Präsidentin Aras: „Wir wollen gerade bei jungen Menschen die Erinnerung wachhalten, welches Leid Nationalismus gebracht hat“

Stuttgart/Straßburg. Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg und dem Elsass sollen sich stärker zu europäischen Themen austauschen und eine gemeinsame Erinnerungskultur entwickeln. Landtagspräsidentin Muhterem Aras (GRÜNE) und der Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Volker Schebesta MdL (CDU), haben am heutigen Donnerstag, 21. Januar 2021, mit dem Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, Rainer Wieland, und dem Präsidenten der neuen europäischen Gebietskörperschaft Elsass, Frédéric Bierry, sowie der Rektorin der Akademie Straßburg, Élisabeth Laporte, eine entsprechende Gemeinsame Absichtserklärung zur Förderung der staatsbürgerlichen, politischen und historischen Bildung junger Menschen aus Baden-Württemberg und dem Elsass unterzeichnet.

Der in der Erklärung vereinbarte Austausch soll beginnen, sobald die Corona-Pandemie es wieder zulässt. Die Gemeinsame Absichtserklärung bildet den Rahmen etwa für gemeinsame Besuche des Europäischen Parlaments, Gedenkstätten, wie dem deutsch-französischen Museum zum Ersten Weltkrieg auf dem Hartmannswillerkopf im Südelsass und dem ehemaligen deutschen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof südlich von Straßburg. 

„Ich bin dem Europäischen Parlament sehr dankbar für die Initiative zu der Gemeinsamen Absichtserklärung. Wir wollen jungen Menschen aus den Nachbarregionen Baden-Württemberg und dem Elsass die guten Gründe für die Europäische Union und die wichtige Rolle des Europäischen Parlaments wie auch die deutsch-französische Geschichte und Erinnerungskultur vermitteln und lebendig halten“, sagte Landtagspräsidentin Aras. Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Absichtserklärung fand parallel in Stuttgart und im Europäischen Parlament in Straßburg statt.

Die europäische Einigung ist – so Aras - eine einmalige Errungenschaft in der Geschichte unseres Kontinents. Die Wurzeln der Europäischen Union gehen nicht zuletzt auf die deutsch-französische Aussöhnung zurück, für die der Elysée-Vertrag und dessen Fortentwicklung durch den Aachener Vertrag stehen, deren Jahrestag wir am morgigen 22. Januar begehen. „Die Gemeinsame Absichtserklärung leistet einen konkreten Beitrag zur Intensivierung der deutsch-französischen Beziehungen. Junge Menschen in Baden-Württemberg und im Elsass lernen sich persönlich kennen. Sie lernen die Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen unseren beiden Ländern besser verstehen“, betonte die Präsidentin. „Auch wollen wir bei jungen Menschen die Erinnerung wachhalten, welches Leid der Nationalismus in der Vergangenheit über unsere Völker gebracht hat. Die Lehre aus der Geschichte ist, Extremismus und Nationalismus entschlossen entgegenzutreten“, so Aras.

Auf baden-württembergischer Seite wird die Absichtserklärung von der beim Landtag angesiedelten Landeszentrale für politische Bildung mit Unterstützung des Kultusministeriums umgesetzt. Im Elsass ist die Akademie Straßburg als staatliche Schulbehörde beteiligt. Verantwortlich ist die europäische Gebietskörperschaft Elsass, die Anfang dieses Jahres aus dem Zusammenschluss der beiden Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin gebildet wurde. Mit diesem Zusammenschluss sollen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die Sprache des Nachbarn in der Grenzregion stärker gefördert werden. 

Staatssekretär Volker Schebesta MdL, der die Absichtserklärung im Namen des Kultusministeriums unterschrieb, sagte: „Europa hat sehr viele Vorzüge: Das haben wir – um nur ein Beispiel zu nennen – schmerzhaft bei den geschlossenen Grenzen im Frühjahr 2020 gespürt. Doch nicht nur die Corona-Pandemie zeigt uns, wie wichtig es ist, Europa nicht für selbstverständlich zu nehmen. Auch der sich verstärkende Nationalismus und Populismus führt uns vor Augen, dass wir die europäische Zusammenarbeit stets weiterentwickeln müssen.“ Die Bedeutung der Absichtserklärung betonte er: „Sie greift den Kern der europäischen Idee auf: Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenzubringen, um ihnen Europa erlebbar zu machen und Verständnis füreinander zu schaffen. Das geht nur, wenn Begegnung und Bildung Hand in Hand gehen. Die Erklärung nimmt das auf und sorgt dafür, dass die europäische Idee von Frieden und Freundschaft auch in Zukunft Früchte trägt.“