Landtag gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus
Stuttgart. Die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau jährt sich in wenigen Tagen zum 80. Mal. Aus diesem Anlass gedenkt der Landtag am 27. Januar 2025, dem Jahrestag der Befreiung, mit einer zentralen Gedenkfeier der Ermordung und des Leids von Millionen von Menschen unter der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft.
Die Gedenkfeier findet am Montag, 27. Januar, um 11 Uhr im Plenarsaal des Landtags statt. Eine Besonderheit der zentralen Gedenkfeier des Landtags ist, dass sie von den Verbänden der Opfergruppen mit vorbereitet wird. Stellvertretend für alle Opferverbände spricht Michael Kashi, Vorstandsmitglied der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, ein Grußwort.
Prof. Dr. Martin Sabrow, Senior Fellow am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und Sprecher des Leibniz-Forschungsverbundes „Wert der Vergangenheit“ zeichnet in einem Vortrag Entstehung und Wirkung der Gedenkkultur in Deutschland nach. Er spricht in diesem Zusammenhang über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen. Die Gedenkrede hält Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne). Jugendliche aus der Stadtgesellschaft tragen in einem Beitrag des Vereins Weissenburg Zeitzeugenberichte aus der Zeit des Nationalsozialismus vor. An Infoständen im Foyer des Landtags ist eine Begegnung mit Opfergruppen möglich.
Der Gedenkfeier geht ein stilles Gedenken voraus. Dabei legen unter anderem Vertreterinnen und Vertreter des Landes und von Opferorganisationen beim Mahnmal für die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft (zwischen Altem Schloss und Karlsplatz in Stuttgart) Kränze und Gestecke nieder.
Der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 ist seit 1996 in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. „Das Grauen, das sich der Welt an jenem Tag offenbarte, ist zum Inbegriff geworden für das Menschheitsverbrechen des Holocaust“, erklärt Landtagspräsidentin Aras.
Am 80. Jahrestag ist die zentrale Gedenkfeier des Landtags dem Gedenken in der Bundesrepublik selbst gewidmet. „Wir wollen nicht nur an alle Opfergruppen erinnern, sondern auch zurückblicken auf den beschrittenen, oft beschwerlichen Weg hin zu einer bundesweiten Erinnerungskultur. Wir wollen aber auch vorausschauen auf den vor uns liegenden Weg des Erinnerns. Denn angesichts wachsender Geschichtsvergessenheit und des Erstarkens von Menschenfeinden stehen wir womöglich erneut am Scheideweg der Demokratie. Ein Erinnern, das uns leitet, ist somit wichtiger denn je“, so die Landtagspräsidentin.
Zwei weitere Veranstaltungen im Landtag stehen im Jahresverlauf ganz im Zeichen dieses Jahrestages: Am 9. Juli erinnert das Landesparlament an den in Stuttgart geborenen Juristen Fritz Bauer, der den Auschwitz-Prozessen den Weg bereitete. Selbst aus einer jüdischen Familie stammend, brachte er als hessischer Generalstaatsanwalt den Frankfurter Auschwitz-Prozess im Jahre 1963 auf den Weg. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust erlebte in dieser Zeit erstmals eine öffentliche Dimension. Mit der Veranstaltung soll sowohl das Leben und Wirken Fritz Bauers beleuchtet als auch ein Beitrag zur Förderung von Geschichts- und Demokratiebewusstsein geleistet werden, deren Folgen bis in die heutige Demokratie hineinwirken.
Eine dramatische Auseinandersetzung mit dem Frankfurter Auschwitz Prozess leistet das Theaterstück „Die Ermittlung“ von Peter Weiss. Am 30. September und 1. Oktober inszeniert das Schauspiel Stuttgart im Landtag das Theaterstück, das vom ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess inspiriert wurde. Die deutschlandweite Uraufführung von „Die Ermittlung“ setzte 1965 eine gesellschaftliche Diskussion in Gang. Das erschütternde Stück beruht auf Zeugenaussagen und Verhören vor dem Frankfurter Gericht.
Medienvertreterinnen und -vertreter, die am Montag, 27. Januar 2025, von der Gedenkfeier (Beginn: 11:00 Uhr) und vom stillen Gedenken (Beginn 10:30 Uhr) berichten möchten, melden sich bitte an unter: landtagspressestelle@landtag-bw.de(externer Link)
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage(externer Link) des Landtags.