Landtagspräsident Straub eröffnet neue Vortragsreihe

Prof. Dr. Franz spricht über Herausforderungen an den Wirtschaftsstandort Deutschland Stuttgart. „Neue Herausforderungen für Staat und Gesellschaft“ heißt die aktuelle Vortragsreihe des Landtags, die Präsident Peter Straub am Dienstagabend, 24. Juni 2003, eröffnet hat. Als ersten Referenten konnte Straub im Haus des Landtags den Präsidenten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim, Prof. Dr. Wolfgang Franz, zu einem Vortrag über den Wirtschaftsstandort Deutschland begrüßen. Wörtlich sagte der Landtagspräsident: >>Wie die Gäste, so der Abend – diese Botschaft einer renommierten Sektkellerei verwende ich gerne, um Sie meine Damen und Herren, zum heutigen Auftakt unserer Vortragsreihe „Neue Herausforderungen für Staat und Gesellschaft“ hier im Haus des Landtags zu begrüßen (auch wenn die Getränke später beim geselligen Ausklang vielleicht nicht ganz so hochkarätig sein werden). Es freut mich und es ehrt den Landtag, dass Sie gekommen sind, um ganz anderes zu hören als beim zurückliegenden Vortragszyklus zum „50. Geburtstag“ Baden-Württembergs. Vergangenes Jahr wurden - dem Anlass gemäß - „weiche Themen“ reflektiert: die Landesidentität, das Lebensgefühl, das Verwurzeltsein von Menschen und Unternehmen im Land. Die neue Vortragsreihe ist dagegen bewusst „harten Themen“ und bitteren Wahrheiten gewidmet. Denn schwere Sorgen sind angezeigt“ – um die Worte zu verwenden, mit denn der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt kürzlich den Zustand Deutschlands hanseatisch-nüchtern, aber eindringlich beschrieben hat. Und klar ist: Nur wer die „neuen Herausforderungen für Staat und Gesellschaft“ ohne Schönfärberei benennt, kann die Übel kurieren. Mancher wird einwenden, dass wir kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem haben. Diese – zu einer stehenden Wendung gewordene - Diagnose Roman Herzogs in seiner berühmten „Ruck-Rede“ vor nunmehr sechs Jahren war und ist fraglos richtig. Sie sollte jedoch um zwei Gedanken ergänzt werden. Zum einen müssen wir uns fragen, warum es uns so schwer fällt, jene mentale Hürde zu überspringen, die das Wissen vom Tun trennt – warum wir bestimmten Verlockungen nicht widerstehen: der Verlockung, Tatsachen zu verdrängen; und der Verlockung, uns in Selbstmitleid oder in Scheingefechten zu ergehen. Unsere Vortragsabende sollen also an unseren Ehrgeiz appellieren im Sinne der Gewissheit „Deutschland kann es besser“ – womit ich übrigens noch einmal eine Aussage von Helmut Schmidt zitiert habe. Zum anderen darf man eine selbstkritische Bestandsaufnahme nicht unterschlagen: Im Zeitalter des „Infotainments“ und der Inflation an Talkrunden ist es mit der Erkenntnis ähnlich wie mit dem Wasser – je weiter weg von der Quelle man schöpft, je weniger authentisch ist das Entnommene. Mit unserer Vortragsreihe wollen wir deshalb prominente Erkenntnisquellen unmittelbar erschließen. Und das ist uns bei der heutigen Premiere in schwer zu überbietender Weise gelungen – nämlich indem wir Sie, verehrter Herr Professor Franz, gewinnen konnten. Ich heiße Sie herzlich willkommen und möchte Ihnen ebenso herzlich danken, dass Sie trotz Ihrer vielfältigen anderen Verpflichtungen bereit gewesen sind, unsere Einladung anzunehmen. Sie, verehrter Herr Professor Franz, zählen zu jenen, die den von Roman Herzog apostrophierten Erkenntnisvorrat erarbeitet haben und weiter mehren. Sie waren von 1994 bis 1999 Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage; und sie gehören diesem Gremium seit 1. März 2003 erneut an – Sie sind also ein zweites Mal zum „Wirtschaftsweisen“ geadelt worden. Darüber hinaus wirken Sie mit im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit und im Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung. Nach Ihrer Habilitation 1981 lehrten Sie zunächst in Mainz und Stuttgart und dann von 1989 bis 1997 in Konstanz – wo Sie attraktive Rufe aus Zürich und Berlin „überhört“ und unserem Land die Treue gehalten haben. Seit 1997 sind Sie Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim und Inhaber eines Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim. Unter Ihrer Leitung konnte sich das 1991 gegründete ZEW endgültig in der „Creme“ der wirtschaftswissenschaftlichen Denkfabriken etablieren; Sie haben das ZEW geprägt durch Ihre herausragende Fähigkeit, analytische Brillanz in wirtschaftspolitische Relevanz zu transformieren. Und als Lehrstuhlinhaber haben Sie viel dazu beigetragen, dass die Uni Mannheim speziell in der Paradedisziplin Betriebswirtschaftslehre bei den deutschen Personalchefs den besten Ruf aller Hochschulen genießt. Dank zahlreicher engagiert vorangetriebener Reformprojekte gilt Mannheim überdies als Modell für andere Universitäten, die den Ausweg aus Mittelmaß und Finanzkrise suchen. Im Mittelpunkt Ihrer Arbeit, verehrter Herr Professor Franz, stehen insbesondere die makroökonomische Volkswirtschaftslehre und die Arbeitsmarktökonomie. Ihr Vortrag wird uns führen an die festgezurrten Strukturen in Wirtschaft und Gesellschaft und an die Ursachen jenes großen Teils der Arbeitslosigkeit, der durch eben diese Strukturen bedingt und damit hausgemacht ist. Sie werden die „Stellschrauben“ benennen, die es zu betätigen gilt. Und Sie werden erläutern, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Reformen am Arbeitsmarkt ihre volle Wirkung entfalten können. Dem möchte ich bloß noch ganz kurz im Wege stehen – und zwar, um den Moderator der anschließenden Diskussion, also Sie, Herr Dr. Zeiß von der Chefredaktion des SWR-Fernsehens, ebenfalls herzlich zu begrüßen und Ihnen zu danken, dass Sie diese Aufgabe übernommen haben. Jetzt aber freuen wir uns auf Sie und Ihren Vortrag, verehrter Herr Professor Franz. Die Veranstaltungsreihe des Landtags wird fortgesetzt am Dienstag, 21. Oktober 2003, mit einem Referat von Prof. Dr. Meinhard Miegel, Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn, über „soziale Sicherheit bei leeren Kassen“.