Sechs Jugendliche aus Sonderschulen erhalten einen Ersten Preis
Es gilt das gesprochene Wort!
Stuttgart. Beim 52. Schülerwettbewerb des Landtags zur Förderung der politischen Bildung, an dem sich 4.018 Schülerinnen und Schüler beteiligt haben, konnten sechs Jugendliche aus Sonderschulen einen Ersten Preis, eine Studienreise nach Duisburg erhalten. Die Preisträger hatten mit ihren Plakatentwürfen zum Themenkomplex „Armut“ die Jury überzeugt. Überreicht wurden die Urkunden am Dienstag, 22. Juni 2010, in Stuttgart von Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler (SPD), der die Kreativität und Originalität lobte, die in den prämierten Arbeiten zum Ausdruck kommen. Wörtlich sagte der Landtagsvizepräsident: >>Ich freue mich, heute sechs junge Menschen mit einem Ersten Preis für ihre Teilnahme am Schülerwettbewerb auszeichnen zu dürfen. Was sie geleistet haben wird an einer Zahl deutlich: 1.153 Plakate wurden zum Thema Armut eingereicht. Um aus so vielen Plakaten die Sieger auszuwählen, trifft sich jedes Jahr eine kleine Gruppe von Preisrichtern. Zwei Tage lang wählen sie Plakate aus und besprechen ausführlich, wer einen Preis bekommt. Gleichgültig von welcher Schulart ein Teilnehmer kommt – alle Arbeiten konkurrieren miteinander. Besonders gespannt ist die Gruppe auf die Beiträge aus den Sonderschulen. Arbeiten von Schülern dieser Schulen überzeugen nämlich immer wieder mit klarer Sicht auf das Wesentliche im Alltag. Eure Plakate sind kreativ und originell. Sie können der Konkurrenz aus den anderen Schulen absolut standhalten. Nur 14 Plakate erhielten einen Ersten Preis – darunter die 6 Arbeiten von euch! Mir gefällt, wie gut ihr eine politische Fragestellung auf den Punkt gebracht habt. Bei jedem der ausgezeichneten Plakate kann in Bruchteilen von Sekunden wahrgenommen und verstanden werden, was Armut bedeutet und wie geholfen werden kann. Damit habt ihr die Jury und mich überzeugt! Nicole Uhls Plakat zum Beispiel. Bei dem habe ich sofort an den aktuellen Karstadt-Fall gedacht. Über die drohende Arbeitslosigkeit der Verkäuferinnen wird in allen Medien berichtet. Aber sehr selten wird die Trauer über die Pleite und den möglichen Verlust des Arbeitsplatzes so eindrücklich und anrührend dargestellt, wie auf ihrem Plakat. Liebe Nicole – ich finde es toll, dass du seit vier Jahren am Schülerwettbewerb teilnimmst. Du siehst: mit deiner großen Ausdauer und deinem Fleiß hast du nun endlich das Siegerpodest – ganz oben – erreicht. Herzlichen Glückwunsch! Florian Bader kommt von der Karl-Wacker-Schule Donaueschingen. Gleich mehr zu seinem Plakat. Doch zunächst möchte ich seiner Schule ganz besonders gratulieren. Der diesjährige Erste Preis bringt die Schule an die Spitze der erfolgreichen Sonderschulen im Schülerwettbewerb! In den letzten 12 Jahren brachte die Karl-Wacker-Schule 17 Erstpreisträgerinnen und Erstpreisträger hervor. Ich denke, das liegt auch an überaus engagierten Lehrerinnen und Lehrern. Liebe Frau Knab - bitte motivieren Sie auch weiterhin Ihre Kolleginnen und Kollegen und sprechen Sie allen meine höchste Anerkennung aus. Und dieses Buchgeschenk für Ihre Schule soll Sie immer wieder an den heutigen Tag erinnern. Aber nun zum Beitrag von Florian. Es fröstelt mich, wenn ich seine Menschen ohne Schuhe ansehe. Als Dach über dem Kopf nur die Autobahn, zum Wärmen ein Lagerfeuer. „Warum helft ihr uns nicht?“ fragen seine Obdachlosen. Florian hat genau hingesehen und zeigt, dass das Bild vom glücklichen Clochard, der lustig, frei und ungebunden den Tag verbringt, nicht stimmt. Vor allem in der kalten Jahreszeit sterben immer wieder Menschen ohne festen Wohnsitz. Und bei Hamid Faily nimmt der Reiche fast das ganze Plakat für sich in Anspruch. Diese Plakate sind ein Hilferuf an jeden von uns, der hoffentlich gehört wird! Die Arbeiten von Özlem Güvercin und Andreas Grüninger zeigen, wie traurig und einsam Armut macht. Da wünsche ich mir doch sehr, dass Zegiri Bashkims Plakat Wirklichkeit wird. Sein Plakat hat mir als bekennendem Fußballfan besonders gefallen. Vor 11 Tagen hat die Fußball WM in Afrika begonnen. Ich wünsche mir, dass viele Profifußballer bei der Aufstellung zur Nationalhymne auch solche Gedanken haben, wie Zegiri sie dargestellt hat. Ein echter Star ist für mich jemand der trotz Erfolg und Geld an die denkt, denen es nicht so gut geht und überlegt, wie er helfen kann! Überlasst das Helfen aber nicht nur den anderen. Wichtig ist, dass jede und jeder mit dem, was er oder sie kann, anderen hilft. Denn nur eine Gesellschaft, in die sich die Menschen mitfühlend einbringen, schafft eine lebenswerte Welt. Ihr habt mit euren Arbeiten dazu einen Beitrag geleistet. Denn sie bringen Menschen zum Nachdenken – und hoffentlich auch zum Handeln. Zunächst steht aber das gemeinsame Feiern im Mittelpunkt. Und gleich nach der Preisverleihung mit einem Mittagessen, das euch hoffentlich gut für die bevorstehende Reise stärkt, startet ihr in die Kulturregion RUHR. Mit dem ICE geht es auf große Fahrt nach Duisburg. Drei Tage habt ihr, um diese spannende Stadt kennen zu lernen. Ich freue mich, dass die Gruppe von zwei jungen Frauen begleitet wird, die letztes Jahr selbst zu den Preisträgern gehörten: Lisa Schell und Katja Schickl. Ihr werdet gemeinsam ein tolles Programm haben und wenn auf dieser Reise eines passiert – dass ihr alle gute Freunde werdet – dann freut mich das besonders. Zum Schluss meiner Rede möchte ich euch noch das Plakatthema des 53. Schülerwettbewerbs verraten: „Gestalte ein Plakat, das die Chancen oder die Probleme in der heutigen Arbeitswelt zeigt.“ Ich bin schon heute gespannt auf die Plakate zu diesem Thema und hoffe, dass auch ihr euch wieder beteiligt.<<
Der neue Wettbewerb ist gestartet. Informationen dazu unter:
www.schuelerwettbewerb-bw.de