Neues Kunstwerk für den Landtag
Hajek-Triptychon übergeben Es gilt das gesprochene Wort! Stuttgart. Der Bund hat dem Landtag von Baden-Württemberg das 1980 geschaffene Triptychon „Paraphrasen zu den Nationalfarben“ des namhaften Stuttgarter Künstlers Professor Dr. Otto Herbert Hajek als Dauerleihgabe überlassen. Gezeigt wird das Gemälde im Foyer des Landtags. Anlässlich der Über¬gabe am heutigen Dienstag, 9. November 2004, sagte Landtagspräsident Peter Straub in Anwesenheit des Künstlers und zahlreicher Gäste wörtlich: >>Schwarz-Rot-Gold: das waren die Farben des Hambacher Festes 1832, der Paulskirche 1848, des 1924 gegründeten „Reichsbanners“ und der friedlichen Revolution 1989/1990. Schwarz-Rot-Gold: das symbolisiert Freiheit und Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Einheit. Wer die „Paraphrasen zu den Nationalfarben“ von Otto Herbert Hajek betrachtet, der sieht daher unwillkürlich mehr als ein schwereloses Spiel mit der faszinierenden Intensität dieser drei Farben. Ohne ein Kunstwerk fragwürdig zu vereinnahmen, kann man mithin die Überzeugung vertreten: Die „Paraphrasen zu den Nationalfarben“ gehören ungeachtet ihres hohen Wertes nicht in eine Sammlung – sie gehören in den öffentlichen Raum! Der Landtag von Baden-Württemberg darf ab heute dieser öffentliche Raum sein. Das ist ein ergreifender Moment. Zumal „heute“ 9. November heißt. 9. November – das Datum, das alle politisch denkenden Menschen stets neu bewegt. Es freut mich deshalb sehr, dass Sie, meinen Damen und Herren, das Triptychon gemeinsam mit mir in Empfang nehmen. Ich begrüße Sie alle ganz herzlich und danke Ihnen für Ihr Kommen. Mein besonderer Willkommensgruß gilt selbstredend Ihnen, verehrter Herr Professor Hajek. Ihrer Krankheit trotzend, sind Sie in unserer Mitte. Sie bekräftigen dadurch Ihre Verbundenheit mit dem Landtag. Und Sie machen deutlich, welchen Rang Sie den „Paraphrasen zu den Nationalfarben“ in Ihrem herausragenden Oeuvre zuweisen. Die schwarz-rot-goldene Ur-Fahne des Hambacher Festes trug die Inschrift: „Deutschlands Wiedergeburt“. Es reizt natürlich – daran angelehnt – zu sagen: Die „Paraphrasen zu den Nationalfarben“ erleben heute eine Wiedergeburt. So weit möchte ich indes nicht gehen. Von einer glücklichen Rückkehr nach Stuttgart, nach Baden-Württemberg und in unsere Kunstlandschaft darf man aber zweifellos sprechen. Das unterstreicht der Kreis der Gäste, der sich eingefunden hat. Ich nenne – Herrn Vizepräsident Birzele, – die Kolleginnen und Kollegen des Landtags – sowie – als Vertreter der Landesregierung – die Herren Staatssekretäre Sieber und Böhmler. Dabei sei anerkennend erwähnt, dass der Landesregierung das Gemälde ebenfalls sehr am Herzen gelegen ist. Weiter nenne ich: – Frau Bürgermeisterin Magdowski, die gleich zu uns stoßen wird; – und den Leiter der Staatsgalerie Stuttgart, Herrn Professor von Holst – unseren Nachbarn an der „Kulturmeile“, als deren Teil sich der Landtag jetzt noch intensiver fühlen kann. Zurück an ihren Entstehungsort Stuttgart kommen die „Paraphrasen zu den Nationalfarben“ aus Bonn, wo sie einst den NATO-Saal des Bundeskanzleramtes zierten. Seit dem Regierungsumzug nach Berlin waren sie der Obhut des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit anvertraut. Namentlich Frau Bundesministerin Wieczorek-Zeul und Herr Staatssekretär Stather entwickelten sofort große Sympathien für die Idee, das Triptychon dem Land Baden-Württemberg als Dauerleihgabe zu überlassen. Deshalb ist uns der Vertreter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Herr Ministerialrat Schneider, ein geschätzter Gast. Sie, Herr Schneider, und Ihre Mitarbeiter haben dem Namen Ihres Ministeriums Ehre gemacht: Die Zusammenarbeit mit der Landtagsverwaltung klappte bestens. Bitte übermitteln Sie unseren Dank für das hervorragende Einvernehmen auch der politischen Spitze Ihres Hauses. Würden die Anliegen der Landesparlamente immer derart wohlwollend behandelt, wäre die Föderalismusreform erheblich weiter. Im Ernst – und ich wiederhole mich gerne: Der Landtag von Baden-Württemberg bietet den „Paraphrasen zu den Nationalfarben“ mit großem Respekt einen angemessenen Platz – wenngleich eine gewisse Ironie des Schicksals mit im Spiel ist. Denn gewonnen haben wir diesen Platz durch die Umbaumaßnahmen, die aus den bekannten traurigen Gründen zur Verbesserung der Zugangskontrolle notwendig geworden waren. Die „Paraphrasen zu den Nationalfarben“ sind in mehrfacher Hinsicht ein spezifisches Stück von Ihnen, verehrter Herr Professor Hajek. Das Triptychon zählte zu jenem Ausschnitt Ihres Schaffens, den Sie 1981 in Rom – genauer in der Engelsburg – präsentieren konnten. Rom 1981 – das war durchaus ein Meilenstein in Ihrer beeindruckenden Vita. Die Engelsburg hatte sich zum ersten Mal der modernen Kunst und einem deutschen Künstler geöffnet. Und dort begeisterte sich Bundeskanzler Helmut Schmidt so sehr für das Triptychon, dass Sie bereit waren, es dem Bund zunächst leihweise zu vermachen. Das Gemälde zeigt damit pars pro toto: Sie, verehrter Herr Professor Hajek, haben sich nie begnügt, Künstler, Gestalter und Hochschullehrer zu sein. Sie waren und Sie sind mehr: – ein unvergleichlicher Botschafter unseres Landes, – ein Baumeister kultureller Brücken über alle politischen Grenzen hinweg, – ein glänzender Kommunikator – und eine Persönlichkeit, die ohne Überheblichkeit den konstruktiven Austausch mit der Politik pflegt und die Kunstfreiheit auch als individuell wahrzunehmende bürgerschaftliche Verantwortung buchstabiert. Das Triptychon hier am Aufgang zum Plenarsaal und zur Lobby lässt mich einen geistigen Bogen schlagen zu Ihren Skulpturen in der Heilbronner Straße am Eingang der Stuttgarter Innenstadt und zu Ihrer Plastik vor der baden-württembergischen Landesvertretung in Berlin. Diese Werke nennen Sie „Wegzeichen“. Und als „Wegzeichen“ empfinde ich die „Paraphrasen zu den Nationalfarben“ gerade am Fuß der Treppe hinauf zum Hauptgeschoss des Landtags. Denn was sich im Dreiklang Schwarz-Rot-Gold ausdrückt, das ist und bleibt die Grundlage aller politischen Tätigkeit. Mögen die „Paraphrasen zu den Nationalfarben“ in diesem Sinne auf uns und auf unsere Besucherinnen und Besucher wirken!