zu werden und Verantwortung im Krisenmanagement zu übernehmen. So wollen sie sich beispielsweise beim Sanitätsdienst an Schulen für Notfälle einbringen und in den Katastrophenschutz einbezogen werden.  
Zudem fordern die jungen Menschen den Ausbau der Digitalisierung an Schulen und Universitäten. Darüber hinaus sollen Lehrende wie Lernende gut auf Online-Unterricht vorbereitet werden. Allgemein drängen sie auf eine bessere psychologische Versorgung von Menschen in Krisensituationen. Das Jugendforum hat eine Vielzahl an Empfehlungen zu den Themen Gesundheit und Infrastruktur, Katastrophenschutz, Wirtschaft und Gesellschaftlicher Zusammenhalt erarbeitet.

Im Februar und März fand außerdem eine Kinderbeteiligung in Schwäbisch Gmünd und Neubulach statt, an der rund 60 Kinder teilnahmen. Die Schülerinnen und Schüler berichteten zum Beispiel von ihren Erfahrungen mit Krisen in der Familie oder welche Auswirkungen der Krieg mitten in Europa auf sie hat. Auch geflüchtete Kinder aus der Ukraine beteiligten sich. Die in dem Beteiligungsformat engagierten Kinder wünschen sich zum Beispiel spezielle Kinder-Politiker/innen, die sich gezielt um die Wünsche und Sorgen von Kindern kümmern.  Zudem fanden mehrere dezentrale Beteiligungsformate statt. Zum Beispiel ein Comic-Wettbewerb und ein Aufruf, Begriffe für einen Poetry Slam zum Thema Krise einzureichen. Am Samstag wurden die eingesandten Comics ausgestellt und die Poetry Slamerin Pauline Füg hat einen selbst geschriebenen Text aus den eingeschickten Begriffen geslamt. Die Empfehlungen aus dem Jugendforum werden am 26. Mai gemeinsam mit den Empfehlungen aus der Kinderbeteiligung, dem Bürgerforum sowie den Beiträgen aus den dezentralen Wettbewerben für Teenager der Enquetekommission „Krisenfeste Gesellschaft“ präsentiert und übergeben. 
Die Kinder- und Jugendbeteiligung wurde gemeinsam vom Landtag und dem Dachverband der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg e.V. durchgeführt. Beteiligt haben sich an der Vorbereitung und der Umsetzung durch die Übernahme von Moderationen und fachlichen Inputs das Sprecher/innenteam der Badischen Sportjugend, der Landesschülerbeirat (LSBR), das Sprecherteam der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg und die Jungen Europäer Baden-Württemberg (JEF).