Oppenheimer-Auszeichnung für Soziologin Prof. Dr. Bernstein und Pfarrer Dr. Volkmann
Stuttgart. Die Soziologin Prof. Dr. Julia Bernstein und der Pfarrer Dr. Michael Volkmann wurden von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) und dem Landtag von Baden-Württemberg mit der Joseph-Ben-Issachar-Süßkind-Oppenheimer-Auszeichnung geehrt. Sie erhielten den Preis im Rahmen eines Empfangs anlässlich des Jüdischen Neujahrsfestes am Montagabend, 13. September 2021, in der Staatsgalerie in Stuttgart. Mit der Auszeichnung wird herausragendes Engagement in Wissenschaft und Publizistik gegen Minderheitenfeindlichkeit und Vorurteile gewürdigt. Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) erklärte: „Zum Engagement für eine offene Gesellschaft gehört es, Vorurteile zu verhindern, indem wir Menschen die Möglichkeit geben, sich selbst ein Urteil zu bilden.“ Sie würdigte die Preisträger Prof. Dr. Bernstein und Dr. Volkmann als „solche Ermöglicher“.
Ausgewählt wurden die Preisträger von einer Jury, der die Landtagspräsidentin, die IRGW, die fünf Landtagsfraktionen sowie jeweils ein Vertreter der Landesregierung, der Hochschulen und der Medien angehören. Dr. Julia Bernstein lehrt als Professorin für Diskriminierung und Inklusion in der Einwanderungsgesellschaft an der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS). Sie wird geehrt für ihre qualitativ-empirischen Forschungen, in denen sie dem Phänomen des Antisemitismus und seinen Ausdrucksformen aus der Perspektive potentieller Opfer nachgeht. Damit sensibilisiere sie Multiplikatoren für die Notwendigkeit eines Perspektivwechsels. Ihre Forschung, heißt es in der Begründung der Jury, helfe, einer Täter-Opfer-Umkehr im Bereich Antisemitismus vorzubeugen und das Vertrauen der jüdischen Menschen in ihr Umfeld und in unsere Gesellschaft zu stärken.
Nur durch das Kennenlernen der jüdischen Geschichte in Deutschland sowie durch Dialog lassen sich Vorurteile gegenüber Jüdinnen und Juden abbauen. Dr. Michael Volkmann leistet hier seinen Beitrag. Als Pfarrer der Evangelischen Landeskirche Württemberg förderte er den Dialog zwischen Christen und Juden und war Mitbegründer des Stuttgarter Lehrhauses, einer Stiftung für interreligiösen Dialog. Er habe dies stets als seine Berufung empfunden, so die Jury in ihrer Begründung: Sein Engagement gehe weit über eine berufliche Pflichterfüllung hinaus, seine unzähligen Vorträge, Aufsätze und organisierte Studienreisen hätten ihn zu einem gefragten Experten gemacht.
An der Preisverleihung nahmen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur sowie von Glaubens- und Religionsgemeinschaften teil. Grußworte sprachen neben Landtagspräsidentin Aras auch die IRGW-Vorstandssprecherin Prof. Barbara Traub und der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer. Die Laudatoren an dem Abend waren Prof. Dr. Doron Kiesel, Wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden, und Dr. Michael Blume, Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus. Kinder des Jüdischen Kindergartens und der Jüdischen Grundschule in Stuttgart unterhielten die Gäste. Die Veranstaltung wurde per Livestream auf dem YouTube-Kanal der IRGW übertragen.
Die Verleihung des Preises wurde 2015 ins Leben gerufen und findet seitdem alle zwei Jahre statt. Vorherige Preisträgerinnen und Preisträger sind die Amadeu Antonio Stiftung, der Rabbiner Dr. Tovia Ben-Chorin und der Psychologe Ahmad Mansour sowie die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann und der Geschichtsforscher Martin Ritter. Die nicht dotierte Auszeichnung besteht aus einer Medaille und einer Urkunde. Entworfen wurde die Medaille von dem jüdischen Künstler Jacob Abitbol aus Schwäbisch Hall. Zentrale Elemente auf der Vorderseite bilden der Davidstern und ein Bildnis Oppenheimers. Die Rückseite zeigt die beiden Logos von Landtag und IRGW.