Landtagspräsident Peter Straub begrüßt über 500 Vortragsgäste

Porsche-Chef Wiedeking spricht im Landtag über Chancen des Industriestandorts Baden-Württemberg Stuttgart. Zum Thema „Hat der Industriestandort Baden-Württemberg eine Chance?“ referierte Porsche-Vorstandsvorsitzender Dr.-Ing. Wendelin Wiedeking am Dienstagabend, 5. April 2005, in der Lobby des Landtags. Zu dieser fünften Veranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe „Neue Herausforderungen für Staat und Gesellschaft“ konnte Landtagspräsident Peter Straub über 500 Gäste begrüßen, darunter zahlreiche Spitzenvertreter des baden-württem¬bergischen Wirtschaftslebens. Straubs Rede hatte folgenden Wortlaut: Ich begrüße Sie auf das Herzlichste im Haus des Landtags von Baden-Württemberg zum fünften Abend in der Vortragsreihe „Neue Herausforderungen für Staat und Gesellschaft“. Es freut mich sehr, dass Sie, meine Damen und Herren, „trotzdem“ gekommen sind – genauer: dass Sie gekommen sind, obwohl wir Ihnen neben dem Erlebnis, Herrn Vorstandsvorsitzenden Dr. Wiedeking zu hören, nicht zusätzlich eine Probefahrt mit einem Carrera oder einem Cayenne bieten können. Dieses dezidierte Interesse am Inhaltlichen zeichnet beide aus: zum einen Sie, meine Damen Herren; und vor allem natürlich Sie, verehrter Herr Dr. Wiedeking. Man sagt zu Recht: „Die Gäste eines Hauses sind dessen Zierde“. Anders formuliert: Der Landtag ist hoch dekoriert. Denn wer über Sie, verehrter Herr Dr. Wiedeking, und Ihr Unternehmen spricht, verwendet nur Superlative. Und deren Palette ist breit. Ich möchte es bei sechsen belassen. Porsche ist – erstens – der profitabelste Autobauer der Welt. Porsche ist – zweitens – über sämtliche Branchen hinweg das imagestärkste deutsche Unternehmen. Bei Porsche decken sich also der strahlende Nimbus und die reale Substanz – was in unserer Zeit nicht unbedingt zu den Selbstverständlichkeiten gehört, wie mancher Anleger an der Börse schon bitter erfahren musste. Porsche hat – dritter Superlativ – einen Vorstandschef, der als „911er“ unter den deutschen Topmanagern erscheint. Es gibt – national wie international – praktisch keinen Preis für die Mitglieder Ihrer „Zunft“, den Sie, verehrter Herr Dr. Wiedeking, noch nicht erhalten haben. Dabei haben Sie Porsche Ende 1992 als Sanierungsfall übernommen. Die Bezeichnung „Sportwagenschmiede“ hatte einen herben Klang, weil die Betonung zu sehr auf „Schmiede“ lag. Noch gut in Erinnerung sind die Bilder der von Ihnen engagierten japanischen Experten, die in grauen Arbeitsmänteln und mit einem gewissen Lächeln die Fabrikation inspizierten – und sie hernach höchst nachhaltig veränderten. Weniger präsent ist, dass Sie bei Ihrem ersten Auftritt als neuer Vorstandsvorsitzender Ihrer Belegschaft den Verlust von 2.000 Stellen verkünden mussten. Das war für Sie ein prägender Moment. Sie sagten einmal darüber: „Ich habe mir anschließend geschworen, alles zu tun, damit ich nie wieder eine solche Rede halten muss.“ Und Sie hielten Wort. Der schmerzhafte Schnitt bedeutete für das Unternehmen quasi den Beginn eines zweiten Lebens. Aus dem Patienten der Intensivstation ist in Rekordzeit ein Modellathlet geworden, der sich dauernd selbst übertrifft. Seit zehn Jahren fahren Sie dank einer stetig steigenden Produktivität und dank einer strikten Kostenkontrolle einen atemberaubenden Erfolgskurs, ohne dass Ihnen selbst die „Puste“ ausgeht. Porsche hat mehr Beschäftigte als vor der Krise. Und wenn Sie, verehrter Herr Dr. Wiedeking, unterstreichen, dass Sie sich den Aktionären und Ihren weltweit 10.000 Mitarbeitern gleichermaßen verantwortlich fühlen, dann sind Sie – vierter Superlativ – über jegliche Zweifel erhaben. Mut, Dynamik, Tatkraft – das impfen Sie Ihren Leuten konsequent ein. Ihre Fortschrittsformel lautet „Innovation plus Emotion“. Sie gelten als harter, aber fairer Chef, der permanent fragt, was verbessert werden kann. „Wen ich beim Zurücklehnen erwische, den mische ich auf“ – Ihre Devise lässt ahnen, dass bei Porsche – anders als bisweilen in der Politik – eines nicht entsteht: das Gefühl, genug getan zu haben. In die öffentliche Debatte bringen Sie sich mit souveränen Urteilen ein. Sie sprechen schnörkellosen Klartext. Sie lamentieren jedoch nicht. Und schwarz zu malen ist Ihnen ohnehin wesensfremd. Womit ich beim fünften Superlativ bin: Sie, verehrter Herr Dr. Wiedeking, bekennen sich unübertroffen eindeutig zum angestammten Deutschland. Sie sind klaglos bereit, ordentlich Steuern an den heimischen Fiskus zu zahlen und auf Subventionen zu verzichten. Und Sie glauben fest daran, dass man weiterhin aus Deutschland heraus für den Weltmarkt produzieren, also mit industrieller Wertschöpfung in Deutschland reüssieren kann. Kurzum: Der Mythos Porsche und das Phänomen Wiedeking sind längst zwei Seiten derselben Medaille. Das spiegelt der sechste Superlativ wider: Nie hatte ein Vortragsabend des Landtags ein derart großes Auditorium. Umso mehr muss ich um Verständnis bitten, dass ich nur ganz Wenige namentlich begrüßen kann. Sicher auch ein politisches Zeichen setzt die Anwesenheit des künftigen Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Günther Oettinger. Das Gleiche gilt für die starke Präsenz der Landesregierung und des Landtags. Ich begrüße die Herren Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Drexler und Dr. Ulrich Noll sowie die Herren Minister Prof. Dr. Ulrich Goll, Stefan Mappus, Heribert Rech und Gerhard Stratthaus. Herzlich willkommen heiße ich weiter den früheren Bundesarbeitsminister und IG-Metall-Bezirksleiter in Nordwürttemberg/Nordbaden, Walter Riester. Bemerkenswert ist, dass sich so viele Spitzenrepräsentanten des baden-württembergischen Wirtschaftslebens Zeit genommen haben. Mein Willkommensgruß gilt stellvertretend: dem Vorstandsvorsitzenden der Carl Zeiss AG, Dr. Dieter Kurz; dem Vorstandsvorsitzenden der Württembergischen Metallwarenfabrik, Thorsten Klapproth; dem Vorstandsvorsitzenden der ZF AG, Dr. Siegfried Goll; dem Vorstandsvorsitzenden des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg, Dr. Ottmar Zwiebelhofer sowie unserem langjährigen Kollegen im Landtag, dem Präsidenten des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, Heinrich Haasis. Die Genannten und die nicht Genannten – wir alle freuen uns auf beides: auf eine gewiss unmissverständliche und doch motivierende Analyse des Industriestandorts Baden-Württemberg; und auf die Möglichkeit, im Anschluss daran mit Ihnen zu diskutieren, verehrter Herr Dr. Wiedeking. Die Moderation wird dabei in bewährten Händen des Chefredakteurs des SWR-Fernsehens, Herrn Dr. Michael Zeiß, liegen, den ich ebenfalls herzlich begrüße. Damit genug der Vorrede. Sie, verehrter Herr Dr. Wiedeking, haben das Wort!