Landtagspräsidentin Aras: Gedenkstätten rütteln uns wach angesichts des erstarkenden Rechtsextremismus

Stuttgart. Die diesjährige Gedenkstättenreise am 17. und 18. Juli 2025 führt Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) zu fünf Orten der Erinnerung an den NS-Terror in den Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg, Schwäbisch-Hall und Main-Tauber. Auf dem Programm stehen ein intensiver Austausch mit ehrenamtlich Mitarbeitenden der Gedenkstätten vor Ort sowie eine Abendveranstaltung unter dem Motto „Demokratie und Erinnern – aktuelle Herausforderungen“ in der Peterskirche in Vaihingen/Enz. PD Dr. Rolf Frankenberger, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Rechtsextremismusforschung (IRex) an der Universität Tübingen, hält dort einen Fachvortrag.

„Überall in Baden-Württemberg vergegenwärtigen uns Gedenkstätten die Grausamkeit der NS-Zeit. Sie machen uns bewusst, wozu Menschen fähig sind, wenn aus Vorurteil Verachtung und aus Verachtung Vernichtung wird“, erklärt Landtagspräsidentin Muhterem Aras. „Dieses Wachrütteln brauchen wir angesichts des erstarkenden Rechtsextremismus und Antisemitismus vielleicht mehr denn je in der Geschichte unserer Bundesrepublik.“ Darauf wolle sie mit ihrer diesjährigen Gedenkstättenreise aufmerksam machen, so Aras. Zudem wolle sie die Besuche nutzen, „um den zahlreichen Aktiven für ihr unerschütterliches Engagement für die Gedenkarbeit und für die Bewahrung unserer Demokratie zu danken“.
 

Erste Stationen der Gedenkstättenreise sind am Donnerstag, 17. Juli 2025, die KZ-Gedenkstätten in Leonberg (Landkreis Böblingen) und Vaihingen/Enz (Landkreis Ludwigsburg. Im KZ Leonberg mussten ab dem Frühjahr 1944 bis April 1945 rund 5.000 Häftlinge aus 24 Nationen Zwangsarbeit in den bombensicheren Röhren des Engelbergtunnels leisten, des ersten deutschen Reichsautobahntunnels. Flugzeugteile wurden dort gefertigt. Hunderte Menschen starben. Im KZ Vaihingen/Enz, ebenso wie Leonberg ein Außenlager des KZ Natzweiler/Elsass, waren zwischen November 1944 und März 1945 rund 2.500 Häftlinge beim Bau eines unterirdischen Bunkerwerks eingesetzt. Etwa 1.600 von ihnen kamen zu Tode.
 

Die Abendveranstaltung in der Peterskirche in Vaihingen/Enz eröffnet Oberbürgermeister Uwe Skrzypek. Anschließend spricht die Landtagspräsidentin ein Grußwort. PD Dr. Rolf Frankenberger, Politologe und wissenschaftlicher Geschäftsführer am Institut für Rechtsextremismusforschung (IRex) an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, hält einen Fachvortrag. Im Anschluss tauschen sich die Gäste bei einem moderierten Gespräch unter dem Motto „Demokratie und Erinnern – aktuelle Herausforderungen“ mit Landtagspräsidentin Aras aus. Musikalisch umrahmt wird der Abend durch Schülerinnen und Schüler der Jugendmusikschule Vaihingen/Enz. 
 

Am Freitag, 18. Juli 2025, besucht die Landtagspräsidentin zunächst eine der ältesten noch erhaltenen Synagogen in Württemberg in Michelbach/Lücke (Landkreis Schwäbisch-Hall). Sie steht für die Jahrhunderte währende reiche Geschichte der jüdischen Gemeinden in Hohenlohe und Württembergisch-Franken. Anschließend steht ein Besuch der Erinnerungsstätte „Die Männer von Brettheim“ in Rot am See-Brettheim (Landkreis Schwäbisch-Hall) auf dem Programm. Die drei Männer hatten mit anderen Bürgern in den letzten Kriegstagen vier Hitlerjungen entwaffnet, um eine irrsinnige Verteidigung des Dorfes gegen die Amerikaner zu verhindern. Sie wurden von SS-Einheiten ermordet. Letzte Station der Gedenkstättenreise 2025 ist am Nachmittag das Jüdische Museum in Creglingen (Main-Tauber-Kreis). 
 

Die Landtagspräsidentin wird auf der Gedenkstättenreise an verschiedenen Stationen von Landtagsabgeordneten aus den jeweiligen Wahlkreisen begleitet. Im letzten Jahr standen Gedenkorte in der Bodenseeregion im Fokus der Gedenkstättenreise. Frühere Gedenkstättenreisen führten die Präsidentin zu Orten des Gedenkens und Erinnerns am Oberrhein (2018), in Südwürttemberg (2019), Nordwürttemberg (2020), Nordbaden (2022) und in die Landkreise Tübingen, Freudenstadt und Böblingen (2023). Die Landtagsverwaltung organisiert und veranstaltet die Gedenkstättenreise in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung.

Anlage:

Detailliertes Programm(Dokument)