Landtagspräsident Wilfried Klenk: Wir trauern um die Opfer der Terroranschläge in Paris und nehmen Anteil am Leid der Angehörigen

Es gilt das gesprochene Wort!

Stuttgart. Mit Gedenkworten anlässlich der schrecklichen Anschläge in Frankreich hat Landtagspräsident Wilfried Klenk (CDU) die Plenarsitzung des Landtags am Mittwochmorgen, 18. November 2015, eröffnet. Durch das gemeinsame Innehalten wolle der Landtag zum Ausdruck bringen, dass er um die wahllos und perfide Ermordeten trauere und Anteil nehme am Leid der Angehörigen, so Klenk. In seiner Rede, der unter Tagesordnungspunkt 1 eine interfraktionell beantragte Debatte zum Thema „Die Terroranschläge in Paris“ folgte, sagte der Präsident wörtlich:

>>Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, 

heute ist der „Tag fünf“ nach den islamistischen Massakern in Paris. Das Geschehene ist angesichts der Meldungen der letzten Stunden jedoch noch genauso präsent. Wir spüren, dass sich unsere Gefühle auffächern. Wir sind betroffen – und: getroffen. Wir sind herausgefordert – und: gewillt, konsequent zu reagieren. Aber wir sehen zunehmend, dass uns eine komplizierte Aufgabe gestellt ist. Eine Aufgabe, die mehr verlangt als hergebrachte Reflexe. Eine Aufgabe, an der wir alle miteinander wachsen müssen. Das ist uns hier im Landtag von Baden-Württemberg bewusst.

Deshalb haben wir uns – in wohltuend raschem Konsens – darauf verständigt, heute Morgen ein gemeinsames Zeichen der vier Fraktionen und der Regierung zu setzen. Ein Zeichen, das Orientierung bieten und Vertrauen schaffen soll. Ein Zeichen überdies an unsere französischen Nachbarn, Freunde und Partner.

Es gilt, klare Worte, aber zugleich die richtigen Begriffe zu finden. Es gilt, die sich verstärkenden Ängste in der Bevölkerung aufzunehmen – und doch differenziert zu argumentieren. Unerlässlich ist die Bereitschaft, nüchterne, ja selbstkritische Analysen anzustellen; und dann auch unbequeme, weil illusionslose Folgerungen nicht zu scheuen. Ein Zeitungskommentar hat den archaisch-hasserfüllten Terror der Dschihadisten verglichen mit einem Ungeheuer,

·       das seine Tentakel um die gesamte freie Welt schlingen will

·       und dessen viele Köpfe und Arme immerfort nachzuwachsen scheinen, wenn man sie abschlägt.

Ein gutes Bild, denn es macht deutlich: Nicht allein wehrhafte Entschlossenheit ist geboten – sondern im selben Maß auch: kluge Besonnenheit. Jene Besonnenheit, die sich aus begangenen Fehlern speist. Und das wiederum schließt ein: Unser Mut zu der Freiheit, die wir meinen, darf nicht erlahmen. Die notwendige Kraft vermittelt die Empathie mit den Opfern. Empathie als Kern der Realpolitik: das sind wir ihnen – und uns – schuldig.

Deshalb wollen wir heute als Erstes gemeinsam innehalten, um zu zeigen:

·       Wir trauern um die wahllos und perfide Ermordeten.

·       Wir nehmen Anteil am Leid ihrer Angehörigen.

·       Wir wünschen den Verletzten vollständige Genesung an Leib und Seele.

·       Wir fühlen mit den Traumatisierten und hoffen, dass sie den Horror verarbeiten können.

Unsere menschliche Verbundenheit relativiert sich nicht, wenn wir zu erkennen geben, dass uns in diesen Tagen auch der Tod unseres Alt-Bundeskanzlers Helmut Schmidt berührt. Im Gegenteil. Helmut Schmidt: der unerschütterliche Freund Frankreichs; der überzeugte Europäer – Seite an Seite mit Valéry Giscard d'Estaing Wegbereiter der Europäischen Union. Helmut Schmidts politisches und persönliches Ethos war,

·       moralische Legitimität und pragmatische Rationalität in Deckung zu bringen

·       und sich so in der übernommenen Führungsverantwortung tatsächlich zu bewähren.

Das gelang ihm selbst unter schwierigsten Umständen. Helmut Schmidt: wahrlich ein Großer. Seine scharfsinnige und eben deshalb wohltuende Autorität wird uns fehlen.

Finden wir uns, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, jetzt umso nachdrücklicher in jener konzentrierten Stille zusammen, die unsere unbeugsame Einigkeit manifestiert.

Ich bitte Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben.

Ich danke Ihnen.<<