Kritik an schlechter Datenlage in Sachen Dialyseversorgung

Stuttgart. Mit der Dialyseversorgung in Baden-Württemberg hat sich der Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Integration – neben weiteren Themen – in der Sitzung am Mittwoch, 25. Januar 2023, befasst. Wie der Ausschussvorsitzende Florian Wahl (SPD) berichtete, zeigten sich Vertreter von CDU, SPD und AfD überrascht angesichts der insgesamt lückenhaften Datenlage zum Thema. Sie hätten die Forderung unterstützt, ein Dialyseregister einzurichten.

Der Sozialausschuss beschäftigte sich auf Antrag der CDU mit der Versorgung nierenkranker und daher dialysepflichtiger Menschen. Sie hatte dazu einen umfangreichen Fragenkatalog an das Sozialministerium gerichtet. Nach Angaben des Ausschussvorsitzenden Wahl erklärte die CDU in der Sitzung, sie habe mit dem Antrag auf besorgte Berichte von Betroffenen reagiert, deren Dialyse-Sitzungen gegen Ende der Pandemie verkürzt oder verschoben worden seien, so zum Beispiel aufgrund von personellen Engpässen.

Aus der Antwort des Ministeriums wird ersichtlich, dass die genaue Zahl der Patientinnen und Patienten im Land, die auf eine Blutwäsche (Dialyse) angewiesen sind, nicht bekannt ist. Laut Ministerium geht die Kassenärztliche Vereinigung (KVBW) für 2022 aufgrund von Abrechnungsdaten dialysepflichtiger ambulanter Fälle von 9.169 (2021: 10.491) Personen aus. Darin seien aber stationäre Fälle und privat krankenversicherte Menschen nicht enthalten.

Laut Wahl zeigte sich die SPD in der Sitzung überrascht von der lückenhaften Datenlage. Eine belastbare Bestandaufnahme etwa hinsichtlich der Dialysekapazitäten im Land sei nicht möglich, wenn etwa Zahl, Alter und Geschlecht der dialysepflichtigen Menschen im Dunkeln lägen. Die CDU habe sich dafür ausgesprochen, umfassende Daten zu erheben und ein Dialyseregister zur künftigen Versorgungsplanung einzurichten, wie von Nierenspezialisten seit langem gefordert. SPD und AfD hätten sich dieser Forderung angeschlossen, so Wahl. Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) habe versichert, er werde sich weiter für ein solches Register einsetzen.  

Wie das Ministerium weiter mitteilte, wurden 2021 im Land 237 Nierentransplantationen vorgenommen, davon 83 nach Lebendspende. 2020 waren es 232 Transplantationen, davon 64 nach Lebendspende. Auf der Warteliste für ein Spenderorgan befanden sich 2021 demnach 805 Personen (2020: 797). Nach Angaben des Ausschussvorsitzenden lobte Minister Lucha in der Sitzung die Bemühungen auch seines Hauses, die Transplantationszahlen zu erhöhen. Baden-Württemberg schneide besser ab, als nach dem Bundestrend zu erwarten sei.

In Baden-Württemberg gibt es nach Angaben des Ministeriums in 15 Krankenhäusern 180 stationäre Dialyse-Plätze, die teils auch für die teilstationäre Behandlung zur Verfügung stehen. Die KVBW nennt laut Ministerium 85 Dialyseeinrichtungen, wiederum aufgrund von kassenärztlichen Abrechnungsdaten. 

Mit Blick auf das stationäre und teilstationäre Dialyse-Angebot an Kliniken sieht das Ministerium einen eingeschränkten Zugang für Patientinnen und Patienten im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb sowie in Oberschwaben. Dies werde „gegebenenfalls durch ein entsprechend ambulantes Angebot kompensiert“. Es lägen aber keine Anzeigen für eine Dialyse-Unterversorgung im Land vor, habe Lucha vor dem Ausschuss erklärt, so der Vorsitzende Wahl.