Landtagspräsident Wolf warnt vor Impfmüdigkeit

Stuttgart. „Wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, um der zunehmenden Impfmüdigkeit zu begegnen“, sagte Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) bei der Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre Polio-Schluckimpfung in Baden-Württemberg“ am Samstag, 27. Oktober 2012, im Landtag. Zwar sei Deutschland poliofrei, aber angesichts der erdumspannenden Mobilität könne das Virus jederzeit wieder eingeschleppt werden. Zudem verlieh Wolf seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Veranstaltung dazu beitrage, die Spätfolgen der Kinderlähmung in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Der Landtagspräsident bezeichnete den Sieg über Poliomyelitis als „humane Errungenschaft ersten Ranges“. Allerdings sei das Jubiläum keine „reine Jubelfeier“, weil das Polio-Virus noch nicht auf der ganzen Welt ausgerottet sei. Und solange ein einzelner Mensch infiziert sei, bestehe die Gefahr der Ansteckung. „Die Kinderlähmung ist nicht mehr gegenwärtig und wird deshalb auch nicht mehr als Gefahr wahrgenommen“, erklärte Wolf die Impfmüdigkeit. Dies sei ein großer Fehler angesichts der Tatsache, dass es nach wie vor keine Therapie gegen Poliomyelitis gebe.

Nach Angaben des Landtagspräsidenten leiden heute viele Polio-Betroffene, die genesen waren und ein normales Leben geführt haben, an den Spätfolgen ihrer Erkrankung. Die Fallzahlen in Deutschland variierten je nach Schätzung zwischen 60.000 und mehreren Hunderttausend. Das sogenannte Post-Polio-Syndrom trete erst nach Jahrzehnten auf und sei unter anderem mit zunehmender Muskelschwäche sowie Atem- und Schluckbeschwerden verbunden, so Wolf. Für die Erkrankten sei es oftmals schwer, einen Mediziner zu finden, der sich mit Poliomyelitis und deren Spätfolgen auskenne. Den Organisatoren, nämlich dem Landesverband Baden-Württemberg des Bundesverbands Poliomyelitis und der Polio Initiative Europa, dankte der Landtagspräsident für eine „anspruchsvolle Jubiläumsveranstaltung“.

Staufermedaille für Siegfried Spliesgart

Wie Wolf abschließend ausführte, hege er große Bewunderung für die Betroffenen, die ihrem schweren Los trotzten und sich überdies dem Kampf gegen die Krankheit widmeten. Einer dieser Betroffenen ist der Sprecher des Landesverbands Baden-Württemberg des Bundesverbands Poliomyelitis, Siegfried Spliesgart aus Stuttgart. Er erhielt aus den Händen von Guido Wolf die Staufermedaille in Silber. Bei der Staufermedaille handelt es sich um eine persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten, die als Dank und Anerkennung für besondere Verdienste um das Land Baden-Württemberg vergeben wird.