Landwirtschaftsausschuss diskutiert Potential der Stevia-Pflanze als Zuckerersatz
Stuttgart. Er ist 100 bis 150 mal süßer als Zucker, der Extrakt der Stevia-Pflanze, und wird in einigen südamerikanischen und asiatischen Ländern als Süßungsmittel in Lebensmitteln verwendet. Mit der Frage, welches Potential diese Pflanze als Zuckerersatz hat, befasste sich der Ausschuss Ländlicher Raum und Landwirtschaft auf seiner Sitzung am Mittwoch, 23. Juni 2010. Wie der Vorsitzende des Gremiums, der CDU-Abgeordnete Karl Traub, mitteilte, sind derzeit weder die Pflanze noch ihre Inhaltsstoffe in der Europäischen Union zugelassen. Nach Angaben des Ausschussvorsitzenden handelt es sich bei „Stevia rebaudiana“ um eine Pflanze, die ursprünglich in Südamerika vorkommt und deren Blätter süß schmeckende Glykoside, insbesondere Steviosid, enthalten. Im Juni 1999 habe die EU entschieden, dass weder Steviosid noch die Pflanze als Lebensmittel oder Lebensmittelzutat zugelassen werden könnten, weil die bislang vorliegenden Daten nicht ausreichten, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit zu beurteilen. Wie Traub weiter ausführte, hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) am 14. April 2010 eine Stellungnahme zur Sicherheit von aus Stevia gewonnenen Glykosiden veröffentlicht. Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Glykoside weder Änderungen in den Genen bewirkten noch krebserregend seien. Zudem seien keine schädlichen Wirkungen auf die menschlichen Fortpflanzungsorgane oder das ungeborene Leben festgestellt worden. Die EFSA habe als zulässige tägliche Aufnahmemenge einen Wert von vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt, so der Ausschussvorsitzende. Allerdings weise die Behörde darauf hin, dass dieser Wert überschritten werden könne, wenn die Süßungsmittel in den von den Herstellern vorgeschlagenen Höchstmengen aufgenommen würden. Über eine EU-Zulassung werde nun auf Grundlage dieser nicht uneingeschränkt positiven Stellungnahme neu entschieden.
Abgesehen von der fehlenden Zulassung unterscheiden sich die betreffenden Glykoside laut Traub geschmacklich noch stark von Zucker, weshalb die Landesregierung davon ausgehe, dass eine Einführung als Zuckerersatzstoff nur sehr begrenzt erfolgen werde.